Wie grün sind Versicherer? Zwischenbilanz beim ESG-Rating

Knapp zwei Jahre ist es her, dass sich der Versichererverband GDV mit einem Positionspapier zum nachhaltigen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft verpflichtet hat. Schließlich verfügt die Versicherungswirtschaft mit mehr als 1,7 Billionen Euro Kapitalanlagen über wichtige Stellschrauben für eine enkelgerechtere Zukunft.

Aber wie bewältigen Versicherer ganz konkret die Wegstrecke zu einem nachhaltigen Unternehmen? Das ESG-Unternehmensrating von Franke und Bornberg gibt Antworten. Es gründet auf dem freiwilligen Engagement der beteiligten Versicherer. Sie haben umfangreiche Informationen geliefert. Untersucht wird die Performance in den Bereichen E für „Environmental/Umwelt“, S für „Soziales“ und G für „gute Unternehmensführung“. Im August 2022 wurde das erste ESG-Unternehmensrating veröffentlicht. Nun ist es Zeit für eine Zwischenbilanz.

ESG-Unternehmensrating betrachtet insgesamt 21 unterschiedliche Bewertungsbereiche

Das ESG-Unternehmensrating betrachtet insgesamt 21 unterschiedliche Bewertungsbereiche mit 83 Prüfungspunkten, von denen der Aspekt „Ausschlusskriterien“ in allen drei ESG-Feldern bewertet wird. Dabei nutzt Franke und Bornberg ausschließlich selbst erhobene Daten und eigene Recherchen. Im Ergebnis zeigten die teilnehmenden Versicherer je nach ESG-Dimension unterschiedliche Ausprägungen beim Grad der Nachhaltigkeit. „Jeder Versicherer zeigt im Detail andere Stärken“, konstatiert Franke. Das sei nicht zuletzt ein Ergebnis der Unternehmenshistorie. Während mittelständische Versicherer mit starker Bindung an ihre Herkunftsregion oft im Bereich Soziales punkten könnten, spielten Governance-Aspekte in international aufgestellten Unternehmen aufgrund höherer Anforderungen meist eine größere Rolle.

Die folgenden Beispiele zeigen, mit welchen Leistungen es die Versicherer an die Spitze der jeweiligen ESG-Disziplin geschafft haben.

  • Environmental – Umwelt: Dort belegt Zurich aktuell die Spitzenposition. Zurich ermittelt sämtliche Treibhausgas-Emissionen und kompensiert seine CO2-Emissionen. Der Wasser- und Stromverbrauch liegt deutlich unterhalb des Durchschnitts der Vergleichsgruppe. Zudem nutzt Zurich zu 100 Prozent Ökostrom aus Wasserkraft.
  • Social – Soziales: Ein überzeugendes Beispiel für soziale Spitzenleistungen liefert die Barmenia mit der Wertung „hervorragend“ (91 Prozent). Das Unternehmen unterbreite Beschäftigten attraktive Angebote, zum Beispiel für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie zur Gesundheitsförderung. Besonders positiv hervorzuheben seien die Grundsätze der Kapitalanlage im sozialen Bereich. Die Barmenia setzt sehr strenge Vorgaben im Bereich Menschenrechte, Pressefreiheit und Vermeidung von Korruption. Zudem nimmt die Barmenia ihre Verantwortung als Arbeitgeber und in der Region Wuppertal aktiv wahr.
  • Auf dem Feld der guten Unternehmensführung besetzt Generali derzeit den ersten Platz. Bei der Generali engagieren sich der Nachhaltigkeitsbeauftragte sowie eine komplette Abteilung für alle Facetten von Nachhaltigkeit. Mit dem Ziel, möglichst große Wirkung zu erzielen, nutzt Generali vielfältige Anlagestrategien. Dazu zählen Positivkriterien und der Best-in-Class-Ansatz ebenso wie Ausschlusskriterien und die aktive Ausübung von Stimmrechten. Das Asset Management wird auf konsequente Verfolgung des vereinbarten Kurses verpflichtet.