Potenzial der Fondsindustrie: Nachhaltige Geschäftsentwicklung
Der globale Vermögensverwaltungssektor erlebt nicht nur Herausforderungen durch den Brexit, die Covid-19-Pandemie und geopolitische Unsicherheiten, auch disruptive Trends in den Bereichen Digitalisierung, Datenanalytik und ESG-Anforderungen prägen die Branche vor dem Hintergrund sich verändernder regulatorischer Prioritäten und des Talentmangels. Doch durch internationale Netzwerke und spezielle Strategien zur Förderung der Geschäftsentwicklung können Unternehmen dabei unterstützt werden, ihre Niederlassungen auszubauen, hochqualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen und die nächste Generation von Investment-Management-Lösungen anzubieten.
Transformation durch Digitalisierung und Datenanalyse
Covid-19 verstärkte die Notwendigkeit der Digitalisierung in der Fondsbranche, was zu einer erhöhten Nachfrage nach digitalisierten manuellen Prozessen, optimierter Kundenbindung und Prozesseffizienz, Bereitstellung von Erkenntnissen und fortschrittlicher Technologie zum Schutz vor Cyberkriminalität führt. Der generationenübergreifende Vermögenstransfer und die Veränderungen in den Belegschaften treiben die digitale Innovation voran, da eine neue Generation von Anlegern und Arbeitnehmenden auf den Markt kommt.
Kunden erwarten eine bessere, vorausschauendere und nahtlosere Erfahrung als je zuvor sowie Echtzeit-Beratung über alle Kanäle. Die irische Niederlassung von Fidelity Investment beispielsweise setzt bahnbrechende Technologien wie die Verarbeitung natürlicher Sprache (NLP) ein, um die Interaktion mit Kunden zu verändern, indem sie natürliche Sprache digital erkennt, versteht und darauf reagiert. Das Unternehmen hat eine eigene Infrastruktur für virtuelle Assistenten und Chatbots aufgebaut, um textbasierte Dienste zur Beantwortung von Fragen in natürlicher Sprache zu unterstützen.
Die Optimierung bestehender Big-Data-Banken in Fonds durch Analytics-Tools ist ebenfalls eine bedeutende Geschäftsmöglichkeit, da nützliche Finanzindikatoren extrahiert und fundierte Vorhersagen gemacht werden können. IDA Ireland beispielsweise unterstützt ihre Kunden aktiv beim Aufbau von Kapazitäten in den Bereichen Digitalisierung und Datenanalyse, etwa durch eine Online-Scorecard zur Innovationsdiagnose, maßgeschneiderte Finanzierung, technische Beratung und Verbindungen zum irischen Forschungsökosystem, um Partnerschaften für die gemeinsame Entwicklung von Produkten und -dienstleistungen der nächsten Generation zu ermöglichen. Zu den Forschungszentren gehören das Insight Research Centre for Data Analytics, das Zugang zu den Datenanalyse- und KI-Ökosystemen in Irland und Europa bietet, und CeADAR, Irlands Zentrum für angewandte Künstliche Intelligenz, das an KI-, maschinellen Lern- und Datenanalyselösungen mitarbeitet und der Industrie Demonstratoren der Big-Data-Analytik-Technologie liefert.
Erhöhte Nachfrage nach ESG
ESG-Trends verändern das Ökosystem der Vermögensverwaltung, wobei eine neue Generation von Anlegern die Nachfrage nach verantwortungsvollen Investitionen ankurbelt und Anlageentscheidungen auf der Grundlage sozialer Faktoren trifft. Einige Analysten gehen davon aus, dass die weltweiten ESG-Vermögenswerte bis 2025 53 Mrd. USD übersteigen könnten. Es wird erwartet, dass sich die Prioritäten über die finanzielle Performance hinaus auf die Erreichung von ESG-Zielen verlagern, die zum Mainstream werden. Die Verankerung von ESG in allen Organisationen mit einem klaren Rahmen für die Messung und Berichterstattung ist von entscheidender Bedeutung, ebenso wie die Übereinstimmung mit der öffentlichen Kommunikation. Regulatorische Berichterstattung und Kennzahlen sind eine zentrale Herausforderung und es besteht ein dringender Bedarf nach einem einheitlichen Standard. Viele Vermögensverwalter wenden sich der Technologie zu, um diese Herausforderung zu bewältigen.
Unternehmen wenden sich in der Regel an Rating-Agenturen, wenn es um ESG-Kennzahlen geht, aber sie bauen auch zunehmend eigene KI-basierte Lösungen auf, um den Anlegern die Gültigkeit der ESG-Kennzahlen zu versichern, indem sie alternative Daten als Quelle der „ESG-Wahrheit“ nutzen. Dies trägt dazu bei, Probleme wie Datenabdeckung und Graduierungslücken zu beheben, da Techniken wie die Verarbeitung natürlicher Sprache eine skalierbare Möglichkeit bieten, die ESG-Eigenschaften einer Anlage auf der Grundlage öffentlich verfügbarer Daten zu bewerten. Der Bedarf an alternativen Daten wird für Unternehmen immer wichtiger, um die Vorschriften und Offenlegungen im Bereich der nachhaltigen Finanzen einzuhalten.
Darüber hinaus haben sich multinationale Unternehmen aus allen Industriezweigen verpflichtet, in ihren Lieferketten keine Treibhausgasemissionen zu verursachen. Dies wird zunehmend als ein Wettbewerbsvorteil und als eine Frage der Nachhaltigkeit angesehen. IDA unterstützt Kunden bei der Ausarbeitung von Klimaaktionsplänen, der Finanzierung von Beratern zur Unterstützung der Emissionsreduzierung oder bei Investitionen in den Aufbau von Kapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energien, z. B. Sonnenkollektoren, Biomasse, Biogas oder Windturbinen – eine potenzielle Chance für die Investorengemeinschaft.
Herausforderungen im Bereich Talent
Das Talentmanagement steht ganz oben auf der Agenda der wachsenden Vermögensverwaltungsbranche, die mit einer neuen Welle von Talenten reagieren muss, um den Anforderungen in den Bereichen Digitalisierung, Daten, ESG und Front-Office-Aktivitäten gerecht zu werden und gleichzeitig die bestehende Belegschaft zu halten. Die Zunahme von Remote- und Hybrid-Arbeitsplätzen verbessert den Zugang zu einem breiteren nationalen Talentpool, verschärft aber auch den global gewordenen „War for Talents“.
Die Umschulung großer Fondsverwaltungsbetriebe spielt ebenfalls eine große Rolle, um Arbeitsplätze zu sichern. Dies wird durch Regulierungs-, Kosten- und Margendruck vorangetrieben, und Fondsmanager suchen zunehmend nach Fondsverwaltern als Partner für Technologieentwicklung. Unternehmen wie die Deutsche Bank, Fidelity Investments, Mastercard und BNY Mellon arbeiten mit akademischen Einrichtungen in Irland zusammen, um sowohl ihre Talentpipelines anzuzapfen als auch um Zugang zu Know-how über neue Technologien wie KI, Blockchain, Cloud, Cybersecurity, Data Science und Quantum Computing zu erhalten.