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ESG-Pflicht: Nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzsektor

Für immer mehr institutionelle Investoren und Privatanleger werden Nachhaltigkeitskriterien zum Kompass für ihre Investitionsentscheidungen. Das Schlagwort lautet ESG. Unter diesem Kürzel zusammengefasst ist ein breites Spektrum an ökologischen und sozialen Faktoren, das Ganze gekoppelt mit Aspekten der guten und transparenten Unternehmensführung. Wie stark Unternehmen im Arbeitsalltag ihren eigenen CO2-Verbrauch konsequent in Richtung Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft reduzieren, spielt vor dem Hintergrund des Klimawandels eine zentrale Rolle. Darüber hinaus geht es darum, die soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern im Sinne von optimalen Arbeitsbedingungen und angemessenen Gehältern wahrzunehmen.

Dies ist umso wichtiger, seit die EU-Verordnung „über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor”(Offenlegungsverordnung) im März 2021 in Kraft getreten ist. Darin wird genau festgelegt, welche Fonds sich als nachhaltig im Sinne von Artikel 8 der Offenlegungsverordnung bezeichnen dürfen. Fonds, welche die strengeren Anforderungen von Artikel 9 erfüllen wollen, müssen darüber hinaus ein konkret definiertes Nachhaltigkeitsziel verfolgen.

Nachhaltigkeitsfonds boomen

Wie stark von Anlegerseite Nachhaltigkeitsfonds gefragt sind, zeigen die Erhebungen des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) in seinem letzten Marktbericht, der im Juni 2022 erhoben wurde. Demnach stiegen 2021 die Investmentvolumina für Nachhaltigkeitsfonds gegenüber dem Vorjahr um 50 Prozent auf 501,4 Milliarden Euro. Den stärksten Zuwachs verzeichneten dabei die Publikumsfonds, deren Volumina sich um 130 Prozent auf 246 Milliarden Euro mehr als verdoppelten. 93 Prozent der nachhaltigen Publikumsfonds wurden 2021 als Artikel-8-Fonds deklariert, 7 Prozent als Artikel-9-Fonds. Bei den Mandaten und Spezialfonds, die trotz eines weiteren Wachstums mit 32,6 Prozent Gesamtanteil bei einem Volumen von 163,5 Milliarden Euro auf Platz 2 verdrängt wurden, waren es sogar 100 Prozent.

Bei den nachhaltigen Publikumsfonds ist die Zunahme zum einen auf Mittelzuflüsse (40%) zurückzuführen. Zum anderen wirkt sich positiv aus, dass 2021 eine Reihe vormals als nicht nachhaltig eingestufter Fonds nunmehr als Artikel-8-Fonds klassifiziert wurden. Dies betrifft insbesondere nachhaltige Immobilienfonds mit einem Volumen von 72,2 Milliarden Euro.

Der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) bezifferte das Volumen aller Fonds und Mandate in Deutschland zum 31. Dezember 2021 auf 4,3 Billionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Zuwachs um mehr als 11,7 Prozent. Damit kamen die nachhaltigen Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds im Referenzjahr 2021 auf einen Anteil von 9,4  Prozent am deutschen Gesamtfondsmarkt. Das sind drei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Berechnet man den Anteil nachhaltiger Publikumsfonds an der Gesamtsumme der Publikumsfonds, so erreichen nachhaltige Publikumsfonds einen Marktanteil von 16,7 Prozent. Führend bei den Assetklassen nachhaltiger Publikumsfonds bleiben mit 36 Prozent die Aktien, gefolgt von den Unternehmensanleihen (26%) und dem Aufsteiger Immobilien (21%).

Wie sich das S in ESG umsetzen lässt: Beispiel Frequentis

 In diesem Umfeld arbeiten Unternehmen – unter anderem auch Frequentis – daran, die eigenen ESG-Ziele stetig zu erweitern. Innerhalb der Berichterstattung zur Nachhaltigkeit gegenüber den Stakeholdern hat sich dabei in den letzten Jahren vor allem die Relevanz von Sozial- und Umweltthemen deutlich erhöht. Damit reagiert beispielsweise Frquentis auf Ergebnisse von Wesentlichkeitsanalysen, die das Unternehmen in regelmäßigen Abständen durchführt. Die aktuellste Wesentlichkeitsanalyse datiert vom November 2021. Im Rahmen der Befragung wurden dabei die Stakeholdergruppen erweitert und ausschließlich persönliche Befragungen in Form eines anonymisierten Online-Fragebogens zugelassen.

Im Geschäftsbericht von 2022 orientiert sich Frequentis an der EU-Richtlinie 2014/95, die sogenannte CSR-Richtlinie, zur Angabe von nichtfinanziellen und die Diversität betreffenden Informationen. Darüber hinaus wurde die Berichterstattung in Anlehnung an eine darin empfohlene Leitlinie weiterentwickelt. Dabei handelt es sich um die Global Reporting Initiative, kurz GRI. Diese internationale Richtlinie gibt Vorgaben für das Erstellen von Nachhaltigkeitsberichten. Eine weitere Leitlinie sind die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Erstmals enthalten ist im Nichtfinanziellen Bericht von 2021 auch ein Kapitel zur EU-Taxonomie- Verordnung. Damit kommt Frequentis ihrer Berichtspflicht in Bezug auf die Offenlegung ihrer ökologischen Nachhaltigkeitsziele nach.

CSR-Kodex für Vertriebspartner

 Bei den Vertriebspartnern achtet das Anfang 2022 implementierte gruppenweite Global Channel Management darauf, dass alle Partner nach unternehmensweiten Prozessen, Standards und Richtlinien unter Einhaltung aller Compliance-Vorschriften arbeiten. Um die allgemeinen Einkaufsbedingungen in das firmeninterne Regelwerk zur Nachhaltigkeit zu integrieren, hat Frequentis einen Supplier CSR-Kodex definiert. Darin untermauert werden für den Einkauf und die Verträge bei und mit Subunternehmen und Lieferanten das Engagement für Umweltschutz, die Einhaltung der Menschenrechte und Arbeitsnormen wie auch die Bekämpfung von Korruption. Mit der Einhaltung des CSR-Kodex verpflichten sich die Lieferanten, Auditoren von Frequentis wie auch externe von Frequentis beauftragte Auditoren zu empfangen.

Für solche Audits, bei denen die Anwendung des CSR-Kodex in persönlichen Treffen vor Ort überprüft wird, gibt es unterschiedliche Anlässe. Dazu zählt das Kennenlernen eines potenziellen neuen Lieferanten. Audits werden außerdem durchgeführt, wenn ein Lieferant ein wesentliches Bestellvolumen oder ein erhöhtes Risikopotenzial hat. Ein weiterer Grund ist, wenn sich die Zusammenarbeit im vergangenen Jahr aus unterschiedlichsten Gründen schwierig gestaltet hat, sei es wegen Lieferschwierigkeiten, Qualitätsmängeln oder Kommunikationsproblemen. Darüber hinaus sind die Lieferanten dazu verpflichtet, Frequentis darüber zu informieren, wenn sie aufgrund bestimmter Umstände nicht dazu in der Lage sind, eine oder mehrere Bestimmungen des CSR-Kodex zu erfüllen. Gemeinsam und in Absprache mit Frequentis sollen dann die notwendigen Korrekturmaßnahmen eingeleitet werden. Wurden 2019 noch sieben solcher Audits durchgeführt, verringerte sich diese Zahl in den folgenden zwei Jahren aufgrund der coronabedingten Kontaktbeschränkungen auf vier beziehungsweise fünf, im Jahr 2022 gab es bereits neun Audits. Den „Supplier Award“ im Rahmen der Lieferantenbewertung vergibt Frequentis bereits seit mehreren Jahren. Die Kategorie „Nachhaltigkeit“ wurde erstmals für das Jahr 2021 erhoben.