Karin Nemec von Grünfin kommentiert ESG-Abfragepflicht

Ab dem 2. August müssen Finanzvermittlerinnen und –vermittler ihre Kundschaft bei der Anlageberatung oder beim Portfoliomanagement auch nach deren Nachhaltigkeitspräferenzen fragen und diese mit in ihre Auswahl und Beratung einbeziehen. Grünfin, Anbieter einer Plattform für nachhaltige Geldanlage für Privatpersonen, begrüßt diese neue Regulierung grundsätzlich.

Das Ende der Fahnenstange sieht Karin Nemec, CEO und Mitgründerin von Grünfin, damit jedoch noch lange nicht erreicht:

Es ist gut, dass der Gesetzgeber mehr Kapital in nachhaltige Anlagen und damit eine nachhaltige Zukunft lenkt. Das bedeutet aber auch, dass Aufklärung weiter in den Fokus rückt. Allen voran müssen sich die Expertinnen und Experten mit dem Thema intensiv auseinandersetzen – nur so können sie ihre Kund:innen authentisch und damit optimal beraten.

Um ihre Präferenzen kennen zu können, müssen Kund:innen ein Verständnis für das Thema nachhaltige Geldanlage entwickeln und wissen, was es am Markt überhaupt gibt. Tatsächlich haben derzeit aber die wenigsten ein detailliertes Verständnis von Nachhaltigkeitskennzahlen, -definitionen und begrifflichkeiten, die als Entscheidungsgrundlage unverzichtbar sind. Dazu gehören beispielsweise die Principal Adverse Impacts on Sustainability (PAIs) oder auch Artikel 8 und 9 der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR). Ohne dieses Wissen fehlt im Fundament für eine nachhaltige Zukunft ein wichtiger Baustein.

Regulierung allein reicht daher definitiv nicht aus, wir brauchen insgesamt mehr Aufklärung und Finanzbildung. Weder die Vermittler:innen noch die Verbraucher:innen sollten mit dieser Aufgabe auf sich alleine gestellt sein. Nachhaltigkeit verlangt auch im Finanzbereich Engagement von allen beteiligten Akteuren, also Staat, Unternehmen und Medien.“

Karin Nemec ist Mitgründerin und CEO von Grünfin. Bevor sie Investment-Managerin und Impact-fokussierte Investorin wurde, arbeitete sie mehr als zehn Jahre bei der Swedbank als Direktorin der Abteilung Corporate Products. Sie hat einen Global Executive MBA-Abschluss der IESE Business School und ist eine von der Frankfurt School of Finance and Management zertifizierte Expertin für nachhaltige Finanzen. Als Mutter von zwei Kindern lässt sie sich bei ihren Investitionsentscheidungen von ihrer Sorge um Nachhaltigkeit und künftige Generationen leiten.

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