Symbolbild Cloud Computing

Fünf Wege zu einer grüneren IT im Unternehmen

Der Klimawandel ist eine reale Bedrohung, daran zweifelt fast keiner mehr. Es geht darum, unsere Klimagase zu reduzieren. Doch wenn wir an „Klimakiller“ denken, haben wir meist rauchende Schornsteine, massenhafte Abholzung von Wäldern und ähnlich extreme Beispiele vor Augen. Oft sind Klimaschäden sehr auffällig – manchmal sind sie das aber auch nicht. Wie im Fall des IT-Sektors. Rund vier Prozent aller Kohlenstoffemissionen weltweit gehen auf das Konto der IT-Branche. Das ist genauso viel, wie die Luftfahrtindustrie verursacht.

Lange fiel es Unternehmen nicht schwer, die vom IT-Sektor verursachten Emissionen zu ignorieren. Das ändert sich jedoch gerade. Der Druck auf die Verantwortlichen seitens Investoren, Mitarbeiter und Kunden wächst. Einerseits ist der Energieverbrauch aufgrund steigender Energiepreise ein wachsender Kostenfaktor. Andererseits haben viele Unternehmen ihren Stakeholdern konkrete Ziele für mehr Nachhaltigkeit – bis zu Net-Zero – in Aussicht gestellt. Viel besser als Ausgleichzahlungen für den Energieverbrauch zu leisten, ist es aber natürlich, diesen gezielt zu senken. Leah Goldfarb, Nachhaltigkeitsbeauftragte von Platform.sh, hat fünf Tipps parat, wie digitale Teams ihre Organisation in eine umweltfreundliche Zukunft führen:

  • Auditing: Ein sinnvoller erster Schritt kann es für Unternehmen sein, ihre aktuellen Emissionen schätzen zu lassen. Die Zusammenarbeit mit darauf spezialisierten Agenturen zur Durchführung eines vollständigen Kohlenstoff-Audits ist ein solider Ansatz. Ein umfängliches Verständnis von der aktuellen Situation gibt den Unternehmen eine Ausgangsbasis, von der aus sie arbeiten können und die ihnen Auskunft darüber gibt, für wie viel Kohlenstoffausstoß sie tatsächlich verantwortlich sind.
  • Optimierung: Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten, die Cloud-Nutzung zu optimieren und sicherzustellen, dass die Cloud-Ressourcen effektiv genutzt und Emissionen dadurch verringert werden. Eine Option besteht in der Optimierung des Codes für Websites und Applikationen. Jeder Software-Code hat einen ökologischen Fußabdruck. Das Potenzial von
  • Green-Coding – also auf Nachhaltigkeit angelegtes Programmieren – wird bisher kaum genutzt. Denn die Optimierung einzelner Codezeilen hat scheinbar nur begrenzte Auswirkungen. Der Gesamteffekt kann jedoch durchaus lohnend sein, insbesondere bei einem Code, der wiederholt verwendet wird.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Cloud-Nutzung selbst zu optimieren

Unternehmen haben die Wahl zwischen einer dedizierten und einer Grid-Cloud. Die gemeinsame Nutzung einer Grid-Cloud ist in Bezug auf den Kohlendioxidausstoß wesentlich effizienter.

  • Entscheidet man sich für das Grid, so sind weitere Optimierungen möglich. Die Erhöhung der Servicedichte, so dass die Server nahezu mit der gleichen Kapazität betrieben werden, bedeutet, dass sie effizienter arbeiten.
  • Standort: Cloud Computing bietet die Möglichkeit, Daten und Dienste überall dorthin zu verlagern, wo es geeignete Rechenzentren gibt. Neben einem geringeren Energieverbrauch aufgrund der optimierten Codes senkt auch die gemeinsame Nutzung der Ressourcen den Energie-Fußabdruck und die CO2-Emissionen erheblich. Anwenderunternehmen nutzen oft nur 15-40 Prozent ihrer Serverkapazitäten – das kostet Energie. Die Zusammenarbeit mit großen Providern, die ihre Infrastruktur in der Regel unter günstigeren Bedingungen betreiben als Anwenderunternehmen, ermöglicht den Unternehmen eine Skalierung genau dann, wenn sie tatsächlich gebraucht wird. Laut externer Analysten (Greenly) werden so zwölf Mal weniger Serverkapazitäten genutzt (High-Density-Serveranwendungen). Das senkt den Energieverbrauch erheblich.

Darüber hinaus können Unternehmen heute auch darauf achten, ein Rechenzentrum zu nutzen, das mit erneuerbaren Energien betrieben wird.

Ein Rechenzentrum in Schweden, das erneuerbare Energien nutzt, stößt bis zu zehnmal weniger CO₂ pro Killowattstunde aus als ein Rechenzentrum, das mit Kohlestrom betrieben wird. Unternehmen sollten zudem PPAs (Power Purchase Agreements) in Betracht ziehen. Diese ermöglichen es den Providern, erneuerbare Energie in großem Umfang und über einen langen Zeitraum zu kaufen, und schaffen für Versorgungsunternehmen Anreize, in die Erzeugung grüner Energie zu investieren.

Informationen: Um bessere und umweltfreundlichere Entscheidungen treffen zu können, benötigen Unternehmen Zugang zu den richtigen Informationen – und zwar zu mehr Informationen als derzeit auf den Dashboards von Hyperscalern, den wenigen Dutzend großen Cloud-Anbietern, die den Großteil des Cloud-Hostings bereitstellen, verfügbar sind. Die Hyperscaler fangen zwar an, einige Daten zu den Kohlenstoffemissionen auf ihren Dashboards bereitzustellen. Es ist jedoch nicht immer klar, wie diese am besten zu interpretieren sind. Um ein klares Bild über die Auswirkungen auf das Klima zu erhalten, sollten Kunden zumindest standortbezogene Daten zu den Kohlenstoffemissionen und idealerweise auch Details zum Stromverbrauch erhalten. Nur so können sie ihre CO2-Emissionen gezielt senken.

Für eine wachsende Zahl von Unternehmen werden die Daten auf den Kohlenstoff-Dashboards der Hyperscaler daher zukünftig genauso wichtig sein, wie der Kohlenstoff-Fußabdruck der von ihnen gemieteten Gebäude, die Reisetätigkeit ihrer Mitarbeiter und die von ihnen vermiedene Abfallmenge. Alle diese Faktoren sind sowohl in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit sowie in Bezug auf den CO2-Fußabdruck von Unternehmen relevant.

Leah Goldfarb ist Environmental Impact Officer bei Platform.sh. Sie setzt sich dafür ein, dass sowohl Platform.sh wie auch deren über 5.000 Kunden und Kundinnen ihren CO2-Fußabdruck kontinuierlich verringern. Zuvor war Leah als Senior Science Officer in der Technical Support Unit der Working Group I des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Sie hat einen Doktortitel in Atmosphärenchemie (Ph.D. der University of Colorado) und verfügt über zwei Jahrzehnte Erfahrung im Bereich Umweltwissenschaft und -politik.