Investoren erwarten mehr ESG-Engagement von CEOs

Wie stark gefährden klimabedingte Risiken die Finanzen von Unternehmen? Während CEOs dem Problem überwiegend gelassen entgegensehen, sind viele Investoren besorgt. Um die Lücke zwischen Wahrnehmung und Erwartung zu schließen, müssen Entscheider potenzielle Klimarisiken verstärkt in ihre Finanzplanung integrieren und an der Qualität ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung arbeiten.

Von extremen Wetterereignissen über explodierende Versicherungskosten bis zu empfindlichen Reputationsschäden oder Sanktionen – die klimabedingten Risiken für Unternehmen sind schon jetzt enorm und werden in den kommenden Jahren noch erheblich steigen. Hinzu kommen komplexe Übergangsrisiken, die sich für Unternehmen aus der Transformation zu einem CO2-neutralen Geschäftsbetrieb ergeben können. Vor allem die hohe regulatorische Dynamik rund um den nachhaltigen Wandel birgt für Unternehmen viele Stolpersteine.

Hohe Kosten, Nachteile im Wettbewerb, rechtliche Konsequenzen oder technologische Fehlentscheidungen können Entscheider im Zuge der Transformation vor große, finanzielle Herausforderungen stellen. Eine aktuelle PwC-Studie zeigt allerdings, dass das Bewusstsein für diese Gefahren noch lange nicht flächendeckend in den Führungsetagen angekommen ist. Nur rund jede fünfte Führungskraft (22 %) rechnet mittelfristig mit weitreichenden Folgen für Unternehmen durch den Klimawandel. Darunter leiden nicht nur Weitsicht und Resilienz, sondern auch das Verhältnis zu Stakeholder und Investoren. Denn vor allem letztere bewerten die Situation einer weiteren PwC-Umfrage zufolge deutlich anders. So glauben 37 Prozent der befragten Investoren, dass der Klimawandel mittelfristig eine große Bedrohung für Unternehmen darstellt. Kurz: Es tut sich eine deutliche Lücke zwischen den Erwartungen der Investoren und der Einschätzung der CEOs auf.

Während einige Entscheider argumentieren, dass neben ESG derzeit auch Krisen wie die Inflation oder der anhaltende Fachkräftemangel viele Ressourcen binden, ist die Haltung der meisten Investor:innen klar. Fast die Hälfte (44 %) der befragten Anleger:innen erwartet, dass Unternehmen die Reduktion von Treibhausgasemissionen in ihren Geschäftsabläufen und Lieferketten zu einer ihrer Top 5-Prioritäten machen.

Potenzielle Risiken in die Finanzplanung integrieren

 Um den strategischen Kurs wieder näher mit den Erwartungen der Investor:innen zusammenzubringen, sollten CEOs die finanziellen Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel stärker berücksichtigen. Das gelingt unter anderem mit detaillierten Risiko- und Szenarioanalysen, die sowohl physische als auch regulatorische und technologische Gefahren betrachten. Die daraus abgeleiteten Ergebnisse gilt es schließlich transparent in die Finanzplanung zu integrieren.

Vier von fünf Investoren sagen, dass sie im Zuge von Nachhaltigkeitsmaßnahmen bei Unternehmen in ihrem Portfolio einen maximal einprozentigen Rückgang der Gewinne akzeptieren würden. Vorstände müssen sich demnach darauf einstellen, ihre Klimaprogramme mit einem hohen Maß an finanzieller Disziplin zu gestalten. Unternehmen sollten sich daher Ziele setzen, die realistisch und erreichbar sind – statt überambitionierter Pläne sind Maßnahmen gefragt, die auf den Kernkompetenzen und den tatsächlichen Möglichkeiten des jeweiligen Unternehmens basieren. Sämtliche Vorsätze sollten zudem quantifizierbar sein, damit Unternehmen ihre Fortschritte und Erfolge überwachen und mit den finanziellen Kennzahlen abgleichen können.

Qualitativ hochwertiges Reporting stärkt das Vertrauen

 Weil die Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung im Zuge diverser Greenwashing-Skandale gelitten hat, profitieren Entscheider:innen zukünftig verstärkt von qualitativ hochwertigen Reporting-Strukturen. Denn nur so können Unternehmen ihre Fortschritte belegbar und authentisch an Investor:innen kommunizieren. Die fehlende Glaubwürdigkeit äußert sich derzeit unter anderem darin, dass aktuell nur 61 Prozent der Anleger:innen die eigenen Nachhaltigkeitsangaben der Unternehmen nutzen, um sich ein Bild über ESG-Ambitionen und -Fortschritte zu machen. Die meisten verlassen sich auf den Jahresabschluss (89 %), den Dialog mit dem Unternehmen (81 %) oder Datenquellen Dritter (79 %).

Um die Qualität ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verbessern, können CEOs Systeme für das Datenmanagement und die Überprüfung der Kennzahlen implementieren. Solche Lösungen stellen sicher, dass die Daten genau, zuverlässig und aktuell sind. Sie tragen zu einer standardisierten Erfassung und Meldung bei. Ein solides Datenmanagement-System ist entscheidend, um Fortschritte zu messen und ausbaufähige Bereiche zu identifizieren. Ein belastbares Überprüfungssystem dient derweil der Glaubwürdigkeit und Transparenz. Voraussetzung: Das Unternehmen bezieht unabhängige Dritte wie Regulierungsbehörden, Wirtschaftsprüfer oder NGOs ein. Nicht zuletzt ist es von großer Bedeutung, die wichtigsten Stakeholder:innen und relevantesten Aspekte für diese Gruppe zu definieren.

Die Erwartungen an Unternehmen seitens der Stakeholder und Investoren nehmen im Kontext des Klimawandels kontinuierlich zu. Nur wer diese ernst nimmt und in der strategischen Planung berücksichtigt, wird zukünftig den erforderlichen Kapitalzugang haben, um die Transformation zu stemmen und das Wachstum zugleich weiter voranzutreiben. Der Dreiklang aus Risikomanagement, finanzieller Disziplin und qualitativ hochwertigem Reporting spielt dafür eine Schlüsselrolle.