Ermittlung von ESG Zielen: Nur Hälfte der Banken kann’s schon

Viele Banken sind nicht auf dem richtigen Weg, um ihre Ziele hinsichtlich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environment, Social, Governance, kurz ESG) zu erreichen. Das ergab eine Studie von Avanade und Efma.

Der Innovator im Microsoft-Ökosystem und die von Banken und Versicherern gegründete weltweit aktive gemeinnützigen Organisation hatten hierzu zwischen November 2021 und Februar 2022 Geldhäuser aus über 25 Ländern befragt. An der Umfrage nahmen 51 Personen aus Europa (68 %), Nordamerika (16 %), dem asiatisch-pazifischen Raum (10 %) und Afrika (6 %) teil. Darüber hinaus führte Efma zehn eingehende qualitative Interviews mit Führungskräften der folgenden Banken durch: ABN AMRO, Banorte, BBVA, Caixabank, Desjardins, Deutsche Bank, ING, Maybank, Novobanco und Standard Chartered Bank.

Die Ergebnisse des Reports mit dem Titel „Nachhaltigkeit ernst nehmen: Sind Banken bereit?“ lassen aufhorchen:

  • Nur die Hälfte der Banken (53 %) wird in den nächsten sechs Monaten für die aufsichtsrechtlich erforderliche Berichterstattung bereit sein. Fast jedes fünfte Geldhaus (18 %) ist noch im Unklaren darüber, was überhaupt die Anforderungen sind. Fast ein Drittel (29 %) sieht sich frühestens in einem Jahr bereit.
  • Mehr als die Hälfte der Banken (57 %) gibt zu, dass sie erst im Jahr 2025 CO2-frei arbeiten werden. Nur 15 % haben dieses Ziel bereits jetzt erreicht. Mit 26 % erwartet immerhin etwas mehr als ein Viertel, in den nächsten zwölf bis 24 Monaten klimaneutral zu sein.
  • Nur eine von vier Banken hatte zum Zeitpunkt der Befragung ein Klimarisikomodell erstellt. Ein Drittel (34 %) plant, dies in sechs Monaten zu erreichen. Die restlichen 42 % werden frühestens in einem Jahr die Auswirkungen verschiedener Klimaszenarien untersuchen können, 12 % werden zwei Jahre warten müssen.
  • Die Datenintegration stellt die größte Herausforderung bei der Analyse von Klimarisiken darf: Fast ein Drittel der Banken (32 %) kämpft mit der mangelnden Integration entsprechender Informationen in ihr Risikomanagement-System.

Vorteile nicht nur bei der Reputation

Dabei wären Erfolge hier durchaus bedeutsam: Die große Mehrheit der Banken (70 %) ist der Ansicht, dass sich eine entsprechend belegbare ESG-Tätigkeit positiv auf Ruf und Glaubwürdigkeit am Markt auswirkt. Weitere Vorteile wären demnach der Schutz der Bilanz (50 %), der Gewinnung jüngerer Verbrauchergruppen wie Millennials und Generation Y/Z (44 %) und ein besseres Energie- und Abfallmanagement (34 %).

Zudem sehen Banken in der Ausweitung ihrer ESG-Tätigkeiten das Potenzial jüngere Kunden anzuziehen, was für sie derzeit, gemäß eigener Angaben oberste Priorität (42 %) hat, gefolgt von größerer Transparenz beim Übergang zu einem kleineren CO2-Fußabdruck (36 %). Als weitere relevante Aspekte wurden eine umfassendere Offenlegung und Berichterstattung (34 %) sowie ein grüneres Produktportfolio (32 %) genannt.

TCFD als Basis

Die entsprechende Rahmenordnung der klimabezogene Finanzinformationen (Climate-related Financial Disclosures, TCFD) wurde im Jahr 2016 ins Leben gerufen. Sie hat sich seitdem zum globalen Standard für die Offenlegung von Klimadaten entwickelt. Im Jahr 2020 verabschiedete Neuseeland als erstes Land ein Gesetz, das Finanzdienstleister verpflichtet, über die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Geschäftstätigkeit zu berichten. Im selben Jahr hatte die britische Finanzaufsichtsbehörde angekündigt, dass alle börsennotierten britischen Unternehmen mit einem „Premium Listing“ die TCFD-Anforderungen bis 2023 zu erfüllen oder zumindest zu erläutern hätten.

„Offensichtlich fällt es einige Banken schwer, ihre ESG-Ziele zu erreichen. Ob es um die Offenlegung und Berichterstattung geht, um ein funktionierendes Klimarisikomodell oder um schwierige Entscheidungen darüber, ob und wo Kundengeschäfte aufgegeben werden sollen: Es gibt noch viel zu tun“, erklärt Robert Horndasch, Advisory Executive DACH bei Avanade Deutschland. „Die Integration von Klimadaten in das Risikomanagement ist jedoch ein wichtiges Anliegen. Die gute Nachricht für die Geldhäuser: Es gibt technologische Lösungen, die ihnen ein verbessertes Datenmanagement ermöglichen.“

„Die Banken sind über die bloße Aufnahme von ESG-Zielen in ihre Leitbilder hinausgegangen,“ sagt John Berry, CEO der Efma. „Sie achten jetzt darauf, wie sie einen nachhaltigen Wandel herbeiführen können. Führungskräfte im Bankensektor betrachten Nachhaltigkeit als große Chance – wahrscheinlich die größte im nächsten Jahrzehnt.“

Wenn die Banken die Herausforderungen eines erfolgreichen Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft meistern wollen, müssen sie folgende fünf Aspekte beachten:

  • Vollständige Transparenz bei ihrer Geschäftstätigkeit
  • Gestaltung eines grünen Produktportfolios, um jüngere Kunden anzusprechen
  • Erstellung robuster Stresstests und Szenarioanalysen für Klimarisiken
  • Nutzung von Technologien zur effektiveren Datenerfassung, um Reporting, Planung von Szenarien und Risikomanagement zu verbessern
  • Treffen harter Entscheidungen hinsichtlich vollständiger Investitionsstopps, um ein klares Übergangsprogramm zu einem kohlenstoffarmen Anlageportfolio zu demonstrieren

Weitere Informationen über ESG-Herausforderungen für Banken sowie über die zugehörigen Chancen durch Technologie, sind im vollständigen Bericht erhältlich.