Sustainable Finance: Erfolg auch für Banken-Kerngeschäft

Bereits im Jahr 2011hat die Helaba begonnen, Nachhaltigkeitsaktivitäten aufzubauen, seit 2021 wurden diese Initiativen erheblich ausgeweitet und seitdem ist auch  Petra Sandner Chief Sustainability Officer der Helaba-Gruppe. Im Interview erklärt sie, das Sustainable Finance durchaus auch mit dem Kerngeschäft der Banken zu tun hat.

Was möchten Sie Banken und Finanzdienstleistern in Sachen Nachhaltigkeit besonders mitgeben?

Petra Sandner: Banken spielen eine besondere Rolle als Brücke zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Sie sind in der Lage, die Bedürfnisse und Erwartungen der verschiedenen Stakeholder zu verbinden und Lösungen zu entwickeln, die sowohl wirtschaftliche als auch soziale und ökologische Ziele berücksichtigen. Und darin liegt kein Widerspruch. Insbesondere Landesbanken haben eine Schlüsselrolle bei der nachhaltigen Transformation inne. Wenn ESG-Kriterien nicht als Selbstzweck betrachtet werden, sondern als integraler Bestandteil des Portfolios verstanden werden, können sie dazu beitragen, die Ausrichtung hin zu einer nachhaltigen kreislauforientierten Zukunft erfolgreich zu fördern.

Seit wann bemühen Sie sich um nachhaltige Finanzierungen und was ist Ihr (prozentuales) Ziel?

Petra Sandner: Bereits im Jahr 2011 haben wir unsere Nachhaltigkeitsaktivitäten aufgebaut und seit 2021 haben wir diese erheblich ausgeweitet. Dazu gehört insbesondere die Einführung eines Sustainable Finance Advisory Teams, dessen Kernaufgabe die Beratung unserer Kunden hinsichtlich nachhaltiger Finanzierung ist. Zudem haben wir klare ESG-Ziele sowie KPIs festgelegt, anhand derer wir die Zielerreichung messen. Die Helaba leistet mit ihrem Handeln einen Beitrag zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens und strebt an, bis 2025 einen Anteil an nachhaltigen Finanzierungen von 50 Prozent zu erreichen. Orientierung gibt uns dabei das im Jahr 2022 entwickelte Sustainable Lending Framework (SLF). Dieses Framework ermöglicht es uns, die Nachhaltigkeit unserer Finanzierungen systematisch zu bewerten. Darüber hinaus konkretisiert das Sustainable Investment Framework seit 2024 unsere Nachhaltigkeitsstrategie für den Investmentbereich.

Welche nachhaltigen Finanzierungsprodukte haben sich bei Ihren Kunden besonders bewährt?

Petra Sandner: Eine Vielzahl nachhaltiger Finanzierungsprodukte hat sich bei unseren Kunden bewährt. Seit der Einführung unseres Sustainable Finance Advisory sind wir mit unserem fokussierten Beratungsangebot im Bereich Sustainable Finance für Firmenkunden, Sparkassen, mittelständische Unternehmen sowie Kommunen aktiv. Ein herausragendes Beispiel aus dem letzten Jahr ist die Neuauflage des Grünen Schuldscheins der Stadt Münster, der zur Finanzierung nachhaltiger Projekte eingesetzt wird.

Dazu zählen der Bau einer energieeffizienten Grundschule und Investitionen in eine große Solarthermieanlage, die zu den größten in Deutschland gehören wird. Zusätzlich setzen wir die sogenannte Rendezvous-Clause weiterhin ein, um Unternehmen Anreize zu bieten, innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens ESG-Ziele sowie Steuerungsinstrumente zu definieren und transparent über ihre Fortschritte zu berichten. So haben wir beispielsweise 2024 die Heimwerkerhandelskette HORNBACH und das französische Telekomunternehmen iliad maßgeblich dabei unterstützt, die Kreditmarge ihrer Konsortialkreditfinanzierungen mit spezifischen ESG-Kennzahlen zu verknüpfen. Neben der Strukturierung von Projekten engagieren wir uns auch bei der Syndizierung von Green, Social sowie ESG-linked-Finanzierungen und Schuldscheinen und planen, dieses Engagement kontinuierlich auszubauen.

Was sind Erfolgsfaktoren, um Sustainable Finance als neuen Standard in der Finanzbranche zu etablieren?

Petra ist Expertin für Sustainable Finance


Seit Februar 2021 ist Petra Sandner Chief Sustainability Officer der Helaba-Gruppe. Seit 2008 arbeitete sie im Bereich Transportfinanzierung der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen. In dieser Zeit begleitete sie verschiedene strategische Projekte der Bank. Vorher war Petra Sandner bei der IKB Deutsche Industriebank in der Akquisitionsfinanzierung und bei der Aareal Bank im Bereich Real Estate Structured Finance/Hotel Finance tätig.

Petra Sandner: Unseren effektivsten Beitrag zur Transformation hin zu einer CO2-neutralen, kreislauforientierten Wirtschaft leisten wir mit unserem Kerngeschäft. Indem wir unsere Kreditströme gezielt in zukunftsorientierte und nachhaltige Wirtschaftszweige und Projekte leiten, stärken wir diese Geschäftsmodelle. Als Landesbank mit besonderer gesellschaftlicher Verantwortung begleiten wir unsere Kundinnen und Kunden im Rahmen unserer Transformationsfinanzierungen bei der sozialen und ökologischen Ausrichtung. Durch enge Zusammenarbeit und individuelle Beratung können wir unsere Kunden dabei unterstützen, die richtigen Strategien und Produkte zu wählen, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Wir arbeiten außerdem regelmäßig an dem Aufbau von Know-How im ESG-Bereich und neuen nachhaltigen Lösungen, um unsere Kunden voranzubringen.

Welche Punkte sind für eine gute Positionierung im ESG-Rating wichtig und wie werden Sie dies erreichen?

Petra Sandner: Für uns ist es entscheidend, ein authentisches Profil sowohl nach innen als auch nach außen zu pflegen und zu kommunizieren. Wir legen großen Wert darauf, unsere Nachhaltigkeitsbemühungen transparent darzulegen und einen Eindruck zu geben, wie wir arbeiten. Dieser Ansatz dient dazu, die Umweltauswirkungen unseres Geschäftsbetriebs zu verdeutlichen und unser Engagement im Bereich Nachhaltigkeit zu unterstreichen. Dadurch möchten wir erreichen, dass die Einschätzungen der Ratings-Agenturen und Stakeholder unsere Nachhaltigkeitsaktivitäten richtig widerspiegeln. Unsere Key Performance Indicators (KPIs) spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie es uns ermöglichen, den Fortschritt in Bezug auf unsere Nachhaltigkeitsziele systematisch zu messen und zu bewerten sowie darüber zu berichten. Wir legen bei der Helaba großen Wert auf international anerkannte Nachhaltigkeitsstandards und engagieren uns aktiv in verschiedenen Initiativen und Experten-Netzwerken, wie beispielsweise den Principles for Responsible Banking. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die regelmäßige Überprüfung und Anpassung unserer Strategien. Angesichts der sich ständig ändernden Datenanforderungen und Standards ist es unerlässlich, unsere Ansätze kontinuierlich zu evaluieren und weiterzuentwickeln.

Worum wird es bei Ihrem Vortrag beim CIBI Innovationstag zum Thema Nachhaltigkeit bei Banken besonders gehen?

Petra Sandner: Beim diesjährigen CIBI Innovationstag spreche ich über die ganzheitliche Integration nachhaltiger Praktiken in Finanzierungs- bzw. Unternehmensstrategien. Der Fokus liegt auf den Herausforderungen und Chancen, die sich aus der Transformation hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft ergeben. Es geht unter anderem darum, wie Banken eine aktive Rolle bei der Förderung nachhaltiger Projekte und der Unterstützung ihrer Kunden übernehmen können.

Auf dem diesjährigen CIBI 2025 Innovationstag (26.03.2025 in München)  spricht Petra Sandner zum Thema: “Herausforderung Nachhaltigkeit – ein Einblick in die Helaba”. Leser des Zebra Magazins erhalten exklusiv Tickets mit 15 % Preisnachlass. Ticketcode: 15-CIBI-2025

 

 

Autor

  • Dunja Koelwel arbeitet seit 1998 als Journalistin im Bereich ITK mit besonderem Fokus auf Payment & Banking. Nach ihrem Jurastudium startete sie beim e-commerce Magazin, das sie über 13 Jahre begleitete und leitete, danach war Head of Content bei Ebner Media Events und zuständig für die Inhalte der Konferenzen. Seit 2020 ist sie Chefredakteurin von gi Geldinstitute. gi Geldinstitute ist die Fachzeitschrift für Banken und Finanzdienstleister alle Art – von etabliert bis FinTech, die in print, online und diversen sozialen Medien zu IT-Trends und Lösungen, Strategien und Neuentwicklungen informiert.

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