Sustainable Finance: Glitzer, Glamour, Geldanlage
Dubai, die Metropole am Persischen Golf, baut ihre Fintech-Szene derzeit massiv aus. Wie ein aktueller Bericht des Dubai International Financial Centre (DIFC), der sich auf eine Emirates News Agency (WAM) Recherche bezieht, zeigt, zieht es immer mehr Startups aus den Bereichen Krypto – aber auch Finanzen allgemein – in die Großstadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dazu gehören auch viele Startups aus dem DACH-Raum.
Die Gesamtzahl der im DIFC tätigen Unternehmen stieg von 4.031 auf 4.949 Ende Juni 2023, was einem Anstieg von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Zahl der Unternehmen in den DIFC-Sektoren FinTech und Innovation stieg im Jahresvergleich um 35 Prozent von 599 auf 811, was den Ruf des DIFC als globale Drehscheibe für diese Sektoren festigt. Das DIFC beherbergt nun 1.443 finanz- und innovationsbezogene Unternehmen, was einem Wachstum von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Nationale Banken als Gatekeeper bei der Förderung nachhaltiger Finanzierungen
Wie die Emirates News Agency (WAM) weiter berichtet, spielen nationale Banken in den VAE eine zentrale Rolle bei der Förderung nachhaltiger Finanzierungen und der Unterstützung von Initiativen zur Klimaneutralität und haben bereits bedeutende Meilensteine erreicht. Dazu gehören erhebliche Investitionen in nachhaltige Finanzierungen, die Unterstützung des Übergangs zu einer grünen Wirtschaft und Pionierleistungen in der Region. Diese Initiativen der nationalen Banken stehen im Einklang mit dem Ziel der VAE, die Bedeutung der COP28 als entscheidenden Meilenstein bei der Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels zu erhöhen.
Nach Angaben des Bankenverbands der Vereinigten Arabischen Emirate (UBF) haben sechs Großbanken (FAB, ADCB, ENBD, DIB, Mashreq und ADIB) gemeinsam über 190 Milliarden AED (51,8 Milliarden US-Dollar) für grüne Finanzierungen für verschiedene Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien, Energiegewinnung aus Abfall und grüne Technologien bis Ende 2022 bereitgestellt.
Beispielhafte frühe Initiativen
Bereits im Juli 2019 wurde die Dubai Sustainable Finance Working Group ins Leben gerufen, um die Bemühungen zur Schaffung des nachhaltigsten Finanzzentrums in der Region zu koordinieren. Seit ihrer Gründung integriert die Gruppe bewährte Praktiken in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance im gesamten Finanzsektor Dubais.
Im Januar 2020 veröffentlichten die VAE dann eine Reihe von Leitprinzipien für nachhaltige Finanzen, um die Entwicklung eines Marktes für grüne Finanzen voranzutreiben und für Konsistenz im gesamten Sektor zu sorgen.
Im Juni 2023 hat das Ministerium für Klimawandel und Umwelt der Vereinigten Arabischen Emirate (MOCCAE) mit der Middle East and North Africa Fintech Association (MFTA) zusammengearbeitet, um offiziell ein nachhaltiges Fintech-Versprechen zu starten, berichtet die TheFintechTimes. Das Versprechen zielt darauf ab, Fintech-Unternehmen im Nahen Osten auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeit zu unterstützen, indem es ihnen hilft, Nachhaltigkeitsprinzipien in ihre Geschäftstätigkeit zu integrieren.
Zu den Unterzeichnern des neuen Sustainable Fintech-Versprechens der VAE gehören Unternehmen wie Abu Dhabi Global Market (ADGM), Dubai International Financial Centre (DIFC), BPC, Mastercard, Paymentology und Paymob. Alle Unterzeichner haben sich zu fünf Grundprinzipien verpflichtet:
- Nachhaltigkeit im Geschäftsbetrieb verankern
- Wahrung von Transparenz und Verantwortlichkeit
- Inspirierende Veränderungen über Organisationsgrenzen hinweg
- Erschließung von Klimainnovationen im Finanzwesen
- Förderung der Entwicklung nachhaltiger Fintech-Produkte und -Dienstleistungen
Fazit
Wie ist das nun alles zu bewerten? Alles heißen Wüstenluft oder wirkliches Engagement? Laut einem Bericht des Dubai World Trade Centers, der sich auf den Global Green Finance Index 2022 bezieht, ist London derzeit das Weltzentrum für grüne Finanzen, gefolgt von Amsterdam, während Abu Dhabi auf Platz 38 und Dubai auf Platz 44 liegt, beide führend im Nahen Osten.
Abu Dhabi hat in der diesjährigen Rangliste Dubai überholt, obwohl Nasdaq Dubai immer noch der führende Börsenplatz in den Vereinigten Arabischen Emiraten für nachhaltige Schuldtitelemissionen ist. Die ersten grünen Anleihen wurden im Mai dieses Jahres an der Abu Dhabi Securities Exchange notiert.
Laut Bloomberg belief sich die Emission grüner und nachhaltigkeitsbezogener Schuldtitel in der MENA-Region im Jahr 2021 auf insgesamt 18,64 Milliarden US-Dollar, verglichen mit nur 4,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020. Der starke Anstieg spiegelt das wachsende Interesse an grüner Finanzierung wider, allerdings macht die Region nur einen sehr kleinen Teil aus des globalen grünen Finanzmarktes, der im Jahr 2021 ein Gesamtvolumen von 1,62 Billionen US-Dollar erreichte, verglichen mit 765 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020.
Die Branche steckt also noch in den Kinderschuhen. Aber da sich die Vereinigten Arabischen Emirate und die gesamte Region ihren Dekarbonisierungszielen verpflichtet haben, werden die Möglichkeiten für grüne Finanzierungen in den kommenden Jahren sicherlich zunehmen.