Beispiel aus Wien: Nachhaltigkeit als Kompass für Investitentscheidungen

Für immer mehr institutionelle Investoren und Privatanleger werden Nachhaltigkeitskriterien zum Kompass für ihre Investitionsentscheidungen. Das Schlagwort lautet ESG. Unter diesem Kürzel zusammengefasst ist ein breites Spektrum an ökologischen und sozialen Faktoren, das Ganze gekoppelt mit Aspekten der guten und transparenten Unternehmensführung.

Wie stark Unternehmen im Arbeitsalltag ihren eigenen CO2-Verbrauch konsequent in Richtung Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft reduzieren, spielt vor dem Hintergrund des Klimawandels eine zentrale Rolle. Darüber hinaus geht es darum, die soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern im Sinne von optimalen Arbeitsbedingungen und angemessenen Gehältern wahrzunehmen.

Die an der Wiener und Frankfurter Börse gelistete Frequentis aus Wien hat die verschiedenen ESG-Elemente in Produktion, Personalpolitik und Kundenbeziehungen integriert. Damit implementiert der Spezialist für sicherheitskritische Kommunikationslösungen seine eigene Agenda von Nachhaltigkeitszielen. Zugleich trägt Frequentis den regulatorischen Erfordernissen Rechnung, die für die steigende Zahl an Investmentfonds mit Nachhaltigkeitskriterien eingeführt wurden. Das gilt umso mehr, seit die EU-Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor(Offenlegungsverordnung) im März 2021 in Kraft getreten ist. Darin wird genau festgelegt, welche Fonds sich als nachhaltig im Sinne von Artikel 8 der Offenlegungsverordnung bezeichnen dürfen. Fonds, welche die strengeren Anforderungen von Artikel 9 erfüllen wollen, müssen darüber hinaus ein konkret definiertes Nachhaltigkeitsziel verfolgen.

Nachhaltigkeitsfonds boomen

Wie stark von Anlegerseite Nachhaltigkeitsfonds gefragt sind, zeigen die Erhebungen des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) in seinem letzten Marktbericht, der im Juni 2022 erhoben wurde. Demnach stiegen 2021 die Investmentvolumina für Nachhaltigkeitsfonds gegenüber dem Vorjahr um 50 Prozent auf 501,4 Milliarden Euro. Den stärksten Zuwachs verzeichneten dabei die Publikumsfonds, deren Volumina sich um 130 Prozent  auf 246 Milliarden Euro mehr als verdoppelten. 93 Prozent  der nachhaltigen Publikumsfonds wurden 2021 als Artikel-8-Fonds deklariert, sieben Prozent  als Artikel-9-Fonds. Bei den Mandaten und Spezialfonds, die trotz eines weiteren Wachstums mit 32,6 Prozent  Gesamtanteil bei einem Volumen von 163,5 Milliarden Euro auf Platz 2 verdrängt wurden, waren es sogar 100 Prozent.

Bei den nachhaltigen Publikumsfonds ist die Zunahme zum einen auf Mittelzuflüsse (40%) zurückzuführen. Zum anderen wirkt sich positiv aus, dass 2021 eine Reihe vormals als nicht nachhaltig eingestufter Fonds nunmehr als Artikel-8-Fonds klassifiziert wurden. Dies betrifft insbesondere nachhaltige Immobilienfonds mit einem Volumen von 72,2 Milliarden Euro.

Der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) bezifferte das Volumen aller Fonds und Mandate in Deutschland zum 31. Dezember 2021 auf 4,3 Billionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Zuwachs um mehr als 11,7 Prozent. Damit kamen die nachhaltigen Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds im Referenzjahr 2021 auf einen Anteil von 9,4 Prozent  am deutschen Gesamtfondsmarkt. Das sind drei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Berechnet man den Anteil nachhaltiger Publikumsfonds an der Gesamtsumme der Publikumsfonds, so erreichen nachhaltige Publikumsfonds einen Marktanteil von 16,7%. Führend bei den Assetklassen nachhaltiger Publikumsfonds bleiben mit 36% die Aktien, gefolgt von den Unternehmensanleihen (26%) und dem Aufsteiger Immobilien (21%).

Wie Frequentis das S in ESG umsetzt

In diesem Umfeld arbeitet Frequentis daran, die eigenen ESG-Ziele stetig zu erweitern. Innerhalb seiner Berichterstattung zur Nachhaltigkeit gegenüber den Stakeholdern hat sich dabei in den letzten Jahren vor allem die Relevanz von Sozial- und Umweltthemen deutlich erhöht. Damit reagiert die Gesellschaft auf Ergebnisse von Wesentlichkeitsanalysen, die das Unternehmen in regelmäßigen Abständen durchführt. Die aktuellste Wesentlichkeitsanalyse datiert vom November 2021. Im Rahmen der Befragung wurden dabei die Stakeholdergruppen erweitert und ausschließlich persönliche Befragungen in Form eines anonymisierten Online-Fragebogens zugelassen.

Im Geschäftsbericht von 2022 orientiert sich Frequentis an der EU-Richtlinie 2014/95, die sogenannte CSR-Richtlinie, zur Angabe von nichtfinanziellen und die Diversität betreffenden Informationen. Darüber hinaus wurde die Berichterstattung in Anlehnung an eine darin empfohlene Leitlinie weiterentwickelt. Dabei handelt es sich um die Global Reporting Initiative, kurz GRI. Diese internationale Richtlinie gibt Vorgaben für das Erstellen von Nachhaltigkeitsberichten. Eine weitere Leitlinie sind die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Erstmals enthalten ist im Nichtfinanziellen Bericht von 2021 auch ein Kapitel zur EU-Taxonomie- Verordnung. Damit kommt Frequentis ihrer Berichtspflicht in Bezug auf die Offenlegung ihrer okologischen Nachhaltigkeitsziele nach.

CSR-Kodex für Vertriebspartner

Bei den Vertriebspartnern achtet das Anfang 2022 implementierte gruppenweite Global Channel Management darauf, dass alle Partner nach unternehmensweiten Prozessen, Standards und Richtlinien unter Einhaltung aller Compliance-Vorschriften arbeiten. Um die allgemeinen Einkaufsbedingungen in das firmeninterne Regelwerk zur Nachhaltigkeit zu integrieren, hat Frequentis einen Supplier CSR-Kodex definiert. Darin untermauert werden für den Einkauf und die Verträge bei und mit Subunternehmen und Lieferanten das Engagement für Umweltschutz, die Einhaltung der Menschenrechte und Arbeitsnormen wie auch die Bekämpfung von Korruption. Mit der Einhaltung des CSR-Kodex verpflichten sich die Lieferanten, Auditoren von Frequentis wie auch externe von Frequentis beauftragte Auditoren zu empfangen.

Für solche Audits, bei denen die Anwendung des CSR-Kodex in persönlichen Treffen vor Ort überprüft wird, gibt es unterschiedliche Anlässe. Dazu zählt das Kennenlernen eines potenziellen neuen Lieferanten. Audits werden außerdem durchgeführt, wenn ein Lieferant ein wesentliches Bestellvolumen oder ein erhöhtes Risikopotenzial hat. Ein weiterer Grund ist, wenn sich die Zusammenarbeit im vergangenen Jahr aus unterschiedlichsten Gründen schwierig gestaltet hat, sei es wegen Lieferschwierigkeiten, Qualitätsmängeln oder Kommunikationsproblemen. Darüber hinaus sind die Lieferanten dazu verpflichtet, Frequentis darüber zu informieren, wenn sie aufgrund bestimmter Umstände nicht dazu in der Lage sind, eine oder mehrere Bestimmungen des CSR-Kodex zu erfüllen. Gemeinsam und in Absprache mit Frequentis sollen dann die notwendigen Korrekturmaßnahmen eingeleitet werden. Wurden 2019 noch sieben solcher Audits durchgeführt, verringerte sich diese Zahl in den folgenden zwei Jahren aufgrund der coronabedingten Kontaktbeschränkungen auf vier beziehungsweise fünf, im Jahr 2022 gab es bereits neun Audits. Den Supplier Award im Rahmen der Lieferantenbewertung vergibt Frequentis bereits seit mehreren Jahren. Die Kategorie Nachhaltigkeit wurde erstmals für das Jahr 2021 erhoben.

Diversität und Inklusion

Wie andere österreichische Unternehmen aus den Branchen Industrie und Maschinenbau ist auch Frequentis mit einem relativ geringen Frauenanteil in technischen Berufen konfrontiert. Von den rund 3.000 Bewerbungen, die an die Frequentis AG 2022 zugesandt wurden, stammten rund ein Drittel von Frauen. In der gesamten Frequentis AG lag der Anteil der weiblichen Angestellten Ende 2022 bei 25 Prozent , in der Gruppe bei 23 Prozent. Eine lokale Ausnahme bildet die Tochter Frequentis Romania. Dort liegt der Frauenanteil aufgrund der hoheren Zahl von Absolventinnen mit technischer Ausbildung in Rumänien bei über 30 Prozent.

Im Herbst 2021 startete Frequentis eine Initiative, die sich den speziellen Austausch von weiblichen Führungskräften und Mitarbeiterinnen zum Ziel gesetzt hat. Um mehr Frauen fur technische Berufe anzusprechen, engagiert sich das Unternehmen über etliche Kooperationen mit Schulen und Universitaten. So ist Frequentis beispielsweise Projektpartner von Girls! TECH UP. Diese Initiative des OVE Osterreichischer Verband fur Elektrotechnik setzt sich zum Ziel, junge Madchen über weibliche Vorbilder frühzeitig fur die Welt und die Berufe der Technik zu begeistern. Im Jahr 2022 wurde die Community Women bei Frequentis implementiert. Deren Ziel ist es, eine konzernweite Plattform für die Vernetzung und gegenseitige Unterstützung bei berufsspezifischen Themen zu etablieren, um so den Frauenanteil bei Frequentis zu stärken.

Die adäquate Vergütung von weiblichen Fachkräften im Sinne des Equal Pay ist im Frequentis-Vergütungsmanagement geregelt. Frequentis arbeitet hier, erklärt Brigitte Gschiegl, ESG Group Coordinator bei Frequentis, mit externen Gehaltsbändern aus dem High Tech Umfeld. Aktualisiert werden diese Gehaltsbänder in regelmäßigen Abständen im Rahmen einer Studie, an der sich die Frequentis auch beteiligt. Zentral werde schon bei Neuanstellung darauf geachtet, dass man sich im Rahmen der Gehaltsbänder bewegt. Für AbsolventInnen gibt es ein klares Einstiegsschema, das alle zwei Jahre geprüft und unter Umständen angepasst wird. Zudem prüft der Betriebsrat regelmäßig die Gehaltsdaten im Hinblick der Gesamtentwicklung und Equal Pay. Zur besseren Transparenz werden im Jahr 2023 vier Info-Sessions zum Gehaltsprozess bei Frequentis abgehalten.

Prädikat Nachhaltig – die Auszeichnungen für Frequentis

Niedrige Fluktuationsraten charakterisieren die Mitarbeiterschaft bei Frequentis: im Schnitt bleibt jeder Mitarbeiter zehn Jahre im Unternehmen. Mit der Initiative Bring Freu(n)de ins Unternehmen wurde das Pramienanreizsystem fur Empfehlungen von Seiten der MitarbeiterInnen erweitert – im Jahr 2022 kamen so mehr als 13 Prozent  aller Bewerbungen ins Haus.

Im Rahmen der Best Recruiters Studie 2020/21 hat das Unternehmen erneut von Best Recruiters, der großten Recruiting-Studie im deutschsprachigen Raum, das silberne Siegel in der Branche IT / Software / Telekommunikation erhalten. Die Ergebnisse dieser Studie bilden den Leitfaden fur die Weiterentwicklung der firmeninternen Recruiting- und Employer Branding-Aktivitaten. Ebenfalls eine Silber-Auszeichnung erhielt Frequentis im November 2022 von EcoVadis, Anbieter von Nachhaltigkeitsbewertungen für Unternehmen. Diese Bewertung erhielt Frequentis über alle vier Kategorien Umwelt, Arbeits- & Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung.

Seit 2022 ist Frequentis Mitglied von respACT. Die in Österreich führende Unternehmensplattform für Nachhaltigkeit umfasst mehr als 360 Gesellschaften. Als Mitgliedsunternehmen im respACT-Netzwerk beteiligt sich Frequentis an Initiativen, mit denen die nachhaltige Entwicklung in Österreich und auf internationaler Ebene vorangebracht werden soll. Ihre Leistungsfähigkeit im ESG-Bereich publiziert die Frequentis-Gruppe auch im österreichischen CSR-Guide. Darüber hinaus unterzieht sich das Unternehmen in regelmäßigen Abständen freiwillig diversen CSR-Ratings, die von verschiedenen Institutionen durchgeführt werden und etliche Blickwinkel wie die von Kunden und Investoren berücksichtigen. Fasst man alle diese Faktoren zusammen, so lässt sich feststellen, dass Frequentis auf gutem Weg ist um in seiner Equity Story neben dem stabilen operativen Geschäft auch mit einer überdurchschnittlichen Performance bei den ESG-Kriterien zu punkten.

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