Selbst mit über 58% nachhaltiger Energie ist Krypto-Mining resourcenverschwendung

Nachhaltigkeit ist der neue strategische Imperativ

Der Druck auf die Banken wächst, denn es zeigt sich immer deutlicher, dass die Klimaveränderungen Auswirkungen auf die Umwelt und daher auch weitreichende makroökonomische Folgen haben werden. Banken sollten daher mehr tun, als nur über grüne Initiativen zu reden.

IT als ESG-Nachhaltigkeitsfaktor: Was gehört da bei Ihnen unbedingt dazu (zB der Einsatz umweltschonender Hardware, längere Nutzungsdauer von Geräten, der Einsatz von Thin Clients statt Fat Clients, nachhaltige Einsatz von Rechnerkapazitäten etc.)?

Ali Niknam, Gründer und CEO Bunq.

Ali Niknam: Dazu gehört alles Genannte und noch mehr. Bei Bunq haben wir uns stets für Nachhaltigkeit engagiert, um so gemeinsam mit unseren Nutzern das Thema voran zu bringen. Unsere Datencenter sind zu 100 Prozent grün, wir ermutigen unsere Arbeitnehmer, den ÖPNV und das Rad zu nutzen und unsere Büros sind zu 99,9 Prozent papierlos. Als Bank können wir unseren Einfluss ausbauen, indem wir außerdem in grüne Unternehmen investieren. Doch am allerwichtigsten ist, dass wir unsere Nutzer dabei unterstützen, ihren CO2 Abdruck zu reduzieren indem sie für Baumpflanzungen spenden. So konnten bis jetzt über 9,5 Millionen Bäume gepflanzt werden.

Stefan Schimpl: Als Bank sehen wir uns in diesem Bereich mit einem Zielkonflikt konfrontiert. Wir streben zwar eine möglichst umweltfreundliche IT-Infrastruktur an, höchstes Gut ist jedoch die Informationssicherheit. So achten wir auf einen möglichst langen Lebenszyklus der Geräte. Daneben setzen wir auf Hersteller, die „closed loops“ anbieten, also die Geräterücknahme anstreben. Leider ist das Angebot derzeit noch stark begrenzt. Ebenso eignen sich aus Gründen der IT-Sicherheit nicht alle Systeme für derartige Kreisläufe – als Beispiel seien hier Datenträger genannt.

Mehr Shared Services und Outsourcing, mehr Nachhaltigkeit? Lässt sich das so sagen?

Stefan Schimpl: Shared Services und Outsourcing können zu mehr Nachhaltigkeit im IT-Bereich beitragen. Insbesondere bei Shared Services agieren wir als Bank jedoch aus regulatorischen Gründen sehr zurückhaltend – Informationssicherheit ist und bleibt hier oberstes Gebot. Einen signifikanten Hebel zu mehr Nachhaltigkeit im IT-Bereich sehen wir bei den Rechenzentren – welche traditionell einen hohen Energieverbrauch aufweisen. Immer mehr Betreiber beziehen ihren Strom aus regenerative Energiequellen und verfolgen ganzheitliche Konzepte um ihren Energie- und Ressourcenverbrauch zu verringern. Wir arbeiten bewusst mit Partnern zusammen, die hier eine Vorreiterrolle einnehmen.

Stefan Schimpl, Abteilungsleiter Informationstechnik & Projektmanagement UmweltBan

Eine „grüne“ Ausschreibung berücksichtigt die Nachhaltigkeitsanforderungen einer Bank in allen Phasen des Verfahrens. Ausgangspunkt sind oft Normen wie die ISO 14001 etc. Ist das bei Ihnen ein Thema?

Stefan Schimpl: Die UmweltBank hat ein Umweltmanagementsystem eingeführt, das nach den Richtlinien von EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) zertifiziert ist. Ziel ist die kontinuierliche Verringerung unseres ökologischen Fußabdrucks. So gelten beispielsweise in der Beschaffung klare Richtlinien zum Thema Nachhaltigkeit.

Ali Niknam: Zertifizierungen sind hauptsächlich auf interne Prozesse ausgerichtet. Bei Bunq fragen wir uns zu allererst selbst: was ist für unsere Nutzer am wichtigsten und wie können wir den größten Effekt erzielen? Daher konzentrieren wir uns darauf, uns wissenschafts-basierte Ziele zu setzen, die dazu beitragen, die Klimaziele des Pariser Abkommens, zu erreichen. Immerhin ein Meilenstein, der 196 Staaten bindet, den Klimawandel gemeinsam zu bekämpfen.

Jedes Jahr veröffentlichen wir einen ESC-Report mit den Besten der Branche, der uns und unseren Nutzern dabei hilft, den Überblick über unseren Fortschritt darüber zu behalten, die globale Klimaerwärmung auf 1,5°C zu beschränken.

Achten Sie auch intern auf Nachhaltigkeit (z.B. Ökostrom, umweltbewusste Büroführung, grüne Mobilität etc.)?

Stefan Schimpl: Nachhaltigkeit ist seit Gründung der UmweltBank in unserer DNA verankert. Alle Produkte und Dienstleistungen – ob Tagesgeldkonto, Fonds oder Darlehen – erfüllen strenge Nachhaltigkeitskriterien. Daneben durchziehen soziale und ökologische Aspekte alle Bereiche des Unternehmens: Angefangen mit der familienfreundlichen Personalpolitik über Dienstreisen, die überwiegend mit der Bahn erfolgen, bis zu ergonomischen und umweltfreundlichen Arbeitsplätzen. Die umfangreichen Maßnahmen veröffentlichen wir in unserem jährlichen Nachhaltigkeits- und Geschäftsbericht.

Ali Nikam: Wir achten konstant darauf, unseren CO2 Abdruck zu minimieren. Zum Beispiel, indem wir in komplett papierlosen Büros arbeiten, Energie und Elektrizität sparen und unseren Mitarbeitern veganes Mittag- und Abendessen anbieten. Es ist großartig zu erleben, dass viele dieser Initiativen tatsächlich von unseren Mitarbeitern ausgehen. Für mich ist das ein zentraler Beleg dafür, dass unser Team sich authentisch für das Wohlbefinden dieses Planeten einsetzt.

Autor

  • Dunja Koelwel arbeitet seit 1998 als Journalistin im Bereich ITK mit besonderem Fokus auf Payment & Banking. Nach ihrem Jurastudium startete sie beim e-commerce Magazin, das sie über 13 Jahre begleitete und leitete, danach war Head of Content bei Ebner Media Events und zuständig für die Inhalte der Konferenzen. Seit 2020 ist sie Chefredakteurin von gi Geldinstitute. gi Geldinstitute ist die Fachzeitschrift für Banken und Finanzdienstleister alle Art – von etabliert bis FinTech, die in print, online und diversen sozialen Medien zu IT-Trends und Lösungen, Strategien und Neuentwicklungen informiert.

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