Daten-Analysen: Markt für ESG-Daten von hoher Dynamik geprägt
Banken und KVGen sind auf die Zuarbeit von ESG-Datenanbietern angewiesen, um in ihren Entscheidungen Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen. Für die Erfassung und Analyse verschiedenster Kriterien hinsichtlich Ökologie (E), sozialer Gerechtigkeit (S) und guter Unternehmensführung (G) setzen die Provider modernste Technologien ein. Dennoch bleiben große Unterschiede in der Bewertung zwischen den Anbietern. Eine Analyse der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpro zeigt, worauf die Institute bei der Partnerauswahl achten sollten.
„Für Kreditvergabe, Anlageberatung und Investmententscheidungen gewinnen ESG-Kriterien an Bedeutung. Finanzinstitute stehen deshalb unter Druck, bei der Wahl eines ESG-Datenproviders den oder die für sie richtigen Partner auszuwählen“, sagt Christian Obert, Manager bei der Unternehmensberatung Cofinpro. Angesichts der mangelnden Vergleichbarkeit der von Anbietern erstellten Scores und Ratings müssten die jeweiligen Methoden und Standards genau analysiert werden, um den optimalen Fit für den eigenen Anwendungsbereich zu finden: „Unter Umständen gibt es nicht den einen Anbieter, der sämtliche Anforderungen erfüllt, und nur die Kombination der Services mehrerer Anbieter führt zum Ziel.“
Im Rahmen der Datenprovider-Studie haben die Cofinpro-Experten die unterschiedlichen Ansätze zur Ermittlung der ESG-Scores bzw. -Ratings näher betrachtet. Ihre Empfehlung an die Institute: „Daten-Abnehmer sollten nicht nur die aggregierten Kennzahlen beachten, sondern bei Bedarf auch die zugrundeliegenden Rohdaten einsehen. Wenn Banken und Fondsgesellschaften die Scores, Ratings oder Einstufungen der ESG-Datenanbieter direkt übernehmen, ohne die Methodik dahinter zu durchdringen, besteht die Gefahr einer möglichen Fehlallokation von Kapital auf Basis unzutreffender Annahmen bzw. abweichender Einschätzungen“, so ESG-Experte Obert.
KI hilft bei der Auswertung
Der Markt für ESG-Daten ist von einer großen Dynamik geprägt und stellt für Anbieter wie Abnehmer eine besondere Herausforderung dar. Die Vielzahl der Daten – einer der untersuchten Anbieter stellt ESG-Informationen für mehr als 200.000 Unternehmen bereit – wird bei der Mehrzahl der Provider mittels Künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet. „Die hohe Technologisierung führt in Verbindung mit Konsolidierungstendenzen zu steigenden Eintrittsbarrieren für neue ESG-Datenanbieter“, hat Berater Obert erkannt. Banken sollten zugleich das operative Geschäftsmodell des Datenanbieters in puncto Lieferfähigkeit, Anpassungsgeschwindigkeit und Verlässlichkeit betrachten. Taktische Überlegungen müssten genauso Berücksichtigung finden wie strategische. Das gelte auch im Hinblick auf mögliche Abhängigkeiten beim Abschluss von Verträgen. Vor allem die operativen und gebührentechnischen Risiken könnten beträchtlich sein.
Der große Interpretationsspielraum weicher ESG-Kriterien und die unscharfe Erhebung einzelner Kennzahlen führen dazu, dass die Datenanbieter zum Teil unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe zur Ermittlung der ESG-Scores anwenden. Cofinpro-Manager Obert rät Finanzinstituten deshalb dazu, sich nicht von ausufernden Zahlenwerken ablenken zu lassen, sondern sich auf wenige Kennzahlen zu konzentrieren, die einen klaren Ursache-Wirkung-Zusammenhang aufweisen: „Das ist zielführender als ein Potpourri an interpretationsbedürftigen Kennzahlen heranzuziehen. Im Zeitverlauf kann dieses Modell bei Bedarf angepasst oder erweitert werden.“
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