Green Bond Report: Klimaerwärmung verändert Kapitalbedarf

In der neuesten Ausgabe des Green Bond Reports beleuchten die Experten der SEB sowohl die steigenden wirtschaftlichen Kosten der Klimakrise als auch die zunehmenden Hinweise auf eine schnellere Transformation hin zu einem sauberen Energiesystem. Auf der Anleihen-Seite nehmen Green Bonds weiter zu, wobei der Gesamtmarkt für nachhaltige Finanzen unter Druck steht.

Klimaerwärmung und Kapitalbedarf

„Der Sommer 2023 war der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, was die steigenden Kosten der Klimakrise verdeutlicht“, sagt Thomas Thygesen, Head of Strategy & Equities und Transformationsexperte im Bereich Sustainable Banking der SEB. „Es besteht ein echtes Risiko, dass wir den wirtschaftlichen Schaden selbst eines bescheidenen Temperaturanstiegs unterschätzt haben. Das bedeutet, dass die Kosten, die entstehen, wenn wir die Transformation zu sauberer Energie nicht beschleunigen, ebenfalls höher ausfallen werden. Erfreulicherweise gibt es immer mehr Belege für unsere optimistische Einschätzung, dass sich der Wandel exponentiell entwickelt – aber wir brauchen immer noch viel mehr Kapital.“

Neue Anlagestrategien erforderlich

Für nachhaltige Aktienstrategien wird dies wahrscheinlich zu einer neuen Rolle für ESG (Environmental, Social and Governance) führen. Laut Thomas Thygesen wird ESG als Portfolio-Ziel wahrscheinlich an Bedeutung verlieren, da harte Unternehmensfaktoren einen direkteren Fokus auf Klimarisiken ermöglichen. Sie werden jedoch als Input für die Risikoanalyse auf Unternehmensebene an Bedeutung gewinnen, wenn die wirtschaftlichen Kosten der Klimakrise höher sind, so Thygesen.

Wie entwickelt sich der Markt für nachhaltige Finanzierungen?

Der Report enthält zudem ein Update über den Markt für nachhaltige Finanzierungen. Anleihen, deren Erlöse für nachhaltige Projekte bestimmt sind, nehmen weiter zu, wobei die kumulierten Emissionen grüner Anleihen im Jahr 2023 ein Volumen von 408 Milliarden US-Dollar erreichen. Die Stärkung nachhaltiger festverzinslicher Wertpapiere lässt sich auch an den steigenden Prämien ablesen, die Anleger bereit sind, für gekennzeichnete Anleihen zu zahlen. Der anhaltende Rückgang von nachhaltigkeitsgebundenen Anleihen und Krediten ist jedoch für den Gesamtrückgang der nachhaltigen Kreditaufnahme um 20 Prozent im Jahr 2023 verantwortlich.

„Mangelnde Glaubwürdigkeit und Transparenz sind nach wie vor die größten Herausforderungen für die leistungsorientierte Kreditaufnahme, da viele Emittenten nachhaltiger Anleihen Schwierigkeiten haben, ihre Ziele zu erreichen”, sagt Gregor Vulturius, Lead Scientist und Berater Climate & Sustainable Finance bei der SEB. „Die Einhaltung von Best-Practice-Richtlinien zur Zielsetzung und Wirkungsberichterstattung sowie der Bedarf an Refinanzierung sind notwendig, um in den kommenden Jahren ein Wachstum bei nachhaltigkeitsgebundenen Krediten zu erreichen.”

Mit dieser Ausgabe des Green Bond Reports wird ein neues, regelmäßiges Kapitel eingeführt – das “Sustainable Finance Regulatory Update”. Betreut wird diese Passage im Report von Karl-Oskar Olming, Head of Sustainability Strategy & Policy bei der SEB und Mitglied der EU Sustainable Finance Platform. Die erste Ausgabe des regulatorischen Updates fasst das neue Mandat der Plattform zusammen und gibt einen Überblick über die jüngsten Änderungen und Klarstellungen in Bezug auf die EU-Taxonomie, SFDR, Transition Finance, ESG-Ratings und neue Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Kohlenstoffabbau, Wasser und Biodiversität

Der Report geht zudem auf die Themen Kohlenstoffabbau, Wasser und Biodiversität ein. So stellt das norwegische Unternehmen Storebrand eine neue Investoreninitiative zum Schutz der Natur vor, die SEB Experten erörtern die Bedeutung des Kohlenstoffabbaus für das Erreichen der Netto-Null-Ziele von Unternehmen sowie die Erwartungen der Bank an Investitionen in Wasserversorgungsunternehmen.

Hintergrund: Die SEB, die 2007/2008 zusammen mit der Weltbank das Konzept der grünen Anleihen entwickelt hat, veröffentlicht fünf- bis sechsmal im Jahr die Forschungspublikation „The Green Bond“. Ziel ist es, den Lesern anhand verschiedener Themen einen aktuellen Einblick in die Welt der nachhaltigen Finanzierungen zu geben. Obwohl der Bericht alle Arten von Produkten und Entwicklungen auf dem Markt für nachhaltige Finanzen abdeckt, wird er seinen historischen Namen – The Green Bond – beibehalten, um die Rolle der SEB als Pionier auf dem Markt für grüne Anleihen zu würdigen.