Greenwashing

FNG-Marktbericht: Greenwashing als Herausforderung für die Branche

Die Branche der nachhaltigen Geldanlagen befindet sich weiter auf Wachstumskurs. Der Anteil nachhaltiger Geldanlagen hat sich seit 2018 mehr als verdreifacht. Dennoch stehen die Anbieter nachhaltiger Finanzprodukte vor zahlreichen Herausforderungen, wie der aktuelle Marktbericht des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) zeigt.

Greenwashing ist die Praxis der Irreführung von Finanzmarktakteuren und Anlegern, insbesondere (aber nicht ausschließlich) im Zusammenhang mit der Erlangung eines unlauteren Wettbewerbsvorteils, indem eine unbegründete ESG-Behauptung über ein Finanzprodukt oder eine Finanzdienstleistung aufgestellt wird (angelehnt an die Definition der ESMA Securities and Markets Stakeholder Group). Es ist zu unterscheiden zwischen Fällen, in denen eine objektive Falschaussage vorliegt (Greenwashing) und Fällen, in denen subjektive Meinungen dazu, was nachhaltig ist, aufeinandertreffen. Letzteres kann zu Greenwashing-Vorwürfen führen.

Greenwashing-Risiken

Greenwashing-Risiken entstehen unter anderem aus den strukturellen Problemen der Regulatorik, durch Fragen nach der Wirksamkeit von Sustainable Finance sowie subjektiven Einschätzungen dazu, was „nachhaltig“ eigentlich bedeutet, so der FNG-Marktbericht. Diese Risiken lassen sich durch mehr Transparenz auf Seiten der Anbieter sowie das Erwartungsmanagement bei Kunden vorbeugen. Dazu gehört auch die Darstellung von Chancen und Limitationen der angewandten Nachhaltigkeitsstrategien. Bewusstes Greenwashing, welches sich dieser notwendigen Grundlagen entbehrt, darf nicht geduldet werden.

Die diesjährige Befragung im Rahmen einer Studie zum FMG-Marktbericht in Deutschland und Österreich zeigt, dass sich die Branche weitgehend einig ist. Zur Transformation tragen vor allem die Nachhaltigkeitsstrategien Impact Investment, Engagement und Stimmrechtsausübung als Teil von Engagement bei. Ausschlüssen werden dagegen eher weniger Potenzial zugeschrieben.

Engagement als eine der vielversprechendsten Nachhaltigkeitsstrategien findet auch im Bereich der verantwortlichen Investments Anwendung. Die verantwortlichen Investments in Deutschland und Österreich, bei denen Nachhaltigkeitskriterien auf Unternehmensebene verankert sind, erreichten laut der diesjährigen Erhebung einen Wert von zwei Billionen Euro. Insgesamt befinden sich 1,4 Billionen Euro in Deutschland und Österreich in Portfolios, deren Assets für Engagement-Aktivitäten in Frage kommen.

Öffentlich einsehbare Engagement-Richtlinie

Eine öffentlich einsehbare Engagement-Richtlinie, die Angaben zu den Eskalationsstufen enthält, kann die Transparenz erhöhen. Rund die Hälfte der befragten Finanzunternehmen, die Engagement betreiben, gibt an, bereits eine solche Richtlinie zu haben.

Die Befragung zeigt zudem, dass Unternehmensdialoge überwiegend zu den Themen Klima und Biodiversität geführt werden. Die Stimmrechtsausübung wird laut Befragung vorwiegend dafür eingesetzt, die Governance der Unternehmen zu verbessern und Transparenz zu fördern. Die Befragung der Marktteilnehmer zum diesjährigen Marktbericht der nachhaltigen Geldanlagen hat auch bestätigt: Die Branche strebt nach einheitlichen Richtlinien und Standards. In den qualitativen Antworten wünschen sich die Befragten Klarstellungen und Harmonisierungen der regulatorischen Vorgaben. Außerdem werden die Etablierung von Standards und die Differenzierung zwischen nachhaltigen Geldanlagen und Investitionen in „Transformationsunternehmen“ genannt.

Daneben gehen nahezu alle befragten Finanzunternehmen in Deutschland und Österreich davon aus, dass sich Investments nach ESG-Kriterien langfristig positiv auf das Rendite-Risiko-Profil ihres Portfolios auswirken. Für 82 Prozent der Befragten stellt die Betrachtung von ESG-Faktoren ein zentrales Element ihres Risikomanagements dar. Die Branchenexperten geben an, dass sich die Einhaltung der Standards langfristig lohnt. Für die Berücksichtigung von ESG-Kriterien sind etwa 70 Prozent bereit, auch kurzfristige Renditeeinbußen in Kauf zu nehmen.

Hintergrund: Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) ist seit 2001 der Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen im deutschsprachigen Raum. Zu den rund 230 FNG-Mitgliedern zählen Banken, Kapitalanlagegesellschaften, Ratingagenturen, Finanzberater, wissenschaftliche Institutionen, Versicherungen, NGOs und Privatpersonen.

Autor