CFO on duty: ESG-Reporting als einsame Chef-Aufgabe?

ESG-Reporting liegt häufig im Zuständigkeitsbereich der Finanzabteilung. Bei nachhaltigem Reporting ist der Input von ESG-Experten wichtiger denn je. Nur wenige Unternehmen arbeiten daran, die Zusammenarbeit von Nachhaltigkeit- und Finanzexperten zu verbessern. Teamübergreifende Kollaboration und Prozessoptimierung helfen jedoch bei der Ermittlung von kohärenten Daten.

Die im November 2022 verabschiedete Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sowie ESG-Reporting sind in aller Munde, denn bald müssen mehr als 50.000 europäische Unternehmen den neuen Europäischen Sustainability Reporting Standards (ESRS) folgen. Nachhaltigkeitsdaten müssen dann mit der gleichen Sorgfalt und Rechenschaftspflicht wie Finanzdaten behandelt werden. Die Integration von Finanzen und Nachhaltigkeit muss sich dementsprechend durch das ganze Unternehmen ziehen.

Hauptverantwortung liegt beim CFO?

Daten zur Nachhaltigkeit müssen pflichtgemäß veröffentlicht und zeitgleich prüfbar dokumentiert werden. Im öffentlichen Diskurs heißt es, dies könne nur der Finanzbereich übernehmen. Je wichtiger die Rolle von Umwelt-, Sozial- und Governance (ESG)-Kriterien wird, desto mehr ESG-Verantwortlichkeit liegt – wenn man dem Diskurs Glauben schenkt – auch beim CFO, und spätestens seit der CSRD wird Nachhaltigkeits-Reporting zur Chefaufgabe. Muss das so sein?

Je mehr Details von Unternehmen zum Thema Nachhaltigkeit gefordert wird, desto wichtiger ist es, Experten aus dem gesamten Unternehmen miteinzubeziehen. Nachhaltigkeitsexpertise muss bereichsübergreifend gesammelt und zusammengeführt werden.

Teamwork als Lösung?

Reine Optimierung der Berichtprozesse reicht dafür nicht aus. Die Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Nachhaltigkeit und Finanzen sollte verstärkt werden. Laut unabhängiger Studie arbeiten derzeit nur acht Prozent der befragten Führungskräfte im Finanzbereich aus der DACH-Region daran, die Zusammenarbeit dieser Abteilungen zu verbessern. Obgleich ein großer Anteil der Befragten von einer abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit berichtet, geben 50 Prozent an, dass es in ihrem Unternehmen gelegentlich zur Fehlkommunikation mit ESG- und Nachhaltigkeitsexperten kommt. Hier kommen Auditoren ins Spiel, um mit transparenten Prozessen und Kommunikationskanälen Probleme und Risiken aufzuzeigen.

Automatisierung als Alternative

Eine weitere Folge aus dem Expertenmangel ist Automatisierung. Bei zunehmendem Druck und nahenden Fristen müssen Unternehmen (kosten-)effiziente Lösungen in den Vordergrund stellen. Eine Möglichkeit ist der Einsatz von Automatisierungstechnologie, um einzelne Reporting-Schritte zusammenzufassen. So können Daten direkt in eine zentralisierte Software übertragen und zeitaufwendige Aufgaben wie das Zusammenführen von Daten vermieden werden.

Idealerweise wird hierbei auch direkt Nachhaltigkeits-Reporting integriert. Das bedeutet, dass im jährlichen Finanz-Report auch Informationen zur Nachhaltigkeit des Unternehmens enthalten sind. Durch die CSRD wird das für Unternehmen eine immer wichtigere Komponente. Durch integriertes Reporting auf einer zentralisierten Plattform wird Zeit gespart und das Risiko menschlicher Fehler minimiert. So kann auch teamübergreifend effizient zusammengearbeitet werden. Unternehmen mit manuellen Arbeitsprozessen fehlt es darüber hinaus oft an wirksamen Kontrollen, da die Nachverfolgung der Daten oftmals nicht gegeben ist.

Reporting als teamübergreifende Aufgabe

 67 Prozent der Befragten geben an, ihre Definition von integrierter Berichterstattung erstrecke sich nicht auf die Integration von ESG, Finanzen und Risiko. Nur ein Drittel der Befragten integrieren demnach diese drei Bereiche beim Reporting. Der Wille für teamübergreifende Zusammenarbeit ist laut Studie zwar gegeben, die Prozesse dafür sind allerdings noch nicht optimiert. Damit die Verantwortung für ESG-Reporting nicht nur bei einer Person liegt, müssen Unternehmen ihre abteilungsübergreifende Kommunikation und Zusammenarbeit verbessern.

Hauptbedenken beim ESG-Reporting

Ein weiteres Studienergebnis zeigt, dass 34 Prozent der Befragten angeben, dass das Vertrauen in die eigenen Daten eine der Hauptbedenken ist. Teamübergreifend zu arbeiten, kann das Vertrauen in die Daten erhöhen – denn Fehler werden wahrscheinlicher erkannt. Zeitgleich muss die Bereitschaft gegeben sein mit anderen Teams zusammenzuarbeiten – immerhin 30 Prozent haben hier Bedenken.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verantwortung für integriertes ESG-Reporting nicht ausschließlich beim CFO liegt, aber Zusammenarbeit und Kommunikation verbessert werden muss. Aktuell ist ESG-Reporting überwiegend im Finanzbereich angesiedelt. Ob das so bleibt oder eine Verlagerung der Verantwortung stattfindet, hängt auch mit den Bemühungen der Unternehmen in der nächsten Zeit zusammen.