Bessere CO2-Bilanz: Ein langer Weg mit Chancen und Fallstricken
Es führt kein Weg daran vorbei, umweltfreundlicher zu wirtschaften – für eine bessere CO2-Bilanz. Einerseits verlangen immer mehr Kunden nach grünen Produkten, andererseits zwingen zahlreiche Vorschriften die Unternehmen zum Umdenken. Mehr Nachhaltigkeit betrifft dabei die unterschiedlichsten Bereiche, jeder mit seinen eigenen Herausforderungen.
IT-Infrastruktur- und Dienstleister NTT erklärt, welche Stellschrauben es gibt, worauf Unternehmen achten müssen, wo Fallstricke lauern, wie die Verantwortlichen am besten vorgehen und welche Rolle die Unternehmenskultur dabei spielt.
Bessere CO2-Bilanz in verschiedenen Bereichen und mit zahlreichen Maßnahmen
Die Nachhaltigkeit eines Unternehmens zu verbessern, ist in verschiedenen Bereichen und mit zahlreichen Maßnahmen möglich. Manche davon sind sofort umsetzbar und schnell wirksam, andere brauchen einen langen Atem.
- Auf grünen Strom umsteigen. Grundsätzlich gilt: Wer auf Ökostrom setzt, spart Emissionen, die bei der Verbrennung fossiler Energieträger entstehen würden. Da in Deutschland derzeit nur rund 50 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen, ist es für energieintensive Unternehmen durchaus sinnvoll, ihren Strom selbst zu produzieren. Dabei können Solaranlagen, Blockheizkraftwerke, Biomasseanlagen oder Windkraftanlagen zum Einsatz kommen.
- Den Energiehunger zügeln. Am klimafreundlichsten ist jedoch Strom, der gar nicht erst verbraucht wird. Bezogen auf die IT bedeutet das, den Strombedarf durch energieeffizientes Design und Prozessoptimierung so gering wie möglich zu halten. In Rechenzentren gilt es beispielsweise, den Energieverbrauch von Infrastruktur und Kühlsystemen durch den Einsatz moderner Komponenten zu senken und die Abwärme für die Beheizung von Büro- und Wohngebäuden oder die Warmwasserbereitung zu nutzen.
- Messen, um zu verbessern. Ein intelligentes Data Center Infrastructure Management, das die Leistung des Rechenzentrums automatisiert und datenbasiert erfasst sowie steuert, hilft, die Energie- und damit die CO2-Bilanz weiter zu verbessern. Eine exakte Prognose der IT-Lasten ermöglicht beispielsweise das vorausschauende Zu- und Abschalten von Kühlsystemen. Andere Lösungen unterstützen Unternehmen bei der Umstellung auf eine nachhaltigere Datenspeicherung: Sie eliminieren Dubletten, ordnen Daten den passenden Medien zu und reduzieren so den Bedarf an Infrastruktur.
- Einen geschlossenen Kreislauf schaffen. Weniger Abfall produzieren, sparsam mit vorhandenen Ressourcen umgehen, nachwachsende Rohstoffe nutzen, Reparaturfähigkeit fördern und ausrangierten Produkten ein neues Leben schenken – an diesen Prinzipien der Kreislaufwirtschaft sollten sich Unternehmen orientieren, um die schädlichen Auswirkungen bisheriger Wirtschaftsmodelle zu minimieren. Aus recycelten Kunststoffen lassen sich beispielsweise Gehäuse für Computer herstellen. Aus alten Festplatten kann wiederum Aluminium gewonnen und in neuen wiederverwendet werden.
- Das Design nachhaltig gestalten. Das Konzept des Recyclings stößt derzeit jedoch schnell an Grenzen: Wertvolle Materialien wie Seltene Erden, Tantal, Indium oder Gallium lassen sich nur aufwendig separieren. Darüber hinaus erschwert das sogenannte „Downcycling“ die Wiederverwendung, da die Qualität der recycelten Stoffe fast immer schlechter ist als die des Ausgangsmaterials. Notwendig ist daher eine ganzheitliche Betrachtung des Lebenszyklus eines Produktes – bereits beim Design kann beispielsweise Einfluss auf Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit genommen werden.
- Produkten ein zweites Leben schenken. Ebenso wichtig ist es, dass ein Produkt möglichst lange genutzt wird. Im Rahmen von Refurbishing-Services nehmen beispielsweise die großen IT-Hersteller ihre Rechner und Systeme am Ende der Vertragslaufzeit zurück und bringen sie generalüberholt wieder auf den Markt. Das schließt eine professionelle Löschung der Daten, den Austausch defekter Teile und das Aufspielen eines aktuellen Betriebssystems ein.
- Die Unternehmenskultur überdenken. Wenn Firmen nachhaltiger werden wollen, müssen sie ihre Mitarbeitenden mit ins Boot holen. Während für die einen eine positive CO2-Bilanz eine Selbstverständlichkeit ist, verbinden andere damit eher eine „Öko-Kultur“ abseits eines wirtschaftlichen Mehrwerts. Hilfreich ist es, eine Arbeitsgruppe zu gründen, in der sich die Beschäftigten mit ihren Ideen zu Themen wie Umweltschutz und Klimaneutralität einbringen können.
- Nachhaltigkeit als Business-Ziel begreifen. Allein die zahlreichen regulatorischen Vorgaben machen Nachhaltigkeit zudem zu einem Governance-Aspekt, der von ganz oben getrieben werden muss. So verpflichtet die neue Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU rund 15.000 Unternehmen in Deutschland zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Das Management muss also eine Strategie definieren und im nächsten Schritt Nachhaltigkeitsindikatoren festlegen, die aktuellen CO2-Emissionen erfassen, Einsparpotenziale analysieren und Verbesserungsmöglichkeiten in konkrete Maßnahmen umsetzen.
- Alle CO2-Emissionen erfassen. Erst wenn die notwendigen Daten mit Hilfe intelligenter Technologien in Echtzeit erfasst und ausgewertet werden, haben Firmen Klarheit darüber, an welchen Stellschrauben sie drehen müssen, um den eigenen Betrieb nachhaltiger zu gestalten. Dazu gehören selbstverständlich auch die Scope-3-Emissionen, also die Umweltbelastungen entlang der Lieferkette, die ohne moderne Lösungen nur schwer zu erfassen und zu steuern sind.
„Unternehmen werden mehr denn je an ihrem Beitrag zum Klimaschutz und an einer bessere CO2-Bilanz gemessen. Wer sich jedoch nur auf die Erfüllung unmittelbarer Compliance-Anforderungen konzentriert, verpasst Chancen. Unternehmen, die ihre ESG-Daten strategisch betrachten und für Innovation und Rationalisierung nutzen, können ihren Marktwert deutlich steigern. Der Weg dorthin ist mit einigen Stolpersteinen gepflastert – Nachhaltigkeit zu leben ist oft leichter gesagt als getan. Aber es lohnt sich, dranzubleiben“, betont Kai Grunwitz, CEO Germany & Regional Leader DACH bei NTT.