Impact Investing: Bleibt’s Nische oder wird es Mainstream?
Impact Investing fristet aktuell ein Nischendasein. Die Bundesinitiative Impact Investing (BIII) hat das Volumen von „impact generating“ Investments, also von Investitionen mit eigenem Wirkungsbeitrag, für 2022 auf knapp zehn Milliarden Euro beziffert. Setzt man dies ins Verhältnis zum Volumen aller Fonds und Mandate in Deutschland, das laut BVI im selben Jahr 3,8 Billionen Euro betrug, kommt man – den „Mainstream“-Phantasien prominenter Branchenvertreter zum Trotz – auf einen Marktanteil von lediglich 0,26 Prozent.
Was die Marktstudie der BIII auch zeigt: Nur bei einem Drittel der Assets, auf denen Impact stand, war auch Impact drin. Die enormen Wachstumsraten, die andere Marktstudien in den vergangenen Jahren nachweisen wollten, beruhten wohl vor allem auf dem mehr gefühlten als nachweisbaren Impact der befragten Produktanbieter.
Kapitalallokation im Fokus
Bedarf an Investitionen mit einer nachweisbaren positiven Wirkung gibt es dabei mehr als genug. Die jährliche Finanzierungslücke für das Erreichen der SDGs im Globalen Süden bis 2030 wird von der UNCTAD mittlerweile auf vier Billionen US-Dollar geschätzt, die Hälfte davon im Bereich Energie und Infrastruktur.
Impact Investing könnte eine wichtige Rolle beim Schließen dieser Lücke spielen. Die oft als „Königsklasse“ bezeichnete nachhaltige Investitionsstrategie hat viel Potenzial. Ob sich dieses jedoch entfalten kann, hängt von der richtigen Weichenstellung ab.
Wenn Impact Investing künftig stärker zum Erreichen der SDGs genutzt werden soll, muss man sich darauf besinnen, dass die eigentliche Finanzierungslücke vor allem durch die Allokation von Kapital geschlossen wird. Und dies kann weder durch „wirkungskompatible“ Investitionen, „beabsichtigte Impact-Investments“ oder „gekauften Impact“ erreicht werden. Durch derartige Begriffsschöpfungen kann das Label zwar für die Marketingabteilungen der Mainstream-Anbieter nutzbar gemacht werden. Da es sich aber um Investitionen ohne eigenen Wirkungsbeitrag (Investor Impact) handelt, wird damit kein zusätzlicher Cent für Impact Investing oder das Erreichen der SDGs mobilisiert.
Regulatorische Hemmnisse abbauen
Der bevorzugte Weg dafür sind Investmentvehikel aus den alternativen Anlagebereichen wie Private Equity oder Private Debt, über die tatsächlich zusätzliches Kapital zur Verfügung gestellt werden kann. Wirkungsorientierte Privatmarkt-Investments waren aufgrund regulatorischer Hemmnisse lange Zeit jedoch kaum für Kleinanleger zugänglich. Sie konnten nur über geschlossene Spezialfonds mit Mindestanlagesummen im sechsstelligen Bereich sowie geringer Liquidität getätigt werden. Von institutionellen Investoren werden sie aufgrund interner Richtlinien oft (und gerade bei Investitionen in den Entwicklungs- und Schwellenländern, die am dringendsten benötigt werden) als zu risikoreich eingestuft.
Zugang für Kleinanleger möglich machen
Ob Impact Investing den Weg aus der Nische findet, wird sich nicht zuletzt daran entscheiden, ob „echte“ Impact Investments für Privatanleger zugänglich gemacht werden können. Es spielt auch eine Rolle, ob die öffentliche Hand bereit ist, in Form von öffentlich-privaten Partnerschaften mehr Geld zur Verfügung zu stellen, um das Risiko für institutionelle Investoren zu reduzieren.
Was Ersteres betrifft, gab es in den letzten Jahren positive Entwicklungen. Neue Fondsstrukturen wurden geschaffen, über die Impact Investments nun auch für Kleinanleger möglich sind. Hierzu gehören beispielsweise das offene Infrastruktursondervermögen und insbesondere der reformierte European Long-Term Investment Fund („ELTIF 2.0“), der erstmals neben Mikrofinanzfonds die Darlehensvergabe als Haupttätigkeit eines Publikumsfonds ermöglicht. In Sachen „blended finance“ hat sich hingegen leider nichts getan, obwohl der erste Sustainable Finance Beirat in seinem Abschlussbericht 2021 für eine Intensivierung geworben hat. Bleibt zu hoffen, dass der neu gewählte Sustainable Finance Beirat das Thema wieder auf die Agenda setzt.
Und eine weitere Voraussetzung muss erfüllt werden: Investoren müssen noch stärker als bislang begreifen, dass Impact einen Wert hat, auch wenn er sich nicht sofort in zusätzlicher Rendite niederschlägt.