Governance

(Data) Governance – Schlüssel für einen nachhaltigen ESG-Erfolg

Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – ESG-Faktoren (Environmental, Social, and Governance) werden immer wichtiger, wenn es darum geht, die aktuelle und erwartete zukünftige Leistung eines Unternehmens zu bewerten. Ab 2024 müssen sogar auch viele mittelständische Unternehmen ein verpflichtendes ESG-Reporting einführen. Dr. Stefan Sambol von der Digitalberatung OMMAX erläutert, warum Unternehmen bei ihrer ESG-Strategie das ‚G‘ – also die Governance – nicht unterschätzen sollten.

Bedingt durch die politischen Rahmenbedingungen, lassen sich ESG-Themen in der heutigen Geschäfts- und Finanzwelt nicht mehr ignorieren. Allerdings stehen hierbei häufig vor allem „ökologische“ und „soziale“ Initiativen im Mittelpunkt, während der „Governance“-Aspekt oft unterschätzt wird.

Corporate Governance bezieht sich auf die Entscheidungsfindung und das Management innerhalb eines Unternehmens und ist mit den ökologischen und sozialen Aspekten von ESG verbunden. Ohne eine starke Governance wird die Planung, Umsetzung und Bewertung von Umwelt- und Sozialinitiativen erheblich erschwert. Obwohl der Governance bisher häufig weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist sie genauso wichtig wie die anderen Bereiche, da sie sich auf Führung, Transparenz und Rechenschaftspflicht konzentriert. Für ein stabiles Geschäftsmodell ist Governance unerlässlich, denn sie beeinflusst wichtige Bereiche, die für Regulierungsbehörden, Investoren, Mitarbeiter und andere wichtige Stakeholder von Interesse sind.

Governance im Fokus: Warum sie von entscheidender Bedeutung ist

In der Geschäftswelt ist das Management der entscheidende Schlüssel bei der Planung und Umsetzung von ESG-Strategien. Jede soziale oder ökologische Initiative erfordert natürlich zunächst eine Planung durch die Unternehmensleitung, und ein starkes Management kann zu konkreten Strategien und operativen Strukturen führen. Ohne das „G“ in ESG besteht das Risiko, dass Aktivitäten und Initiativen bloß zu Ad-hoc-Maßnahmen werden, denen es an strategischen Zielen und sogar an Authentizität mangelt. Eine solide Corporate Governance bildet dagegen die wichtigste Grundlage für eine zielgerichtete und effektive Umsetzung von ESG-Strategien.

Governance ist jedoch viel mehr als nur ein struktureller Rahmen: Sie umfasst auch die Förderung einer transparenten Feedback-Kultur und die Aufrechterhaltung einer kontinuierlichen Kommunikation innerhalb der Unternehmenshierarchien. Dieser Aspekt spielt zum Beispiel eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die Agilität des Unternehmens angesichts sich verändernder Herausforderungen und Chancen zu gewährleisten. Durch das Ermöglichen von Kontrolle und die Förderung von Verantwortlichkeit schaffen Unternehmen eine Atmosphäre, in der Feedback wichtig ist und in die Entscheidungsfindung einfließt. So kann ein Umfeld der kontinuierlichen Verbesserung entstehen, das es Unternehmen ermöglicht, ihre Strategien flexibel anzupassen und auch mit sich verändernden ESG-Prioritäten in Einklang zu bringen.

Data Governance – ein Schlüsselfaktor für die Umsetzung

Ohne klar definierte Methoden zur Bewertung bestehender Rahmenbedingungen und Prozesse kann sich die die Umsetzung von Governance-Grundsätzen allerdings als schwierig erweisen. Unternehmen benötigen klare Governance-Rahmen und -Methoden, die es ihnen ermöglichen, umfassendere ESG-Ziele zu definieren, zu überwachen und zu bewerten. Eine der wirksamsten Strategien zur Bewältigung dieser komplexen Aufgabe ist der Einsatz von Datenmanagement und Technologie. Dabei spielen insbesondere Tools zur Datenaggregation eine zentrale Rolle – sie können zum Beispiel große Mengen ESG-relevanter Informationen aus verschiedenen Quellen sammeln und vor allem auch konsolidieren. Durch Technologie können Unternehmen ihre Prozesse der Informationsbeschaffung über Umweltauswirkungen, soziale Verantwortung und Governance-Praktiken rationalisieren und dadurch kontinuierlich einen umfassenden Überblick über ihre ESG-Performance gewinnen und zudem ihre Fortschritte bei der Erreichung ihrer ESG-Ziele genau messen. So lassen sich Bereiche identifizieren, in denen Verbesserungen erforderlich sind, und auch fundierte, datengestützte Entscheidungen treffen, um positive Veränderungen voranzutreiben.

Gezielte Strategien durch fortschrittliche Analyse und KI-Einsatz

Entsprechende Analysetools sind notwendig, um gesammelte Daten auch wirklich interpretieren zu können und Erkenntnisse zu gewinnen, die ein tieferes Verständnis des Einflusses von Umweltinitiativen, sozialer Verantwortung und Governance-Praktiken auf die Gesamtleistung des Unternehmens ermöglichen. Nur durch das Erkennen von Mustern und Zusammenhängen in den eigenen Daten lassen sich Stärken und Schwächen identifizieren, die den Weg für gezieltere Strategien und bessere ESG-Ergebnisse ebnen. KI-gestützte Lösungen haben dabei die Kontrolle und Umsetzung von Governance-Praktiken im Unternehmen einen großen Schritt vorangebracht.

Algorithmen des maschinellen Lernens können auf der Grundlage großer Datensätze die Datenverarbeitung automatisieren, Muster erkennen und Vorhersagemodelle erstellen. Diese Automatisierung erhöht die Effizienz und Genauigkeit der ESG-Berichterstattung, indem sie den manuellen Aufwand für die Datenanalyse reduziert und gleichzeitig die Bereitstellung zeitnaher und zuverlässiger Informationen gewährleistet. KI-Lösungen erleichtern zudem das Benchmarking und ermöglichen es Unternehmen, ihre Governance-Praktiken mit Branchenbenchmarks und -beispielen zu vergleichen. Darüber hinaus lassen sich technologiegestützte Lösungen auch für Mitarbeiterbefragungen einsetzen, die wertvolle Einblicke in die Stimmung und das Engagement der Mitarbeiter ermöglichen und Unternehmen dabei helfen, ihre Unternehmenskultur zu verbessern und effektiver auf die Bedürfnisse der Belegschaft einzugehen.

Unternehmensführung als Priorität: Eine bewusste Entscheidung

Um ESG-Bemühungen zu einem substanziellen positiven Einfluss zu machen, kommt der (Data) Governance daher eine zentrale Rolle zu, um einen soliden Grundstein für eine nachhaltige Wertschöpfung zu legen, echte Veränderungen zu bewirken und diese dann vor allem auch in organisierter, transparenter und messbarer Weise an die Stakeholder berichten zu können. Ohne angemessene Governance besteht die Gefahr, relevante Risiken zu vernachlässigen oder dass ESG-Bemühungen einfach nur oberflächliche Initiativen bleiben. Sie unterstützt die Transparenz von ESG-Initiativen und stellt sicher, dass sie auch mit den Grundsätzen und Zielen des Unternehmens insgesamt sowie mit den Erwartungen der Stakeholder übereinstimmen. Nur so kann sich eine verlässliche Grundlage für das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit bei Investoren, Mitarbeitern, Kunden und der breiten Öffentlichkeit bilden.

Autor