Geldwäschebekämpfung und Regulierung: Geldbußen stiegen 2023 stark an

Fenergo, Anbieter von digitalen Lösungen für Client Lifecycle Management (CLM), Know Your Customer (KYC) und Transaction Monitoring, hat seine jährlichen Ergebnisse zu den weltweiten Durchsetzungsmaßnahmen gegenüber Finanzinstituten veröffentlicht. Demnach ist die Höhe der gegen Unternehmen verhängten Strafen im Jahr 2023 um 57 Prozent gestiegen.

Die deutschen Aufsichtsbehörden waren im Jahr 2023 dagegen recht zurückhaltend. Deren Bußgelder beliefen sich im Jahr 2022 auf mehr als sieben Millionen US-Dollar und im Jahr 2023 nur noch auf nur rund 235.000 US-Dollar  – ein Rückgang um 97 Prozent. Einige Banken mit Hauptsitz in Deutschland wurden 2023 jedoch mit hohen Strafen belegt, allerdings durch ausländische Aufsichtsbehörden.

Deutsche Banken werden hauptsächlich von ausländischen Behörden bestraft

Auch in den letzten Jahren wurden deutsche Banken vor allem von ausländischen Aufsichtsbehörden bestraft – nicht von der hiesigen Regulierung. Seit 2008 wurden deutsche Banken von ausländischen Aufsichtsbehörden wegen Verstößen gegen Anti-Geldwäsche-Vorschriften mit Geldbußen in Höhe von rund 2,7 Milliarden US-Dollar belegt, darunter auch einige prominente Fälle. Im Vergleich dazu haben deutsche Aufsichtsbehörden seit 2008 Bußgelder in Höhe von rund 89,8 Millionen US-Dollar  gegen Banken verhängt.

Rory Doyle, Head of Financial Crime Policy bei Fenergo: „Deutsche Banken tun bereits viel gegen Geldwäsche, sollten künftig aber noch effizientere Abwehrmechanismen zu deren Bekämpfung entwickeln. Das ist wichtig für ihren Ruf auf der ganzen Welt.“

Doyle kommentierte den drastischen Rückgang der von den deutschen Aufsichtsbehörden gegen Finanzinstitute verhängten Strafen mit den Worten: „Die deutsche Financial Intelligence Unit (FIU) wurde kürzlich der neuen Aufsichtsbehörde für AML, der Bundesoberbehörde zur Bekämpfung von Finanzkriminalität (BBF), unterstellt, was zu einem Engpass bei der Untersuchung von Verdachtsmeldungen von Banken und einer Flaute bei Durchsetzungsmaßnahmen/Bußgeldern im Jahr 2023 geführt haben mag.“

Höchste Geldstrafe gegen Binance

Weltweit beliefen sich die Strafen für Verstöße gegen Geldwäsche-, KYC-, Umwelt-, Sozial- und Corporate-Governance-Vorschriften (ESG), Sanktionen und Sorgfaltspflichten gegenüber Kunden (CDD) im Jahr 2023 auf insgesamt 6,6 Milliarden US-Dollar, ein deutlicher Anstieg gegenüber 4,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 und 5,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021.

Die höchste Geldstrafe in Höhe von 4,3 Milliarden US-Dollar wurde der weltweit größten Kryptowährungsbörse Binance im Zusammenhang mit Verstößen gegen die AML auferlegt. Binance wurde zur Zahlung der Strafe verurteilt, um die Ermittlungen des Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN) des US-Finanzministeriums, des Office of Foreign Assets Control (OFAC) und der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) abzuschließen.

Die Cayman Inseln, wo Binance seinen Hauptsitz hat, verzeichneten in der Folge den größten regionalen Anstieg der von den globalen Regulierungsbehörden verhängten Bußgelder, nämlich von knapp über drei Millionen US-Dollar im Jahr 2022 auf mehr als 4,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023. Zu den Ländern mit den höchsten Strafen gehören die USA mit einem Anstieg um 69 Prozent auf 5,1 Milliarden US-Dollar, dem zweithöchsten Jahr in der Geschichte, und China mit einem Anstieg von 55 Millionen US-Dollar auf 1,4 MilliardenUS-Dollar im Jahr 2023. Die Regulierungsbehörden im Vereinigten Königreich waren nachsichtiger. Sie verhängten Strafen in Höhe von 25,26 Millionen US-Dollar,  was einem Rückgang von 86 Prozent gegenüber 2023 entspricht.

Krypto- und Zahlungsverkehrsanbieter haben die größten Anstiege bei Bußgeldern verursacht

Krypto- und Zahlungsverkehrsanbieter haben in diesem Jahr die größten Anstiege bei Bußgeldern verursacht, die 69 Prozent bzw. 21 Prozent der globalen Strafen ausmachen. Laut der Analyse von Fenergo ist 2023 das erste Jahr, in dem Krypto- und Zahlungsunternehmen die traditionellen Finanzinstitute in Bezug auf den Wert und die Schwere der Geldstrafen für Verstöße gegen die Geldwäschebekämpfung übertreffen.

Im Großen und Ganzen bezieht sich der bedeutendste Anstieg der Durchsetzungsmaßnahmen auf KYC und CDD, die in den letzten 12 Monaten von 2,3 Millionen US-Dollar auf unglaubliche 219 Millionen US-Dollar gestiegen sind. Ähnlich verhält es sich mit den ESG-Strafen, die um 246 Prozent gestiegen sind und im Jahr 2023 ein Rekordhoch von 19 Millionen US-Dollar erreichen werden.

Rory Doyle, Head of Financial Crime Policy bei Fenergo, kommentierte die Ergebnisse mit den Worten: „Die Aufsichtsbehörden haben in diesem Jahr eindeutig den Fuß auf dem Gaspedal gehabt, wie das massive Durchgreifen gegen Anbieter virtueller Währungen zeigt. Diese Ergebnisse machen deutlich, dass bei neueren, digitalen Anbietern ein robusteres Rahmenwerk für AML erforderlich ist. Dennoch müssen Unternehmen aller Größenordnungen sicherstellen, dass sie aus der Perspektive der Finanzkriminalität gut vorbereitet sind, da die Aufsichtsbehörden AML/Bekämpfung der Terrorismusfinanzierung (CFT) im Jahr 2024 Priorität einräumen.“

„Zu den Herausforderungen, denen sich Finanzinstitute in diesem Jahr gegenübersehen, gehört die Notwendigkeit, die wachsende Wissenslücke und den anhaltenden Mangel an qualifizierten Experten für Finanzkriminalität zu schließen, um eine effektive Due Diligence der Kunden durchführen zu können. Mit mehr Arbeit und weniger Ressourcen müssen die Unternehmen darauf achten, modernste Technologien zu nutzen, um ein zentralisiertes Ökosystem zur Bekämpfung von Finanzkriminalität zu schaffen – einschließlich Machine-Learning und Künstlicher Intelligenz –, um die wachsende Qualifikationslücke zu schließen und letztendlich das Risiko weiterer Durchsetzungsmaßnahmen in den kommenden 12 Monaten zu verringern“.