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Wirtschaft entscheidet über Zukunft von Renewables

In Anbetracht des stark gespaltenen politischen Lagers in den USA könnten Anleger den Eindruck bekommen, dass weitere Investitionen in erneuerbare Energien auf der Kippe stehen. Aanand Venkatramanan, Head of ETFs, EMEA bei LGIM, dem Investmentmanager des britischen Finanzkonzerns Legal & General Group (Webseite), ist jedoch überzeugt, dass die Wirtschaft von erneuerbaren Energien zu wettbewerbsfähigen Kosten profitiert.

„Die Wirtschaft entscheidet über die Zukunft erneuerbarer Energien – nicht Trump oder Harris“, sagt Venkatramanan, Die Demokraten dürften im Fall ihres Sieges Investitionen in saubere Energie weiter fördern. Sie hätten die Branche bereits über das Infrastrukturgesetz von 2021, das CHIPS- und Wissenschaftsgesetz von 2022 und den Inflation Reduction Act (IRA) gestützt. Diese legislativen Maßnahmen würde weiterhin Kapital über Bundesinvestitionen, Darlehen und Steuergutschriften anziehen.

Erneuerbare Energien unter Trump auf Rekordniveau

Was aber, wenn die Republikaner gewinnen? „Trump hat keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen erneuerbare Energien und seiner Unterstützung für heimische fossile Brennstoffe gemacht“, so Venkatramanan. Sollte er gewinnen, könne man  daher eine ähnliche Kehrtwende in der US-Klimapolitik erwarten wie unter der vorherigen Trump-Regierung, die 2017 im Ausstieg des Landes aus dem Pariser Abkommen gipfelte. „Vor diesem Hintergrund mag es manche Anleger überraschen, dass die Stromerzeugung aus Windkraft (On- und Offshore) und Solarenergie in den USA während Trumps Präsidentschaft Jahr für Jahr stieg und in beiden Segmenten ein Rekordniveau erreichte“, stellt Venkatramanan fest.

Zinssätze und Finanzierungskosten

Wenn die Zinssätze wie von den Märkten erwartet weiter sinken, werde dies den Erzeugern sauberer Energie mit bestehenden Stromlieferverträgen (Power Purchase Agreements, PPA) Rückenwind geben, ist Venkatramanan überzeugt. Die Kosten für den Bau neuer Stromerzeugungsanlagen werden in der Regel durch eine Mischung aus Fremd- und Eigenkapital getragen. Der erzeugte Strom wird dann über PPAs verkauft. Während bei neuen PPAs die durch den Zinsanstieg verursachten höheren Finanzierungskosten berücksichtigt werden, leiden Stromerzeuger mit bestehenden PPAs in einem Umfeld steigender Zinsen unter sinkenden Margen. Das liegt daran, dass die Forderungen fest bleiben, während die Verbindlichkeiten, also die Zinszahlungen, variabel sein können. Infolgedessen belasten höhere Kapitalkosten den Energiesektor ebenso, wie sie die Aktivität in der Gesamtwirtschaft dämpfen.

Die Wirtschaft des Wandels

Doch abgesehen von Zinsschwankungen gebe es einen grundlegenden Wandel hin zu sauberer Energie in der Stromerzeugung weltweit, meint Venkatramanan.

Zwischen 2010 und 2022 haben Solar- und Windenergie einen Wendepunkt erreicht. Die Kosten sind ohne Subventionen gegenüber fossilen Brennstoffen wettbewerbsfähig. In diesem Zeitraum sanken die gewichteten Durchschnittskosten für Solarstrom um 89 Prozent. Damit lagen sie fast ein Drittel unter denen des billigsten fossilen Brennstoffs weltweit.

Die Internationale Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) schätzte im Jahr 2022, dass die seit dem Jahr 2000 weltweit eingesetzten erneuerbaren Energien im Elektrizitätssektor Brennstoffkosten in Höhe von schätzungsweise 521 Milliarden US-Dollar eingespart haben. „Wir sind deshalb davon überzeugt, dass die Wirtschaft – und nicht die Politik – die Grundlage für eine saubere Energiezukunft legt, unabhängig vom Ausgang der US-Wahlen“, ist sich Venkatramanan sicher.

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