So können Banken „Sustainable KYC“ realisieren
Banken in Deutschland müssen wahrscheinlich schon bald die Nachhaltigkeit ihrer Kunden, Partner und Lieferanten bewerten. Ein neues Bürokratiemonster brauchen sie deshab aber nicht zu fürchten, sagt Pegasystems. Es geht nämlich lediglich um eine Erweiterung der Know-Your-Customer-Prozesse – und die lassen sich gut automatisieren.
Das Thema ESG (Environment, Social, Governance) gewinnt für Banken zunehmend an Bedeutung. Die Aufsichtsbehörden zahlreicher europäischer Länder machen ihren Finanzinstituten bereits konkrete Auflagen, die Nachhaltigkeit ihrer Kunden, Partner und Lieferanten zu prüfen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es dafür eine EU-weite Gesamtrichtlinie geben wird. Mittelfristig wird sich ESG zu einem Standardelement der Gesamtbanksteuerung entwickeln, wie es Kreditrisikobewertung, Geldwäschebekämpfung oder die Einhaltung von Sanktionen bereits heute sind.
ESG-Scores für Kunden, Lieferanten und Partner
„Es steht außer Frage, dass Banken auch hierzulande schon bald dazu verpflichtet werden, ESG-Scores für ihre Kunden, Lieferanten und Partner zu erstellen, um damit ihre Nachhaltigkeit zu bewerten“, sagt Michael Baldauf, Industry Architect/Strategist Financial Service EMEA bei Pegasystems. „Die gute Nachricht ist: Diese Aufgabe lässt sich hervorragend automatisieren. Dafür ist im Grunde genommen nämlich lediglich eine Erweiterung der Know-Your-Customer-Prozesse erforderlich, die viele Banken schon hochautomatisiert durchführen.“
Das Prinzip des „Know Your Customer“ (KYC) dient der Bekämpfung von Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und sonstiger Wirtschaftskriminalität. Der Gesetzgeber verlangt von Banken, ihre Neu- und Bestandskunden auf diese Risiken hin zu überprüfen. Dazu holen die Banken von ihnen persönliche Daten und Geschäftsdaten mit Hilfe von Fragebögen ein. „Um zusätzlich ein ESG-Scoring erstellen zu können, müssen Banken diesen Prozessen nur einen weiteren Questionnaire zum Thema Nachhaltigkeit hinzufügen“, erklärt Baldauf. „Die Grundlage dafür liefert die neue EU-Taxonomie, die Vorgaben für nachhaltige Investitionen definiert. Durch diese Erweiterung können Banken ein ,Sustainable KYC‘ realisieren.“
Automatisierter Fragebogen
Mit Hilfe geeigneter IT-Systeme lässt sich die Abarbeitung dieses Fragebogens weitgehend automatisieren. Der Aufwand hält sich dadurch nicht nur für die Banken selbst, sondern auch für ihre Kunden, Partner und Lieferanten in Grenzen. Banken haben die Möglichkeit, einen dynamischen Fragebogen zu implementieren, der so weit wie möglich mit bereits vorhandenen Informationen vorab ausgefüllt wird. Diese Informationen können aus angebundenen externen Datenquellen wie beispielsweise einem Media Screening stammen oder aus dem eigenen Haus kommen. Viele Fragen des ESG-Bogens haben die Befragten nämlich im Zuge der KYC-Prozesse schon einmal beantwortet. Ein zentrales Regelwerk im Hintergrund steuert die Suche nach diesen Informationen und die Befüllung des Fragebogens.
„Banken, die ihre KYC-Prozesse bisher noch nicht automatisiert haben, sind durch die gesetzlichen Vorgaben zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität gezwungen, das jetzt zu tun“, erklärt Baldauf. „Dabei sollten sie unbedingt auch gleich ESG mitberücksichtigen, denn dieses Thema ist gekommen, um zu bleiben. Wichtig ist allerdings, dass sie ihre ESG-Lösung so bauen, dass sie jederzeit veränderbar ist. Es werden künftig immer wieder neue Anforderungen im Nachhaltigkeitsumfeld hinzukommen und daran muss sich die Lösung flexibel anpassen können.“