Netto-Null-Initiativen

Netto-Null-Initiativen führen zu Interesse an Governance-Daten

Netto-Null-Ziel-Initiativen führen zu einem verstärkten Interesse an ESG (Umwelt, Soziales und Governance), was in Verbindung mit der Demokratisierung der Private Markets zu breiteren Transparenzbemühungen im Private-Debt-Bereich beiträgt.

Die Marktdynamik im Private-Debt-Sektor ändert sich, getrieben durch technologischen Fortschritt und den wachsenden Bedarf an überzeugenden Schuldverpflichtungen – gerade zu einer Zeit, in der Versicherungsunternehmen verstärkt auf Private Debt setzen. Laut der Ratingagentur Moody’s ist Private Debt auf dem Vormarsch, und die Versicherer sind bereit, ihre Bestände in einem Markt weiter auszubauen, der strukturelle Vorteile für zahlreiche Institutionen bietet. Laut AM Best wuchsen die Private-Debt-Bestände der Versicherer 2023 um fast sechs Prozent auf fast 1,7 Billionen US-Dollar.

Netto-Null-Initiativen und neue Entwicklungen im Private-Debt-Markt

In jüngster Zeit hat sich die Dynamik des Private-Debt-Marktes verändert, mit einem Wiederaufleben des Konsortialkreditgeschäfts, verstärktem ESG-Fokus in Europa und dem Aufstieg des Sekundärmarktes. Derzeit liegt der Schwerpunkt auf Emissionsdaten für Fonds, aber es ist auch ein zunehmendes Interesse an sozialen und Governance-Daten zu beobachten, die in Bewertungen einfließen. Der Fokus auf Emissionen wird größtenteils von Netto-Null-Initiativen getragen.

Eine wachsende Zahl globaler Versicherer und Rückversicherer hat sich inzwischen Netto-Null-Ziele gesetzt und sich Netto-Null-Initiativen angeschlossen. Die meisten dieser Unternehmen haben sich verpflichtet, bis 2030 Zwischenziele zu erreichen, um bis 2050 Netto-Null-Treibhausgasemissionen für ihr gesamtes Geschäft zu erzielen. Dies steht im Einklang mit den globalen Verpflichtungen vieler Regierungen, bis 2050 netto null Emissionen zu erreichen.

Technologischer Fortschritt und der Einfluss neuer Zielgruppen

Während ESG zunehmend in den Vordergrund rückt, ist auch ein Wiederaufleben der Konsortialkredite zu beobachten. Diese Entwicklung dient jedoch in erster Linie der Wiederherstellung früherer Niveaus. Der wachsende Sekundärmarkt bietet Investoren traditionell eine Möglichkeit, Risiken zu minimieren und mehr Liquidität zu schaffen.

Eine positive Korrelation zwischen Folgeinvestitionen und Transparenz ist ebenfalls festzustellen: General Partners (GPs), die ein höheres Maß an Transparenz bieten, haben oft einen deutlich kürzeren Zeichnungszeitrahmen für die Mittelbeschaffung von bestehenden Investoren. Dies könnte dazu führen, dass Fondsmanager und GPs die Transparenz und die Qualität der Berichterstattung als Wettbewerbsvorteil betrachten, während sich der Markt weiterentwickelt.

Technologische Fortschritte wie Automatisierung und künstliche Intelligenz tragen ebenfalls dazu bei, dass Unternehmen ihre Investitionsbücher verbessern können. Diese Technologien ermöglichen es Rückversicherern, ihre alternativen Anlageportfolios effizienter zu verwalten. Gleichzeitig steigen die operativen Herausforderungen im Zusammenhang mit der zunehmenden Beliebtheit von Private Markets, insbesondere bei der Standardisierung von Daten und beim Reporting. Diese Entwicklungen verdeutlichen die zentrale Rolle fortschrittlicher Technologien.

Darüber hinaus hat der technologische Fortschritt, insbesondere die Automatisierung, dazu geführt, dass Prozesse in den Private Markets effizienter und transparenter geworden sind. Die Automatisierung erhöht die Effizienz und ermöglicht es den Unternehmen, besser zu skalieren und die wachsende Nachfrage neuer Zielgruppen zu bedienen. Diese neuen Zielgruppen, darunter auch Privatanleger, prägen die sich verändernde Dynamik im Private-Debt-Sektor.

Demokratisierung des Private-Debt-Marktes und hybride Fonds

Interessanterweise gibt es eine wachsende Nachfrage nach hybriden und Evergreen-Fonds, was auf die Demokratisierung dieser Anlageklasse zurückzuführen sein könnte. Immer mehr Privatanleger suchen nach Möglichkeiten, in die Private Markets zu investieren. Mit der Reifung des Marktes und der Einführung privatanlegerfreundlicherer Strukturen hat sich der Anteil der Kleinanleger im Private-Debt-Sektor erhöht.

Schätzungen zufolge könnte der Private-Debt-Markt bis 2028 ein Volumen von 3,5 Billionen US-Dollar erreichen. Dieses Wachstum zieht zunehmend Kapital von Kleinanlegern an. In der Vergangenheit war es Privatanlegern aufgrund von Verbraucherschutzbestimmungen nicht möglich, Zugang zur Private-Debt-Anlageklasse zu erhalten, aber die Dynamik hat sich sowohl in den USA als auch in Europa verändert. In den USA können sich Kleinanleger über Business Development Companies (BDCs) beteiligen, während in Europa das Wachstum der Europäischen Langfristigen Investmentfonds (ELTIFs) bemerkenswert ist, die ähnliche Möglichkeiten bieten.

Zinsänderungen und ihre Auswirkungen auf Private Debt

Neben der Transparenz spielen auch die in Private-Debt-Verträgen enthaltenen Bedingungen und Auflagen eine zentrale Rolle bei der Bewertung von General Partners und Fondsmanagern. Ebenso wichtig ist es, Marktteilnehmer zu identifizieren, die über eine Erfolgsbilanz bei Investitionen in verschiedenen Zinsphasen verfügen – sowohl in der Niedrigzinsphase nach der globalen Finanzkrise von 2008 als auch in der aktuellen Hochzinsphase.

Unsere Haltung ist, dass Zinsänderungen voraussichtlich keine wesentlichen Auswirkungen auf den Private-Debt-Markt haben werden. Die meisten Direktfinanzierungsgeschäfte sind durch restriktive Auflagen vor Refinanzierungsrisiken geschützt. Zudem haben viele dieser Geschäfte eine Struktur mit festen und variablen Zinssätzen, was bedeutet, dass die Renditen stabil bleiben und nicht beeinträchtigt werden.

Autor

  • Johannes Kollross leitet bei Clearwater Analytics das Solution Engineering Team für Investment Management und Versicherungen für DACH. Er bringt langjährige Erfahrung von SimCorp sowie verschiedenen anderen FinTech-Firmen mit, wo er umfangreiche Erfahrungen mit Implementierungen, im Solution-Design und im Produktmanagement sammelte. Im Laufe seiner Karriere und seiner mehr als 18-jährigen Tätigkeit in der Branche hat Johannes Kollross globale Teams geleitet und wichtige Projekte im Versicherungs-, Renten- und Vermögensverwaltungssektor erfolgreich gemanagt.

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