Impact Investment: Paulownia Baumplantagen zur CO2-Kompensation
Die Politik tagt, junge Unternehmen setzen bereits um: Das Zebra Magazin stellt in loser Reihe Unternehmen und Initiativen vor, die alle ein Ziel haben: Sustainable Finance nachvollziehbar umzusetzen – mit Impakt und Rendite.Prosperise Capital LLP aus London und bioIP (bio innovation Park Rheinland) setzen auf Paulownia als schnellwachsender Rohstoff.
Was braucht es um Sustainable Finance Projekte umzusetzen? Ein solides Finanzwissen, Interesse an grünen Projekten und ein passendes Netzwerk, um diese alles zusammenzubringen, gehören auf jeden Fall dazu. Einer, bei genau dieses zusammentrifft, ist Dirk Roethig. Erfahrener Finanzjongleur, Jäger und Naturliebhaber und weltweit in beiden Kreisen bestens vernetzt. Ihn trieb seit langem die Frage um, wie sich Rendite und Umwelt vereinen lassen, wie sich Klimaschutz Investoren näherbringen lässt, dem ihm war klar, dass Impact Investing nur als philantrophisches Projekt auf lange Sicht keinen nachhaltigen Erfolg haben wird.
Aufs Netzwerk kommt es an
Aber zum bereits angedeuteten Netzwerk: Prof. Dr. Ralf Pude erforscht an der Universität Bonn bereits seit 2008 die Eigenschaften von Paulownia, auch Blauglockenbaum genannt, und testet Anwendungsgebiete als Baumaterial. Er kam bei diesen Forschungsvorhaben zu verblüffenden Ergebnissen: Paulownia wächst im Vergleich zu heimischen Bäumen vier bis fünf Mal schneller. Unter optimalen Bedingungen sind die Stämme nach zehn Jahren etwa 15-20 m hoch bei einem Durchmesser von 45 cm. (Buche: 5 m/12 cm). Paulownia ist mit nur 250 – 300 kg pro Kubikmeter ein Leichtgewicht. Trotzdem hat das Holz die gleiche Druckfestigkeit (40 N mm2) wie Fichte, die 470 kg/m3 wiegt. Laut Angaben verschiedener Hersteller ist der Flammpunkt hoch: Erst bei 400 Grad Celsius beginnt das Holz zu brennen, Eiche und Kiefer entzünden sich bereits bei 260 bzw. 225 Grad Celsius.
Aufgrund „seiner großen Blätter und der damit verbundenen hohen Photosyntheserate speichert Paulownia 46-mal so viel CO2 wie eine herkömmliche Eiche“, so Prof. Pude. Neben seiner Professur ist Pude aber auch wissenschaftlicher Direktor am Campus Klein Altendorf zwischen Meckenheim und Rheinbach, wo der bio innovation Park Rheinland (Bio IP )seinen Sitz hat, ein Kompetenzzentrum für Bioökonomie und grüne Technologien.
Und mit der Eloquenz des Finanzjongleurs, der Überzeugungskraft des Naturliebhabers und der wissenschaftlichen Expertise von Pude entstand eine Zusammenarbeit, in deren Mittelpunkt die Entwicklung von Umweltschutzprojekten steht, nämlich Paulownia-Kurzumtriebsplantagen in ganz Europa zu fördern. Diese Kurzumtriebsplantagen sind deswegen sinnvoll, weil durch die sich verknappenden fossilen Rohstoffe und steigenden Energiepreise schnell nachwachsende Rohstoffe zunehmend wichtiger werden: Ziel ist es, eine nachhaltige CO₂-Kompensationslösung zu etablieren, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch tragfähig ist.
CO₂-Zertifikate für Unternehmen
Die im Rahmen dieser Projekte generierten CO₂-Zertifikate bieten Unternehmen als handelsbares Objekt eine effiziente Möglichkeit, ihren CO₂-Fußabdruck auszugleichen und die europäischen Berichtsstandards (ESRS, LSME) zu erfüllen. Dies ist insbesondere für Unternehmen relevant, die ab 2028 über Nachhaltigkeit berichten müssen, sowie für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die freiwillig ihre Nachhaltigkeitsziele verfolgen wollen. Die CO₂-Minderungszertifikate können schon nach einem Jahr ausgestellt werden, also im zweiten Wachstumsjahr. Zertifiziert wird jeweils die jährliche CO₂-Bindung im Stamm, der unter anderem manuell vermessen wird. Die Messwerte werden in einem öffentlich zugänglichen Register dokumentiert, gemessen wird das, was oberhalb der Erde und unterhalb der Krone liegt.
Die CO₂-Zertifikate kann Bio IP selber ausstellen, denn seit Sommer 2024 ist Bio IP als Zertifizierungsdienstleister für Paulownien offiziell anerkannt – allerdings nur im ungeregelten, freiwilligen Zertifikatemarkt, der regulierte Markt ist über die EU gesteuert. Dort gibt es eine begrenzte Anzahl von Zertifikaten, die mit der Zeit immer weniger werden. Prosperise Capital geht davon aus, dass der regulierte und der private Markt sich mit der Zeit immer mehr vermischen werden – zumal die Zertifikate schon heute, wie bereits erwähnt, dem den Europäischen Standards für Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) konform sind.
Pude und Roethig gehen natürlich vom Erfolg dieser Zertifikate aus, denn „der USP ist die hohe Transparenz, die öffentliche Verfügbarkeit und Überprüfung durch unabhängige Umweltgutachter. Das erhöht damit ihre Glaubwürdigkeit und Akzeptanz im Markt“, so Roethig.
Und so geht Impact Investing
Dirk Roethig, GF von Prosperise Capital, hat nun einen Fond für nachhaltige Investitionen ins Leben gerufen, der von dem Unternehmen gemanagt wird. Zunächst will der Investor rund 150 bis 250 Millionen Euro investieren. Roethig hofft aber auch auf institutionelle Anleger. Aktuell kalkulieren die Projetpartner mit einem Verkaufspreis von 55 Euro pro CO2-Zertifikat. 90 Prozent fließen an die Investoren, 10 Prozent an Bio IP.
Ab 2025 werden die Flächen für die Paulownia Plantagen ausgewählt, Prosperise Capital plant derzeit eine ca. 4000ha große Fläche in Rumänien.
Hintergrund
Paulownia stammt aus Zentral- und Westchina und ist seit 1834 in Europa und Deutschland eingeführt. Auch als Blauglocken-, Kaiser- oder Kiribaum bezeichnet, wächst diese Art drei Meter pro Jahr. Eiche und Buche legen im selben Zeitraum nur um 35 cm bzw. 50 cm zu. Ein Hektar Paulownia bindet jährlich etwa 35 bis 40 Tonnen CO2, der deutsche Mischwald 13 Tonnen CO2 pro Hektar. Der tropische Baum gilt als anspruchslos, robust und dürreresistent. Deswegen spezialisieren sich immer mehr holzverarbeitende Betriebe auf den Anbau und bewirtschaften Plantagen in Deutschland und Europa. Es gibt jedoch auch Bedenken hinsichtlich der ökologischen Folgen. Paulownia könnte sich unkontrolliert verbreiten und heimische Pflanzen verdrängen. Zudem bergen Monokulturen, die oft beim Anbau verwendet werden, Risiken für die Biodiversität und sind anfällig für Schädlinge.
2015 als gemeinnütziger Verein gegründet, hat der „bio innovation Park Rheinland“ (bioIP, Webseite) ein interdisziplinäres Netzwerk aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kommunen in der Region westlich von Bonn und rund um die Städte Meckenheim und Rheinbach aufgebaut. Ziel des Netzwerkes aus über 40 Unternehmen, drei Hochschulen, dem Rhein-Sieg-Kreis und zwei Kommunen ist es, die Region als Kompetenzzentrum für Bioökonomie und grüne Technologien in die Zukunft zu führen. Die im bioIP als Mitglieder integrierte Exzellenzuniversität Bonn, die Hochschule Bonn/ Rhein-Sieg und die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bieten breite Grundlagenforschung und sie haben Kompetenzen unter anderem im Bereich nachwachsende Rohstoffe und Architektur.
Prosperise Capital (Webseite) ist eine London-basierte Asset Management Gesellschaft mit besonderer Expertise für Unternehmenskredite. Das Unternehmen steht unter der englischen Finanzaudf´sicht