Green Banking – ein ethischer und nachhaltiger Ansatz

Kunden und Investoren fordern zunehmend von Banken, dass sie auf nachhaltige Strategien setzen. So erwarten insgesamt 51 Prozent der Deutschen von ihrer Bank, Nachhaltigkeit in ihren Finanz- und Versicherungsprodukten offenzulegen.

Doch nur 32 Prozent der Bürger sind bereit, für ein entsprechendes Finanzangebot mehr Geld auszugeben, so die bevölkerungsrepräsentative Studie „Liquidität 50Plus“. Insbesondere für die jüngere Generation ist Klima- und Umweltschutz ein Kernanspruch: Bei jüngeren Bundesbürgern unter 30 Jahren sei die Bereitschaft am höchsten, für Green Banking mehr zu zahlen oder eine geringere Rendite in Kauf zu nehmen. Das Umweltbewusstsein der Verbraucher und die geopolitische Situation haben sich mit der zunehmenden Erkenntnis verknüpft, dass soziale Verantwortung für die Umwelt und Nachhaltigkeit Kernelemente einer zukunftsorientierten Wirtschaft sind. Banken müssen daher ihre Portfolios und Prozesse an diese sich wandelnden Ansprüche anpassen und ihre Geschäfte nachhaltiger gestalten.

ESG-Initiativen in der Finanzbranche bereits angestoßen

 Erste vielversprechende Initiativen finden sich bereits in der Finanzbranche. Die Umwelt-, Sozial- und Governance (eng.: Environmental, Social and Governance – ESG) Initiativen der Branche reichen von der Sensibilisierung für den Klimawandel durch globale Finanzkonsortien und -allianzen bis hin zu konkreten Maßnahmen und Investitionen. Finanzinsititute müssen als Blutkreislauf der Wirtschaft Innovationen liefern. Die EU-Taxonomie und weitere bankspezifische Regularien unterstreichen diesen Entwicklungsbedarf.

So ermöglicht es die Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) Finanzinstituten, die Treibhausgasemissionen von Krediten und Investitionen zu bewerten und offenzulegen. Die Organisation Climate Vault wiederum kauft Emissionszertifikate von den Märkten für die Einhaltung von Emissionsrechten und lagert sie vorübergehend ein, damit Emittenten wie z.B. Versorger und Kraftwerke, sie nicht verwenden können. Die Emissionszertifikate werden dann wieder an den Markt zurückverkauft, sobald die Erlöse zur Finanzierung von Projekten zur CO2-Reduzierung verwendet werden können, die der Anzahl der verkauften Zertifikate oder mehr entsprechen.

Darüber hinaus stoßen auch einzelne Banken ihre eigenen Initiativen an. JPMorgan Chase kündigte im April 2021 das Ziel an, über einen Zeitraum von zehn Jahren mehr als 2,5 Billionen Dollar zu finanzieren und zu vergeben, darunter 1 Billion Dollar für umweltfreundliche Aktivitäten, um langfristige Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels und für eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. HSBC verpflichtet sich zu einem Netto-Null-Betrieb bis 2030 und verspricht 750 Milliarden bis 1 Billion US-Dollar für nachhaltige Finanzen und Investitionen.

Sustainability-as-a-Service als zukunftsorientiertes Geschäftsmodell für Finanzinstitute

Sustainability-as-a-Service eröffnet Finanzinstituten einen Weg für eine stärkere Beteiligung des Finanzsektors an der Nachhaltigkeit. Durch dieses Modell kann Nachhaltigkeit mit einfachen, automatisierten und zielgenauen Angeboten umgesetzt werden. Dies eröffnet den Finanzinstituten neue Einnahmequellen.

Das Sustainability-as-a-Service-Geschäftsmodell für Banken fußt auf vier Säulen:

  • Resilienz stärken gegenüber Umweltrisiken: Aufbau eines robusten Risikomanagements für nachhaltige Kreditvergabe, Ausschreibungen, ESG-Scorecards und ethisches ESG-Banking.
  • Lösungen entwickeln für eine nachhaltige Wirtschaft: Lösungen, die zu einem nachhaltigen Lebensstil, zu nachhaltigen Einkäufen und zu Auswahlmöglichkeiten anregen.
  • Nutzung neuer Technologien: Technologien, die eine kohlenstoffarme Nutzung vorantreiben und von ihr angetrieben werden, die die derzeitigen Emissionen senken und die Netto-Null-Ziele erfüllen.
  • Wissen und Fähigkeiten aufbauen im Bereich der nachhaltigen Finanzdienstleistungen: Digitale Transformation von Bank- und Investmentprozessen und diversifizierte Datenerhebung für verantwortungsvolle Kreditentscheidungen.

Sustainability-as-a-Service als neue Einnahmequelle für Banken

Das Sustainability-as-a-Service-Modell erlaubt Banken nicht nur eine stärkere Beteiligung an den globalen Nachhaltigkeitsbemühungen, sondern kreiert auch neue Einnahmequellen, von Investitionen bis hin zu Embedded Finance, d.h. dem Anbieten von Finanzprodukten und -dienstleistungen durch Nicht-Banken.

Ein wichtiger Bestandteil sind hierbei ESG-Investitionen. ESG-Vermögenswerte dürften weiterhin mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 16 Prozent wachsen und sich bis 2025 auf fast 35 Billionen US-Dollar belaufen. Weltweit ist der Prozentsatz der privaten und institutionellen Anleger, die ESG-Prinzipien auf mindestens ein Viertel ihrer Portfolios anwenden, von 48 Prozent im Jahr 2017 auf 75 Prozent im Jahr 2019 angestiegen. Kunden entsprechende Portfolios anzubieten kann demnach positiven Einfluss auf die Investitionspläne von Banken haben.

Auch recycelte Plastikkarten können ein Bestandteil nachhaltiger Bankdienstleitungen sein. Die Ausgabe von Recycling-Karten als Dienstleistung kann eine neue Geschäftsmöglichkeit schaffen, die von der Ausgabe von physischen Karten in Geschäften über die Ausgabe von White-Label-Karten für KMUs bis hin zur Ausgabe von integrierten Karten reicht. Mit den recycelten Debit-/Kreditkarten von HSBC werden zum Beispiel schätzungsweise 161 Tonnen CO2 und 73 Tonnen Kunststoff pro Jahr eingespart.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, dass Banken mit E-Commerce-Anbietern zusammenarbeiten, die CO2-Rechner für den ökologischen Fußabdruck anbieten, indem sie die Analyse und Kategorisierung von Zahlungsverkehrsdaten ermöglichen. So nutzen z.B. Mastercard, Standard Chartered und einige andere Fintechs Doconomy-Lösungen, um digitale Tools zur Verfolgung der Kohlenstoffemissionen und des Süßwasserverbrauchs von Waren bereitzustellen, die mit den Kredit- und Debitkarten der Bank gekauft wurden. Die Kohlenstoffberechnung basiert auf dem Åland-Index. Die Åland Index-Lösung ist ein Joint Venture zwischen der Ålandsbanken und dem Fintech-Unternehmen Doconomy.

Banken können auch Unternehmen bei der Überprüfung ihrer CO2-Emissionen unterstützen, indem sie einen Marktplatz für Emissionszertifikate schaffen. Das Anbieten von Emissionszertifikaten und die Überwachung von CO2-Kompensationen für Unternehmen mithilfe von künstlicher Intelligenz, Daten und Analysen eröffnen den Banken neue Umsatzmöglichkeiten. Da Unternehmen und Regierungen Netto-Null-Emissionsziele anstreben, werden Emissionsgutschriften und Kompensationsangebote zu einem profitablen Geschäft für Banken.

Nicht zuletzt sollten traditionelle Banken bedenken, dass ein Großteil ihrer Einnahmen aus dem Kredit- und Hypothekengeschäft stammen. Die Aufnahme der nachhaltigen Kreditvergabe in die Strategien der Banken ist zukunftsweisend. Zur Operationalisierung der Strategien können sie daher z.B. eine Informationsmanagement-Plattform für grüne Kredite aufbauen. Diese Datenbank kann Statistiken, Analysen und Vorschriften zur grünen Kreditvergabe sowie Richtlinienumsetzung im ganzen Land bieten, die auf Daten-, KI und Cloud-Technologien basieren. Solche Datenbanken können Banken helfen, bessere Kreditentscheidungen zu treffen und Kredite für energie-effiziente Initiativen zu vergeben, wie z.B. Solaranlagen, Elektrofahrzeuge, Projekte für erneuerbare Energien oder ökologisch effizienter Hausbau. Durch eine hohe Datenqualität kann gleichzeitig das Risiko des Greenwashing reduziert werden.

Traditionelle Banken müssen ESG-Datenkompetenz als zukünftigen Differenzierer aufbauen

Das Sammeln und Aufbereiten von ESG-Daten ist nicht nur für die grüne Kreditvergabe eine wichtige Voraussetzung, sondern hat signifikanten Einfluss auf Geschäfte von Banken allgemein. Aus Bankensicht spielen insbesondere die ESG-Kriterien für die Beurteilung der Kreditwürdigkeit von Unternehmen eine wichtige Rolle. ESG-Konformität wird zunehmend die Grundlage, um die Profitabilität von Unternehmen und damit deren Kreditwürdigkeit zu beurteilen. Aber besonders bei nicht-börsennotierten Unternehmen aus dem Mittelstand ist das schwierig. Da für sie keine Verpflichtung für ESG-Reportings besteht, fehlen Banken die notwendigen Auskünfte.

Um dem erhöhten Risiko bei der Kreditvergabe an solche Unternehmen entgegenzuwirken, gilt es für Banken, ihre Datenkompetenz im Bereich Sustainability und ESG-Konformität stetig auszubauen. Digitale Lösungen, wie maschinelles Lernen, Data Analytics und Datenkonsolidierung in der Cloud, können Banken dabei unterstützen, bestehende ESG-Daten zu verstehen und neue Risikomodelle zu erstellen, zu testen und zu wiederholen.

Auf dem Weg zu nachhaltigerem Banking

 Der unmittelbare Bedarf an Initiativen für einen grünen Planeten treibt erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit an. Um jedoch relevant und wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen traditionelle Banken Kunden mit hoch personalisierten und zeitnahen Inhalten zur Nachhaltigkeit ansprechen, um Loyalität aufzubauen. Sustainability-as-a-Service erlaubt es solchen Banken, auf dem Weg zu nachhaltigerem Banking mit den filial- und papierlosen Digital- und Neobanken mitzuhalten. ESG-Investitionsportfolio, Angebote für grüne Kredite und die Berücksichtigung von ESG-Risiken bei der Kreditwürdigkeitsbeurteilung können Banken den Aufbau einer Green-First-Bank erleichtern, die sich auf eine Mischung aus internen und externen Daten beruft. Die dafür notwendigen Kerntechnologien und Datenkapazitäten aufzubauen, kann Finanzinstitute auch bei zukünftigen Nachhaltigkeitsbemühungen unterstützen.