COP29 rückt auch Biodiversität ins Zentrum: Chancen für Anleger
„Die Biodiversitätskrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Denn ohne eine ausgewogene Biodiversität ist eine funktionierende Weltwirtschaft langfristig nicht denkbar“, sagt Dr. Heiko Bailer, Leiter Quantitative Investments bei der LBBW Asset Management.
Aus seiner Sicht ist es enorm wichtig, dass bis zum Ende der 29. UN-Klimakonferenz (COP29) Lösungen gegen den Verlust der Biodiversität gefunden und entsprechende Vereinbarungen getroffen werden. „Allein für Deutschland hat der Faktencheck Artenvielfalt in diesem Jahr gezeigt, dass ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten bestandsgefährdet ist. Aber die Biodiversitätskrise ist ein globales Problem. Forscher haben im vergangenen Jahr festgestellt, dass rund zwei Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit gefährdet sind. Schnelles Handeln ist dringend erforderlich“, fordert Bailer.
Weltweites Bruttoinlandsprodukt hängt auch von Biodiversität ab
Die Lösung der Biodiversitätskrise drängt nicht zuletzt auch deshalb, weil sie eine große wirtschaftliche Komponente hat. „50 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes hängen direkt oder indirekt vom Naturkapital ab“, erklärt Bailer. „Wird die Biodiversitätskrise nicht gelöst, könnte sich alleine dadurch das globale Wachstum bis 2030 um 2,3 Prozent pro Jahr oder umgerechnet 2,7 Billionen US-Dollar verringern.“ Doch noch fehle es an der Bereitschaft und am finanziellen Willen, das Problem konsequent anzugehen. Um die Biodiversitätskrise zu stoppen, ist es laut Bailer wichtig, die Finanzierungslücke von mehr als 700 Milliarden US-Dollar jährlich zu schließen. Auch in dieser Hinsicht verspricht sich Bailer Lösungen von der COP 29. „Das Geld ist gut investiert. Denn es sichert nicht nur das Überleben von Tieren und Pflanzen, sondern auch die Grundlage unseres Lebens und wichtiger Bereiche unserer Wirtschaft.“
Die schwindende Artenvielfalt bedeutet allerdings nicht nur Herausforderungen und Risiken, sondern auch Chancen. Anleger können gezielt in Unternehmen investieren, deren wirtschaftliche Tätigkeiten geeignet erscheinen, die Biodiversität zu unterstützen. Um Anlegern die Auswahl entsprechender Unternehmen abzunehmen und Investments zu erleichtern, hat die LBBW AM kürzlich den Publikumsfonds LBBW Biodiversität aufgelegt. Das Fondskonzept orientiert sich an einer Methodik, die auf der 15. Weltbiodiversitätskonferenz (CBD COP15) der Vereinten Nationen im Jahr 2022 in Montreal etabliert wurde. Ein wesentliches Kernelement der Methodik sind die Sustainable Development Goals.
Leben am Land und unter Wasser
Die Schlüssel-SDGs zur Erhaltung der Biodiversität sind das SDG 14 „Leben unter Wasser“ und das SDG 15 „Leben an Land“. „Wir gehen davon aus, dass eine wirtschaftliche Tätigkeit, die auf die Erreichung dieser beiden SDGs ausgerichtet ist, geeignet ist, positive Auswirkungen auf die Biodiversität zu entfalten“, erklärt Bailer.
Doch damit nicht genug. Das Fondsmanagement hat auf der Basis von intensivem Research die Hypothese entwickelt, dass nicht nur die Verfolgung der SDGs 14 und 15 einen positiven Einfluss auf die Biodiversität hat, sondern auch die Verfolgung einiger anderer SDGs, nämlich des SDG 2 „Kein Hunger“, des SDG 6 „Sauberes Wasser und Sanitär-Einrichtungen“, des SDG 12 „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ sowie des SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“. Das Fondsmanagement geht davon aus, dass eine wirtschaftliche Tätigkeit, die auf die Erreichung der genannten SDGs ausgerichtet ist, geeignet ist, auch die Biodiversität zu unterstützen.
Der Auswahlprozess für den LBBW Biodiversität sieht dabei folgendermaßen aus: Zunächst betrachtet der LBBW Biodiversität ein globales liquides Aktienanlageuniversum. Das Anlageuniversum umfasst sämtliche Unternehmen, deren Aktien grundsätzlich vom LBBW Biodiversität erworben werden könnten – eine Datenbank von etwa 10.000 Unternehmen weltweit. Da nur Aktien mit einer gewissen Liquidität ausgewählt werden sollen, reduziert sich das anfängliche Anlageuniversum auf ca. 3.000 Titel. In einem nächsten Schritt werden Industrien ausgeschlossen, die offensichtlich die Biodiversität schädigen können.
Durch diese Ausschlüsse reduziert sich das Anlageuniversum nochmals um die Hälfte. Aus den verbleibenden Titeln wählt das Fondsmanagement die Aktien für die konkreten Investitionen aus. Die Auswahl der Unternehmen erfolgt unter Berücksichtigung ihrer Zielerreichung zu den sechs Fokus-SDGs.
Anlagepolitik
Ziel der Anlagepolitik des Fonds ist es, bei Beachtung der Risikogesichtspunkte einen möglichst hohen Vermögenszuwachs unter Berücksichtigung von ökologischen und/oder sozialen Merkmalen zu erwirtschaften. Der Fonds bewirbt ökologische und/oder soziale Merkmale im Rahmen der Anlagestrategie im Sinne des Artikels 8 der Verordnung(EU) 2019/2088 („Offenlegungs-Verordnung“). Der Fonds investiert zu mindestens 80 Prozent in Wertpapiere und Geldmarkinstrumente, die unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsgesichtspunkten ausgewählt werden. Der Fonds investiert zu mehr als 50 Prozent in börsennotierte Aktien von in- und ausländischen Unternehmen, deren wirtschaftliche Tätigkeiten geeignet erscheinen, die Biodiversität zu unterstützen. Biodiversität bezeichnet die Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft sowie der Lebensräume und Ökosysteme auf dem Land, im Süßwasser, in den Ozeanen sowie in der Luft, einschließlich der Vielfalt der Arten, der genetischen Vielfalt innerhalb dieser Arten und der Vielfalt der Ökosysteme, in denen diese Arten leben.
In einem mehrstufigen Selektionsprozess vom Fondsmanagement ausgewählt
Die Unternehmen werden in einem mehrstufigen Selektionsprozess vom Fondsmanagement ausgewählt. Ein Kernelement des Auswahlprozesses stellt die Analyse dar, ob die Unternehmen durch ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten zum Erreichen von bestimmten Sustainable Development Goals (SDGs) beitragen. Diese 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sind politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen, die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Das Fondsmanagement hat auf der Basis von intensivem Research die Hypothese entwickelt, dass die Verfolgung bestimmter SDGs einen positiven Einfluss auf die Biodiversität hat. Daher werden gezielt Unternehmen ausgewählt, deren wirtschaftliche Tätigkeit die Erreichung dieser SDGs unterstützt.
Der Fonds kann dabei z.B. in Unternehmen aus den Bereichen
- industrieller Windsysteme/schwerer Elektrogeräte,
- Wassertechnologien für Industrie/Industriemaschinen und -zubehör,
- Papierunternehmen für Materialien/Forstprodukte,
- Abfallmanagement für Industrie/ Umwelt- und Raumfahrtdienstleistungen oder
- IT-Unternehmen, die Software zur Bild- und Tonerkennung entwickeln oder Satellitenbilder von Biotopen bereitstellen und damit einen wichtigen Baustein für die sozial-ökologische Biodiversitätsforschung darstellen, investieren.
Daneben finden umsatzbezogene Mindestausschlüsse für Unternehmen z.B. in den Bereichen Kohle, Rüstung, Tabak und weiteren fossilen Brennstoffen Anwendung und es erfolgt die Berücksichtigung von Fokus-PAIs (Principal Adverse Impacts – wichtigste nachteilige Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren). Der Fonds hat sich zudem zu einem Mindestanteil von 20 Prozent an nachhaltigen Investitionen gemäß Artikel 2 Nr. 17 der Offenlegungs-Verordnung verpflichtet. Details zu den ökologischen und/oder sozialen Merkmalen sind dem Prospekt zu entnehmen. Der Fonds ist ein aktiver Investmentfonds, welcher keinen Index nachbildet. Die Auswahl der einzelnen Vermögensgegenstände obliegt dem Fondsmanagement.
Wesentliche Chancen
- Partizipation an den Kurschancen von in- und ausländischen Unternehmen, deren Produkte oder Dienstleistungen die biologische Vielfalt unterstützen, sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt einsetzen oder natürliche Lebensräume wiederherstellen
- Breite Streuung der Anlagen im Fonds kann zu geringeren Schwankungen der Anlage im Vergleich zu einem Direktinvestment führen
- Aktienfondsanlagen bieten in der Regel langfristig höhere Ertragschancen als andere Fondsarten durch Kursgewinne und Dividendenzahlungen
- Währungs- und Kurschancen der internationalen Aktienmärkte
- Durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien können Aussteller, die sich verantwortungsbewusst und nachhaltig verhalten gefördert werden
Wesentliche Risiken
- Wertentwicklung von Finanzprodukten abhängig von der Entwicklung der Kapitalmärkte
- Durch Konzentration des Anlagevermögens auf wenige Märkte oder Vermögensgegenstände ist der Fonds von diesen Märkten / Vermögensgegenständen besonders abhängig
- Aufgrund ungünstiger Entwicklung der Währungskurse kann auf Eurobasis ein Verlust erzielt werden, selbst wenn auf Fremdwährungsbasis eine positive Rendite erzielt wird
- Der Fonds weist aufgrund seiner Zusammensetzung eine erhöhte Volatilität auf, d.h. die Anteilpreise können auch innerhalb kurzer Zeiträume erheblichen Schwankungen nach oben und nach unten unterworfen sein