BlackRock hat kaum nachhaltige Ambitionen, Investoren schon
Der Ausstieg von BlackRock aus der Net-Zero-Asset-Manager-Initiative wird als weiteres Zeichen eines gegen die Nachhaltigkeit gerichteten westlichen “Kulturwandels” gewertet. Zu Unrecht, denn unter Bürgern zeichnet sich zunehmend ein positiver Normenwandel ab.
Der größte Vermögensverwalter der Welt verlässt die Allianz der Net Zero Asset Manager und bekennt sich nicht länger zu den Zielen der Klimainitiative. Ironischerweise wurde etwa zur gleichen Zeit bekannt, dass einer der Kunden von BlackRock, American Airlines, nicht im Interesse seiner Mitarbeiter handelte, nachdem er mit dem “ESG-Aktivisten” BlackRock eine Partnerschaft eingegangen war, wie ein US-Gericht entschied. BlackRock wird als ESG-Aktivist abgetan – so erfolgreich ist die Anti-Woke-Kampagne inzwischen. Und das, obwohl der Pensionsplan, um den es in diesem Fall ging, keine ESG-spezifische Strategie enthält.
Diese Farce bildete vergangene Woche den vorläufigen Schlusspunkt einer Reihe beunruhigender Berichte. In den letzten Wochen sind alle großen US-Banken – darunter JP Morgan, Bank of America und Citigroup – aus der Net Zero Banking Alliance, einer ähnlichen Klima-Allianz für Banken, ausgetreten. Und dann war da noch Meta-Chef Mark Zuckerberg, der sowohl die Initiativen zur Förderung der Vielfältigkeit zurückschraubte als auch den Einsatz von Faktenprüfern (vorerst nur in den USA) beendete. Zuckerberg begründete diese Kehrtwende damit, dass Trumps Sieg ein kultureller Wandel sei, der nicht ignoriert werden könne: Die Menschen betrachteten die freie Meinungsäußerung (Stichwort: Anti-Woke) wieder als das höchste Gut.
Befinden wir uns tatsächlich in einem kulturellen Wandel, bei dem Klima- und Vielfaltsfeindlichkeit (wieder) zur Norm werden?
Natürlich ist es eine schlechte Nachricht, dass sich die großen US-Finanzinstitute nicht mehr an Klimaallianzen beteiligen. Gleichzeitig sollten wir nicht naiv sein: Auch wenn sich diese Unternehmen an Klimainitiativen beteiligten, finanzierten diese Institutionen weiterhin fröhlich die fossile Industrie. Die Mitgliedschaft der Klimainitiativen war vor allem ein nettes Marketinginstrument. Und jetzt, wo der politische Wind aus einer anderen Richtung weht, verlassen sie diese, da es ihnen in erster Linie um die Sicherung der Gewinne und des politischen Einflusses geht.
Mit diesem Motiv im Hinterkopf kann man ihre Mitgliedschaft getrost als Greenwashing bezeichnen. Und deshalb ist der Austritt dieser Unternehmen recht aufschlussreich, da er es vereinfacht nachhaltige von nicht nachhaltigen Finanzinstituten zu unterscheiden. Außerdem müssen diese multinationalen Unternehmen nach wie vor (europäische) Nachhaltigkeitsgesetze und -vorschriften einhalten und kommen sie auch unter reinen Rentabilitätsgesichtspunkten nicht um die Einbeziehung von Klimarisiken in ihre Investitionsentscheidungen herum.
Normverschiebung in Richtung Nachhaltigkeit
Wenn man nach den Wahlergebnissen in vielen westlichen Gesellschaften geht, scheint es, als würden sich die Bürger immer weiter von den Klimabestrebungen entfernen und in Richtung “Anti-Woke” driften. Untersuchungen zeigen jedoch, dass sich über die Hälfte der US-Bürger besorgt über den Klimawandel zeigt, und zwei Drittel von ihnen der Meinung sind, dass nachhaltige Produkte und Dienstleistungen der Standard sein sollten. Eine Normverschiebung in Richtung Nachhaltigkeit scheint also in greifbarer Nähe, auch wenn wir aufgrund der besorgniserregenden Nachrichten viel weniger davon hören. Das ist an sich nicht verwunderlich, denn kurz vor einer Normverschiebung wächst oft der Widerstand, wenn die Erkenntnis einsetzt, dass ein Wandel unmittelbar bevorsteht. Dies führt zu starken Gegensätzen zwischen gesellschaftlichen Gruppen.
Trends aus Politik und Wirtschaft lassen sich nicht eins zu eins auf die Bürger projizieren. Eine politische Flaute ist nicht dasselbe wie ein kultureller Wandel. Vielmehr könnte man sagen, dass die fortschrittsfeindliche Bewegung mit ihrer Vorliebe für die Vergangenheit ein Rückzugsgefecht führt. Ein Rückzugsgefecht, das die Tatsache nicht ungeschehen machen kann, dass eine wachsende Zahl von Menschen tatsächlich eine nachhaltigere Welt will.