Woran lassen sich nachhaltig betriebene Rechenzentren erkennen?

Mehr und mehr Datacenter sprießen nicht nur hierzulande aus dem Boden. Um mit der Digitalisierung Schritt zu halten, ist dies auch dringend notwendig. Was jedem Unternehmer allerdings heute ebenso bewusst sein sollte: Der Betrieb von Rechenzentren, die eine sichere Verarbeitung sowie Speicherung aller wichtigen Informationen gewährleisten, benötigt eine enorme Menge an Energie.

Um im Sinne der Nachhaltigkeit zu wirtschaften, beschäftigen sich viele Unternehmer bereits mit einer Auslagerung über externe Rechenzentren unter strenger Berücksichtigung eines klimaneutralen Betriebs. Dabei gibt es einige Faktoren, auf die Betriebe bei der Auswahl eines externen Datacenters achten sollten.

Lässt sich Nachhaltigkeit messen?

Einen ersten Anhaltspunkt, den Unternehmer heranziehen können, um zu erkennen, ob ein Rechenzentrum nach Richtlinien des Umweltschutzes agiert, liefert der PUE-Wert (Power User Effectiveness), der den Gesamtenergieverbrauch des Datacenters dem der IT-Infrastruktur gegenüberstellt. Im Durchschnitt lag dieser im Jahr 2020 bei 1,63 – moderne Rechenzentren, die neueste Technologien nutzen, können diesen Wert bereits jetzt deutlich verbessern und kommen auf eine Zahl von rund 1,25. Aufgrund der ESG-Kriterien, an die sich bereits viele Unternehmen halten, sollte sich diese Messzahl möglichst niedrig gestalten. PUE-Werte können sich allerdings auch verfälschen – beispielsweise dann, wenn Unternehmen ihre Server bei Nacht abschalten. Diese eigentlich umweltfreundliche Maßnahme treibt den Wert in der Folge ins Negative, obwohl sie dem Klima dienlich ist.

Nachhaltigkeit bedeutet Weitsicht

Bereits in der Planungsphase für ein neues Rechenzentrum gilt es auf Klimafreundlichkeit zu achten. Als geeigneter Startpunkt empfiehlt sich die Auswahl des Standortes. Besondere Bedeutung erhalten dabei die klimatischen Rahmenbedingungen, die unter optimalen Voraussetzungen eine natürliche Kühlung der Anlage begünstigen, sowie die Anbindung an die Grünstrom-Versorgung. Baustoffe sollten darüber hinaus eine lange Lebensdauer aufweisen und das Rechenzentrum beispielsweise durch eine optimale Fassadendämmung möglichst kühl halten. Auch die effiziente Nutzung der vorhandenen Flächen führt dazu, dass für eine große Anzahl von Servern so wenig wie möglich Energie sowie Rohstoffe benötigt werden. Aus den räumlichen Gegebenheiten lassen sich also im Umkehrschluss weitere Erkenntnisse in Sachen Nachhaltigkeit ziehen.

Natürlich cool bleiben

Als größter Energieschlucker von vielen älteren Rechenzentren stellt sich nicht selten die Kühlungstechnik heraus. Hier braucht es ein modernes System, das mit wenig Strom effizient arbeitet. Läuft ein Server zu heiß, kann es zu folgenschweren Ausfällen kommen. Daher benötigen Rechenzentren eine dauerhafte Kühlung. Eine bereits vielerorts angewendete Methode kann hier Abhilfe leisten – so bewährte sich schon an einigen Standorten die sogenannte direkte oder indirekte freie Kühlung, bei der sich die Temperatur der Server entweder direkt durch kältere Außenluft oder indirekt durch ein Wasser-Glykol-Gemisch und einen Wärmetauscher herunterkühlen lässt. Große Mengen an Abwärme lassen sich somit effizient nutzen, um die Klimabilanz des Datacenters deutlich aufzubessern.

Geprüfte Sicherheit

Sollten Interessenten an Dienstleistungen eines externen Rechenzentrums auch nach der Prüfung von Messwerten, Standorten und Bauplänen noch immer unsicher sein, wie nachhaltig das jeweilige Colocation-Angebot ist, räumen ISO-Normen sowie etwaige Nachhaltigkeitskonzepte als Prüfungsinstanz mit letzten Bedenken auf. Diese Zertifizierungen garantieren nicht nur die Einhaltung hoher Standards des Umwelt- und Energiemanagements im Rechenzentrum selbst, sondern nehmen die gesamte Wertschöpfungskette – die ebenso die Schnittstellen zu Kunden und Lieferanten mit einschließt – in den Fokus. Um mit dem eigenen Unternehmen einen nachhaltigen Beitrag zugunsten von mehr Klimaschutz zu leisten, gilt es also alle Teilbereiche einer allumfassenden Nachhaltigkeitsstrategie in die Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Rechenzentrum einfließen zu lassen.“

Autor: Jerome Evans, Gründer und Geschäftsführer von first-colo.net. http://www.first-colo.net

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