Biodiversität

Welche Lösung birgt der Finanzsektor für die Natur?

Die in Kolumbien stattfindende 16. UN-Konferenz zur Biodiversität ist zwar weniger bekannt als ihr älterer Bruder – die UN-Klimakonferenz (COP) – doch nicht weniger bedeutend. Denn die Klimakrise kann nur überwunden werden, wenn die Natur wiederhergestellt wird und hierfür wird der Finanzsektor dringend benötigt.

Finanzierung nicht nachhaltiger Landwirtschaft muss eingestellt werden

Die Folgen des Verlusts der Artenvielfalt sind so tiefgreifend, dass keine Branche verschont bleibt, wenn er im heutigen Tempo weitergeht. Derzeit verbrauchen wir jedes Jahr 1,75 Erdkugeln an Ressourcen, um unseren Bedarf zu decken. Wir erschöpfen die Erde in einem solchen Ausmaß, dass nach UN-Angaben ein Achtel aller uns bekannten Arten und Pflanzen bereits kurz vor dem Aussterben steht.

Die Landwirtschaft bildet das Kernstück des Problems. Genauer gesagt, die intensive Abholzung, der Einsatz von Pestiziden und die Bodendegradation, die mit großflächiger Landwirtschaft, nicht nachhaltiger einhergehen. Es ist alarmierend, dass 90 Prozent der Abholzung der Tropenwälder und 70 Prozent des Verlusts der Artenvielfalt auf das unaufhaltsame Wachstum der Landwirtschaft zurückzuführen sind.

Das Verlangen nach unbegrenzter Verfügbarkeit von “billigen” Lebensmitteln laugt den Boden aus, lässt die Erträge verringern, treibt die Preise in die Höhe und vernichtet Ernten. Rund 577 Milliarden US-Dollar gehen jährlich durch den Rückgang der bestäubenden Insekten verloren, meist aufgrund von Pestiziden. Man muss sich nur an den starken Anstieg der Kakaopreise Anfang dieses Jahres erinnern, um zu sehen, wie sich dieses Szenario bereits in der Praxis abspielt.

Der zunehmende Verlust der biologischen Vielfalt erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir erneut mit Pandemien und Seuchen wie COVID-19 konfrontiert werden. Und jedes aufeinander folgende Ereignis wird eine größere Herausforderung darstellen als das vorherige, da die Nahrungsquellen erschöpft werden, sich Krankheiten verschlimmern und das Wetter extremer wird. Und das Ganze wirkt sich nicht nur auf unsere Gesellschaft aus, sondern hat auch schwerwiegende Folgen für die Wirtschaft.

Leider spielt der Finanzsektor dabei eine zerstörerische Rolle. Das Gewinnstreben der Finanzinstitute ermöglichte es den landwirtschaftlichen Unternehmen, immer weiter zu expandieren und dem Planeten immensen Schaden zuzufügen. Investitionen in solche Unternehmen müssen gestoppt werden. Finanzinstitute, die weiterhin in diese Praktiken investieren, zeigen einen ernsthaften Mangel an Führungsqualitäten und Visionen. Sie können so viele Windkraftanlagen finanzieren, wie Sie wollen – das wird keinen Unterschied machen, wenn Sie weiterhin auch die Zerstörung der Natur finanzieren.

Positive Investitionen in die Natur sind überall

Wir müssen unsere finanziellen Ressourcen, unsere Strategie und unser Einfluss, auf die Unternehmen und Projekte lenken, die die Natur wiederbeleben. Es gibt unzählige rentable und integrative Lösungen, die dringend finanziert werden müssen. So hat ein Triodos IM Fonds in ein Unternehmen investiert, das Meeresalgen im offenen Meer anbaut. Meeresalgen sind nicht nur ein nachhaltiger Dünger und eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichem Tierfutter, sondern ihr Anbau kann unter den richtigen Umständen auch die Wasserqualität und die Artenvielfalt im Meer verbessern sowie CO2 speichern.

Finanzierung der Zukunft

Auf der diesjährigen UN-Konferenz über die biologische Vielfalt (COP16) wird es darum gehen, den Worten Taten folgen zu lassen. Wir suchen gerne die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen oder Finanzinstituten, die profitable Investitionen in die Natur tätigen wollen. Die Zeit dringt und es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt.

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