
Kommentar: Emissionszertifikate für mehr Klimaschutz
Emissionszertifikate ermöglichen eine klimafreundliche Portfolio-Gestaltung und direkte CO2-Reduktion durch Stilllegung von Rechten, So können Investoren den CO2-Fußabdruck ihrer Investments reduzieren, ohne dass sich dies negativ auf die Rendite auswirkt, meint Dr. Christian Jasperneite, Chief Investment Officer der Privatbank M.M.Warburg & Co (Webseite) .
Die Dringlichkeit, den globalen CO2-Ausstoß zu reduzieren, ist längst im Finanzsektor angekommen. Asset Manager gehen diese Herausforderung aus unterschiedlichen Blickwinkeln, Motiven und daher auch mit voneinander abweichenden methodischen Ansätzen an. Eine Möglichkeit ist die Stilllegung von Emissionsrechten, die dem CO2-Ausstoß der jeweiligen Portfolios entsprechen. Dieses Vorgehen bietet eine langfristig nachhaltige Strategie, die über konventionelle Portfolioumschichtungen und Kompensationsmaßnahmen hinausgeht und direkten Einfluss auf den Klimaschutz nimmt.
Traditionelle Ansätze zur CO2-Reduktion
Ein verbreiteter Ansatz zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks in Portfolios ist die Umschichtung von Investments. Dabei werden Aktien und Anleihen von Unternehmen mit hohem CO2-Ausstoß verkauft und durch emissionsärmere Alternativen ersetzt. Diese Methode hat jedoch ihre Grenzen: Sobald die „low hanging fruits“ – also die leicht identifizierbaren CO2-intensiven Positionen – verkauft sind, wird es zunehmend schwierig, den CO2-Fußabdruck weiter zu senken, ohne die Portfolio-Performance zu gefährden. Auch die Option, die im Portfolio erzeugten CO2-Emissionen zu kompensieren, ist kritisch zu betrachten. Um eine CO2-Neutralität herzustellen, sollen bei diesem Modell Klimaschutzprojekte unterstützt werden. Schnell setzt man sich hier dem Vorwurf des Greenwashings aus.
Emissionszertifikate stilllegen
Ein innovativer Ansatz ist es, das Portfolio nicht nur durch den Verkauf CO2-intensiver Wertpapiere zu bereinigen, sondern auch die verbleibenden und immer noch verantworteten CO2-Emissionen der Vermögenswerte im Depot durch das Stilllegen von EU-Emissionsrechten nahezu vollständig zu reduzieren. Diese Rechte, die im Rahmen des europäischen Emissionshandelssystems gehandelt werden, können dauerhaft aus dem Markt genommen werden, wodurch ein echter Beitrag zur CO2-Reduktion geleistet wird. Unternehmen, die diese Rechte benötigen, um ihre Emissionen zu decken, sehen sich dadurch steigenden Kosten gegenüber.
Das Asset Management kann diese Strategie über die Beimischung eines Wertpapiers mit einem quasi negativen CO2-Fußabdruck umsetzen. Im Detail funktioniert das wie folgt: Eine eigens dafür gegründete Einzweckgesellschaft kauft europäische Emissionszertifikate auf und überträgt diese an eine Klimastiftung zur dauerhaften Verwahrung. Finanziert wird diese Einzweckgesellschaft über die Emission von Notes, die wiederum Bestandteil des Portfolios sind.
Zwar kostet diese Strategie marginal an Performance, da die Zertifikate dem Markt für immer entzogen und damit wertlos werden. Aber gleichzeitig gewinnt man enorme Freiheitsgrade zurück, da extreme Portfolioumschichtungen nicht nötig sind. Diese haben zudem in der Praxis oft nur geringe Auswirkungen auf die realen Emissionen der Unternehmen, da sich nur die Eigentumsrechte ändern, nicht aber die Emissionen der Unternehmen. Die gezielte Stilllegung führt nicht nur zu einer direkten Reduktion des CO2-Ausstoßes, sondern kann auch die Kosten für verbleibende Emissionen erhöhen. Dies übt Druck auf Unternehmen aus, in emissionsärmere Technologien zu investieren.
Nachhaltige Lösung für Investoren
Die Reduktion des CO2-Ausstoßes auf diese Weise bietet für das langfristig orientierte Asset Management und Investierende eine große Chance, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Durch die Stilllegung von Emissionszertifikaten im Portfoliokontext können sie direkt auf die CO2-Reduktion Einfluss nehmen – ohne dabei die finanzielle Performance ihres Portfolios zu gefährden. Dies ist ein innovativer Weg, um Nachhaltigkeit und Rentabilität in Einklang zu bringen und gleichzeitig Kompensationsmodelle mit falschen Versprechungen zu vermeiden.