Green Finance: Ist Regulierung ein Fluch oder doch ein Segen?
Die EU-Nachhaltigkeits-Direktive CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und die dazugehörigen neuen Standards ESRS bringen viele Herausforderungen für die Erhebung und Verarbeitung von Daten innerhalb des Unternehmens sowie entlang der Supply Chain und die Erstellung von ESG-Reports. Doch die Implemetierung moderner Systeme für das ESG-Reporting ist zugleich eine Chance für eine effiziente Transformation im Unternehmen.
Die konsequente Standardisierung der ESG-Berichterstattung ist das Ziel vieler regulierungsbehördlicher Initiativen der letzten Jahre. Allein innerhalb der EU wurde mit SFDR und den dazugehörigen ESRS ein Regelwerk geschaffen, das viele Entscheider in Finanzinstituten, Unternehmen und Private-Equity-Gesellschaften aufstöhnen lässt. Doch wenn man die Qualität und Güte mancher ESG-Reports mit der des Finanzberichtswesens vergleicht, wird deutlich, dass hier tatsächlich erheblicher Nachholbedarf besteht. In der Praxis des Nachhaltigkeits-Reportings ergeben sich zahlreiche Herausforderungen – von der Messung über die Analyse und Bewertung der klimarelevanten Daten, der Vergleichbarkeit bis hin zur Erstellung und späteren Weiterentwicklung der Reports. Die drei häufigsten Hindernisse bei der Bewertung der Klimaauswirkungen: unzureichende Datenqualität und Messtechnik, nichtautomatisierte Berichterstattung sowie mangelhafte Prozesse, die noch manuelle Eingriffe erfordern.
ESRS Disclosure Requirements zum Klimawandel
Die Offenlegungsanforderungen zum Thema „Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel“ werden durch die ESRS im Jahr 2023 in zwei Sets geregelt. Sie fordern die folgenden Angaben zum Klimawandel:
- Übergangsplan des Unternehmens zur Eindämmung des Klimawandels, einschließlich der Fortschritte und Grenzen, Änderungen des Produktportfolios, Einführung neuer Technologien und Finanzierungsquellen
- Resilienz der Strategie und des Geschäftsmodells in Bezug auf den Klimawandel
- Informationen über klimabezogene Ziele und wesentliche klimabezogene Auswirkungen, Risiken und Chancen
- Brutto-GHG-Emissionen nach Scope 1, 2 und 3
- Energieverbrauch und -mix
- Potenzielle finanzielle Auswirkungen wesentlicher klimabezogener Risiken und Chancen
Herausforderungen beim Klimareporting
Die Erhebung der notwendigen Daten über die GHG-Emissionen und den Energieverbrauch nach Scope 1, 2 und 3 ist eine der größten Herausforderungen für Unternehmen und PEs. Die Schwierigkeit besteht dabei in der Erfassung von Daten von Dritten oder von Daten, die sich auf die Wertschöpfungskette beziehen, also die Scope-3-Emissionen, die mit dem ersten Set von ESRS im Jahr 2025 verpflichtend werden. In der Praxis genügt die Güte der erhobenen Klimadaten oft nicht den (wissenschaftlichen) Ansprüchen. Insbesondere PEs und Investoren stehen vor der Herausforderung, die Umweltberichterstattung in ihren Portfoliounternehmen sogar branchenübergreifend zu vergleichen und zu harmonisieren. Zusätzlich zu den Beschränkungen der Messtechnik machen es fehlende Skills im Bereich der Nachhaltigkeit Unternehmen zusätzlich schwer. Nur Fachpersonal an der Schnittstelle von Business, Klimaforschung, Datenanalyse und strategischer Planung besitzt das nötige Know-how zur Verwaltung komplexer Datenmodelle für die Modellierung.
Bisher wurden Klimafragen häufig von einer einzigen Abteilung verwaltet, die ihre eigenen Protokolle und Kontrollen entwickelte. Dies hat zu wenig Kohärenz bei den Umweltinitiativen geführt und die Harmonisierung von Standards und Leitlinien auf Unternehmens- und Portfolioebene eingeschränkt. Und schließlich ist die Datenverwaltung mit Legacy-Systemen oft zeit- und arbeitsintensiv, hat eine begrenzte Skalierbarkeit und Genauigkeit und führt zu unnötig hohen Kosten.
IT-Lösungen ermöglichen Compliance
In einem umfangreichen Green-Finance-Whitepaper haben der Tech-Thinktank Core sowie EPAM unterschiedliche IT-Lösungen zusammengestellt, die Unternehmen und PEs implementieren können, um die Herausforderungen kurzfristig zu bewältigen und langfristig eine optimale Nutzung der Prozesse zu gewährleisten. So profitieren Unternehmen von einem integrierten IT-System, das die Erfassung von Umweltdaten aus direkten und aus Drittquellen, die schnelle und genaue Datenanalyse, die Validierung anhand spezifischer Umweltberichtsstandards und die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten gemäß der CSRD in der Qualität von Jahresabschlüssen automatisiert. Am wichtigsten ist, dass ein solches IT-System anpassungsfähig und die Architektur so designed ist, dass das Unternehmen langfristig und zu minimalen Kosten mit den sich entwickelnden Klimavorschriften konform bleibt. Insofern bietet die Implementierung eines automatisierten Klimadaten-Erfassungs- und Reportingsystems die Chance, neben der Compliance mit den neuen Regelwerken zugleich eine nachhaltige Transformation der Governance und der Prozesse im Unternehmen zu bewerkstelligen.