EU-Taxonomie: “Grünes” Label für Erdgas verschärft Klimakrise
Die Aufnahme von Erdgas und Atomkraft in die EU-Taxonomie für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten würde die europäische Energiewende deutlich verlangsamen, so ein neuer Bericht von Greenpeace Deutschland.
Im Oktober verhandelte der Europäische Gerichtshof in Luxemburg über die Klage Österreichs gegen die Einstufung von Erdgas und Atomkraft als nachhaltige Energieträger durch die Europäische Kommission. Die Luxemburger Regierung hat sich dieser Klage angeschlossen
Der Bericht zeigt, dass Erdgas – durch seine Gewinnung, seinen Transport, seine Lagerung und seinen Verbrauch – hohe Emissionen von Treibhausgasen (THG) verursacht und damit die Klimakrise anfeuert und nicht als nachhaltig klassifiziert werden sollte. Zudem ist der Bau von Atomkraftwerken langwierig und kapitalintensiv: 10 bis 19 Jahre dauert es, bis sie in Betrieb genommen werden können. Hinzu kommt, dass sie die Entwicklung erneuerbarer Energien bremst, wodurch sich wiederum die Laufzeit klimaschädlicher Kohle- und Gaskraftwerke erhöht. In dem Bericht wird betont, dass der schnellste, kostengünstigste und zugleich ökologischste Weg, fossile Brennstoffe aus dem europäischen Energiemix zu verbannen, in der Beschleunigung von Investitionen in erneuerbare Energien besteht.
EU-Taxonomie mit Schwächen
„Erdgas und Atomkraft als nachhaltige Investitionen zu bezeichnen, ist ökologisch, finanziell und sozial unverantwortlich. Zahlreiche Menschen leiden täglich unter extremen Überschwemmungen, Dürreperioden und anderen verheerenden Auswirkungen der Umwelt- und Klimakrise. Das Greenwashing dieser klimaschädlichen Energieträger behindert und verlangsamt die Energiewende und untergräbt die eigenen Klimaziele der EU. Wir haben keine Zeit zu verlieren, Regierungen und Investoren müssen ab sofort wahre Lösungen wie erneuerbare Energien priorisieren“, sagte Roger Spautz, Atomkampaigner bei Greenpeace Luxemburg.
Im April letzten Jahres reichten acht Länderbüros von Greenpeace, darunter auch Luxemburg, beim Europäischen Gerichtshof eine Klage gegen die Entscheidung der Europäischen Kommission in der EU-Taxonomie ein, Gas und Atomkraft als nachhaltig zu bezeichnen. Der Gerichtshof hat die Klage der Umweltorganisation vorläufig ausgesetzt, bis der Kommission das Ergebnis der von Österreich eingebrachten Klage vorliegt. Sobald das österreichische Verfahren abgeschlossen ist, wird der Gerichtshof über eine Wiederaufnahme der Greenpeace-Klage entscheiden.