Buchtipp: Nachhaltigkeit im Bankensektor wird wichtiger

Dass Banken etwas mit dem ökologischen und sozialen Fußabdruck unserer Gesellschaft zu tun haben zeigt Prof. Dr. Nicole Fabisch, Professorin für Marketing und Internationales Management an der International School of Management (ISM), in ihrer Publikation „Relevanz von Nachhaltigkeitszertifizierungen für Banken” (Springer Fachmedien). Demnach sei Nachhaltigkeit nicht nur ein Megatrend in Politik und Gesellschaft, sondern auch ein Thema, mit dem sich Banken und Finanzdienstleister in Zukunft noch wesentlich mehr befassen müssen.

Mittlerweile führten immer mehr Unternehmen und Investmentfonds Programme oder Richtlinien ein, die sich an Environmental Social Governance (ESG) -Kriterien orientieren, um neben Rentabilitätsaspekten, den Zugang zu Kapital zu verbessern. Zudem seien weltweit Regulierungsbehörden mit der Ausarbeitung und Umsetzung neuer Offenlegungsregelungen beschäftigt. Auch Investoren legten Wert auf relevante und transparente Informationen und entwickeln ESG-basierte Anlagestrategien.

Einfluss deutscher Banken durch Kreditvergabe

„Vor allem in Deutschland ist die Bankenbranche ein zentraler Akteur, da über 90 Prozent der Unternehmen Klein- und Mittelständler (KMU) sind und diese oft stark an Hausbanken gebunden sind”, führt Fabisch aus. Laut Bundesbank nahm die Bilanzsumme der deutschen Banken in den vergangenen Jahren beständig zu und erreichte im Corona-Jahr 2022 die Rekordsumme von 10.583 Milliarden Euro. Allein in Deutschland betrug das Volumen der Kredite, die im Jahre 2022 an Unternehmen und Privatpersonen vergeben wurden, 3,36 Milliarden Euro (Statista, 2023). Gäbe es dort öko-soziale Vergabekriterien, würde dies einen deutlichen Impuls setzen.

Die EU gibt nicht erst seit gestern ESG-Richtlinien für die Wirtschaft vor. Bereits im Jahr 1976 wurde die erste ins Leben gerufen: Die Guidelines for Multinational Enterprises on Responsible Business Conduct. Für den Bankensektor wurde die Notwendigkeit solcher Richtlinien allerdings erst wesentlich später festgestellt: Im Jahr 2019 wurden die Principles for Responsible Banking (PRB) 2019 ins Leben gerufen. Bei dieser wie auch vielen anderen folgenden Richtlinien fehlen die Prüfbarkeit auf Umsetzung sowie Sanktionsmöglichkeiten bei Nichteinhaltung. Wie kann dem entgegengewirkt werden? Ein Weg führt über Regularien und das Reporting: So trat im Jahr 2020 die EU-Taxonomie Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates in Kraft. Damit sollen für Investoren klarere Richtlinien gelten, Greenwashing eingedämmt und „Investitionen in nachhaltige Projekte und Aktivitäten” gelenkt werden, die notwendig sind, um Klimaneutralität zu erreichen.

Bislang gibt es der Untersuchung zufolge nur wenige Universalbanken, die wirklich proaktiv in Sachen Nachhaltigkeit handeln. Aber was ist die Lösung, wenn Banken und Finanzakteure weiterhin eher reaktiv auf die Anfordernisse in Sachen nachhaltiger Unternehmensführung reagieren? „Dann helfen wohl nur weitere regulatorische Vorgaben seitens der EU”, resümiert Fabisch. „Auch ganzheitliche Nachhaltigkeitssiegel und Rankings können für mehr Vergleichbarkeit und Transparenz sorgen. Bei den Nachhaltigkeitsbestrebungen der Banken ist in jedem Fall noch Luft nach oben.”

Autor

  • Dunja Koelwel

    Dunja Koelwel arbeitet seit 1998 als Journalistin im Bereich ITK mit besonderem Fokus auf Payment & Banking. Nach ihrem Jurastudium startete sie beim e-commerce Magazin, das sie über 13 Jahre begleitete und leitete, danach war Head of Content bei Ebner Media Events und zuständig für die Inhalte der Konferenzen. Seit 2020 ist sie Chefredakteurin von gi Geldinstitute. gi Geldinstitute ist die Fachzeitschrift für Banken und Finanzdienstleister alle Art – von etabliert bis FinTech, die in print, online und diversen sozialen Medien zu IT-Trends und Lösungen, Strategien und Neuentwicklungen informiert.

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