ESG-Regulatorik: Neues Jahr, drohen neue Unsicherheiten?

Es zeichnet sich Bewegung ab am Horizont der europäischen ESG-Regulierung: Eine Omnibus-Richtline soll für einfachere Prozesse und weniger Bürokratie sorgen. Doch darauf verlassen sollten sich Finanzinstitute wohl besser (vorerst) nicht. Stattdessen zeigen fünf Best Practices, wie Finanzinstitute die Klimavorschriften einhalten können.

Anfang November 2024 hat Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, angekündigt, dass im kommenden Jahr die ESG-Reporting-Richtlinien in einer „Omnibus“-Richtlinie vereint werden sollen. Insbesondere sollen die oft überlappenden Berichtspflichten aus der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), der EU-Taxonomie-Verordnung und der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) in der neuen Verordnung zusammengefasst werden, um Bürokratie zu reduzieren.
Was grundsätzlich nach einer sinnvollen Initiative klingt, hat einen Haken. Denn ob und in welchem Umfang die Berichtspflichten tatsächlich reduziert werden, bleibt abzuwarten: Die Aussage von der Leyens, dass der Inhalt der CSRD, CSDDD und Taxonomie-Verordnung beibehalten wird, deutet darauf hin, dass die zusammengefasste Omnibus-Verordnung die inhaltlichen Anforderungen für Unternehmen nicht wesentlich verringern wird.

Unsicherheiten bleiben also weiterhin bestehen, woraus sich für viele Institute die Frage ergibt, wo sie am besten anfangen oder in welche Bereiche sie schon frühzeitig investieren sollten, um unter anderem den Auditerbarkeitsanforderungen gerecht zu werden. Egal wohin die Reise geht, ein genauer Blick auf die folgenden fünf Best Practices wird sich auf jeden Fall lohnen.

Best Practices für Klima-Compliance

1. Optimieren Sie Ihre ESG-Datenstrategie

Eine zentralisierte Erfassung und Orchestrierung von ESG-Daten ist unerlässlich, um Konsistenz und Qualität zu verbessern. Eine integrierte Infrastruktur stellt sicher, dass alle ESG-Kennzahlen an einer Stelle zusammengeführt und einheitlich erfasst werden. Dies reduziert Diskrepanzen und vereinfacht die Berichterstattung. Durch eine kohärente Datenstrategie können Unternehmen das ESG-Datenmanagement optimieren und auf behördliche Kontrollen vorbereitet sein.

2. Setzen Sie auf kontinuierliche Verbesserung

Anstatt Perfektion von Anfang an anzustreben, sollten Unternehmen Tools und Plattformen einsetzen, die einen schnellen Start ermöglichen – auch mit unvollständigen Daten. Mit zunehmender Reife können sie den Datenerfassungsprozess automatisieren und die Qualität der Informationen verbessern. So bleiben sie anpassungsfähig und können auf regulatorische Änderungen reagieren.

3. Nutzen Sie bewährte Frameworks

Die Verwendung etablierter Rahmenwerke wie Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF), dem etablierten Accounting Framework zur Berechnung Finanzierter Emissionen, bietet standardisierte Ansätze, verbessert die Transparenz und ermöglicht den Branchenvergleich. Durch die Einhaltung von Best Practices können Unternehmen die Glaubwürdigkeit ihrer ESG-Berichterstattung stärken und branchenübergreifende Kooperationen fördern.

4. Integrieren Sie Klimadaten in Entscheidungen

Unternehmen und somit auch Finanzinstitute müssen Klimadaten in ihre wichtigsten Geschäftsentscheidungen einbinden – von Investitionsbewertungen bis zur Kapitalallokation. So können sie finanzielle Risiken besser managen und ihren CO2-Fußabdruck reduzieren.

5. Implementieren Sie robuste Data Governance

Eine starke Datenverwaltung ist entscheidend, um die Qualität, Genauigkeit und Konformität von ESG-Daten sicherzustellen. Umfassende Governance-Rahmenwerke mit regelmäßigen Audits und Anpassungen an neue Vorschriften schützen Ruf und Rechtsposition des Unternehmens.

Sicherstellung einer konformen Zukunft

Finanzinstitute müssen aktiv Maßnahmen ergreifen, um sich an die regulatorischen Anforderungen anzupassen, doch gleichzeitig liegt es auch in ihrem eigenen Verantwortungsbereich, bestmöglich auf die aktuellen Gegebenheiten vorbereitet zu sein. Denn egal welche regulatorischen Rahmenwerke gelten und wie komplex sie aufgebaut sind, im Kern werden sie sich immer um die zentralen Punkte drehen – jene, die Finanzinstitute auch ohne regulatorischen Druck angehen können.

Autor

  • Stefan Malchow

    Stefan Malchow ist Head of Sales von SAP Fioneer ESG Solutions. Als ehemaliger Banker nutzt er heute seine Erfahrungen, um Finanzdienstleister dabei zu unterstützen, die notwendigen regulatorischen Anforderungen zu erfüllen, Möglichkeiten für nachhaltige Transformation zu identifizieren und datengestützte Entscheidungen für Investitionen, Kredite und Net-Zero-Steuerung zu treffen.

    Alle Beiträge ansehen