Biodiversität

Bewertung Bio-Kreislaufwirtschaft: Natur ist unser wertvollstes Gut

In den letzten Jahren haben Unternehmen zunehmend versucht, die Abhängigkeit der Wirtschaft von der Natur zu verstehen. Wie PwC dieses Jahr meldete, hängt mehr als die Hälfte (55%) des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) in moderatem bis hohem Masse von der Natur ab: Betrug diese Summe 2020 noch 44 Billionen US-Dollar, ist sie Schätzungen zufolge auf heute 58 Billionen US-Dollar gestiegen. Der Bericht wies zudem darauf hin, dass die Zerstörung der Natur erhebliche Risiken für die Weltwirtschaft und die Gesellschaft insgesamt darstellt, wenn Unternehmen ihre Praktiken nicht umgehend ändern.

Die Wirtschaft überdenken

Nach jüngsten Untersuchungen der EZB sind etwa 72 Prozent der Unternehmen in der Eurozone stark auf die Natur angewiesen. Und 75 Prozent der Bankkredite in der Eurozone werden an Unternehmen vergeben, die stark von den Ökosystemleistungen der Natur abhängen.

Diese Analyse veranschaulicht, in welch hohem Ausmaß die Wirtschaft auf die Natur angewiesen ist. Die Natur ist jedoch mehr als nur ein Wirtschaftsgut, und ihr wahrer Wert wird häufig unterschätzt. Können Sie sich eine Welt ohne Natur vorstellen? Das ist unmöglich – ohne die Natur würden wir nicht existieren. Sie ist zweifellos unser wichtigstes Kapital und die Grundlage menschlichen Lebens. Das Wirtschaftswachstum geht jedoch zulasten der Natur, und unser hochentwickeltes Finanzsystem hat bislang nicht in unser wertvollstes Gut investiert.

Es ist an der Zeit, unsere Wirtschaft zu überdenken. Klima- und Biodiversitätskrise sowie zunehmende sozioökonomische Ungleichheiten sind unterschiedliche Folgen ein und desselben Grundproblems: unseres Wirtschaftssystems. Es ist an der Zeit für ein neues Paradigma, das die Natur ins Zentrum der Wirtschaft rückt und den ökologischen Wandel ermöglicht. Um die Natur – und damit unseren Lebensraum – zu schützen, müssen wir sie verstehen und wertschätzen, aber auch zum Ziel von Investitionen machen.

Natur mit Finanzen verbinden

Eine wichtige Maßnahme, mit der Unternehmen diesen Wandel beschleunigen können, ist die Ernennung eines Chief Nature Officer, der Natur mit Finanzen verbindet. holistiQ Investment Partners ist die auf nachhaltige Anlagen spezialisierte Plattform, die Lombard Odier Investment Managers gemeinsam mit Systemiq lancierte. Als nach eigenen Angaben erstes Finanzinstitut schuf sie in diesem Jahr eine Position, die Natur und Biodiversität zentral in der Geschäftsstrategie und der Investitionsagenda verankert.

Banken und Fondsmanager verfügen über enorme Macht in Bezug auf die Bewertung der Bio-Kreislaufwirtschaft, deshalb kommt ihnen auch eine wichtige Rolle bei ihrem Schutz zu. Durch die Kanalisierung von Kapital können sie einen Wandel im großen Maßstab bewirken. Damit das gelingt, müssen sie jedoch genau wissen, was sie tun.

An dieser Stelle ist eine spezielle, auf Wissenschaft und Research basierende Funktion von entscheidender Bedeutung. In den letzten Jahren nahm die Einstellung von Chief Sustainability Officers (CSO), die für die Umweltstrategie von Unternehmen verantwortlich sind, exponentiell zu. Laut Untersuchungen von PwC verdreifachte sich die Zahl der CSOs im Jahr 2021. Das deutet darauf hin, dass diese Funktion von höchster Unternehmensebene zunehmend wertgeschätzt und unterstützt wird.

Die Zukunft des Chief Nature Officer

Wir hoffen, dass sich die Funktion des Chief Nature Officer (CNO) auf dem gleichen Weg befindet. CNOs müssen eng mit dem Führungsteam des CEO, den CSOs und Anlageexperten zusammenarbeiten. Sie entwickeln Strategien, bei denen die Natur im Mittelpunkt steht und die im gesamten Unternehmen umgesetzt werden. Damit die Natur als unser wertvollstes Gut anerkannt wird, müssen die CNOs verständlich machen, wie stark die Wirtschaft von der Natur abhängt. Sie müssen zudem verdeutlichen, welche Chancen naturbasierte Lösungen und die Bio-Kreislaufwirtschaft für den Übergang zu einer klima- und naturverträglichen Welt bieten.

Bei holistiQ nutzen wir wissenschaftliche Analysen, um Roadmaps und Strategien zu entwickeln, mit denen wir die Kraft der Natur nutzen. So transformieren wir die Wirtschaft und erkennen die daraus entstehenden Anlagechancen. Unsere Forschung zeigt, dass der ökologische Wandel bereits in vollem Gange ist. Analysen zur Erkennung von Anlagegelegenheiten bieten ein enormes Potenzial, um in den kommenden Jahren herausragende Renditechancen zu eröffnen.

Die wichtigste Kohlenstoffsenke

Um sowohl unsere ökologische als auch unsere ökonomische Zukunft zu sichern, müssen wir der Biodiversitätskrise ebenso viel Bedeutung beimessen wie der Klimakrise: Die Natur ist die wichtigste Kohlenstoffsenke. Sie kann diese Funktion jedoch nur dann erfüllen, wenn die natürlichen Ökosysteme gesund und widerstandsfähig sind und eine ausreichende Biodiversität erhalten bleibt. Investitionen in Biodiversität sind die Voraussetzung dafür, dass die Natur ihre Schlüsselrolle bei der Eindämmung des Klimawandels spielen kann. Wir sollten die Kohlenstoffbindung durch die Natur nicht als Ziel, sondern als Folge von Investitionen in die Natur betrachten.

Die angestrebte CLIC-Wirtschaft ist Circular (kreislauforientiert), Lean (produktivitätssteigernd), Inclusive (integrativ) und Clean (sauber), und viele Lösungen, die für den Übergang zur CLIC-Wirtschaft erforderlich sind, existieren bereits. Die Herausforderung besteht darin, sie verstärkt zu finanzieren, um das Potenzial auszuschöpfen, das sie für den Wandel bieten. Wer auf die Kompetenz eines Chief Nature Officer setzt, ist diesem Ziel schon ein großes Stück näher.

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