Es wär’ nur unsere Schuld, wenn sie so bleibt
Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt. Immer mehr Start-ups beschäftigen sich mit der Frage, wie man die Welt ein Stück besser machen kann und wollen auf sozialer, gesellschaftlicher und ökologischer Ebene Veränderungen bewirken. Social Impact zu messen, ist eine enorme Herausforderung. Wie macht man die Rettung der Welt messbar?
Unternehmensgründungen kommen heutzutage fast nicht mehr ohne „Impact” aus. Aktuell wird die ESG-Welle stark von GreenTech-Start-ups vorangetrieben, aber auch immer mehr „Social Start-ups” entstehen. Wir leben in einer Zeit, in der sich Start-ups aller Branchen die Frage stellen, welche Wirkung sie mit ihren Geschäftsmodellen auf Umwelt und Gesellschaft erzielen können. Dies in Zahlen, KPI, OKRs zu fassen, in Excel auswertbar zu machen, ist eine der großen Herausforderungen für Start-ups wie für Investoren.
Was ist Social Impact? Für das umfangreiche Konzept des Social Impacts gibt es bisher keine ganzheitliche Definition. Es wird aber immer dann von Social Impact gesprochen, wenn eine Tätigkeit, ein Angebot oder eine Maßnahme zu Veränderung bei der jeweiligen Zielgruppe, im Lebensumfeld der Zielgruppe und in der gesamten Gesellschaft führt. Der Input-Output-Outcome-Impact-Ansatz (IOOI) von Phineo hilft dabei, den Begriff Social Impact besser einordnen zu können.
Die Grafik zeigt die verschiedenen Stufen hin zu sozialer Wirkung. Nicht zu sehen ist der Input. Also die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit Maßnahmen oder Angebote überhaupt stattfinden können. Die Stufen 1 bis 3 spiegeln den Output wider, den ein Projekt hat. Output meint hier Angebote, Maßnahmen oder Leistungen, die für die Zielgruppe angeboten werden.
Bei den Stufen 4 bis 6 handelt es sich um Outcomes und beschreiben die Wirkung bei der Zielgruppe. Die erste Outcome-Stufe ist erreicht, wenn die Zielgruppe eine neue Fähigkeit erwirbt, die zweite, wenn die Zielgruppe ihr Verhalten ändert. Die letzte Stufe ist erreicht, wenn sich die Lebenslage der Zielgruppe ändert. Wichtig ist, dass sich bei der Zielgruppe und in deren Denken und Handeln etwas verändert, was infolgedessen als Wirkung bezeichnet werden kann.
Wirkung auf Ebene der Gesellschaft wird als Impact bezeichnet und stellt die 7. Stufe dar. Diese Ebene ist am schwersten zu erreichen und auch am schwersten nachzuweisen.
Wie kann Social Impact gemessen werden?
Generell gilt: Wirkungen auf Ebene der Zielgruppe und auf gesellschaftlicher Ebene werden von vielen Faktoren bestimmt. Dennoch sind wir alle, als Gründer, in dem Glauben vereint, eine positive Veränderung bei unserer Zielgruppe und mit genügend Skalierung auch gesellschaftlich herbeiführen zu können. Die große Kunst der Wirkungsmessung ist es dabei, einen kausalen Zusammenhang zwischen den einzelnen Maßnahmen und den eintretenden Wirkungen nachzuweisen. Allerdings ist die Wirkungsmessung kompliziert und bis heute gibt es keine allgemein anerkannte Methode dafür.
Impactmessung ist richtig gemacht, enorm aufwendig – was nicht zuletzt an der Komplexität und dem damit verbundenen Ressourcenaufwand liegt. Neben dem oben beschriebenen IOOI-Konzept können Social-Impact-Unternehmen ihre Wirkung beispielsweise mit der Social-Return-on-Investment-Methode (SRoI) messen, einer Erweiterung der traditionellen, finanziellen Bewertung von Investitionen, bei der den Auswirkungen einer Maßnahme auf die Zielgruppe oder die Gesellschaft einen monetären Wert beigemessen wird. Allerdings ist für frühphasige Start-ups diese Analyse nur schwer durchzuführen, da eine große Datenmenge benötigt wird sowie Mitarbeiter*innen, die die nötige Expertise mitbringen, diese zu analysieren. Viele frühphasige Start-ups setzen stattdessen einen qualitativen Ansatz entlang des IOOI-Ansatzes. Das hilft dabei, erste Wirkungslogiken zu verstehen bzw. wirkungsorientiertes Denken im Team zu verankern.
Langzeit-Messungen sind eine Herausforderung
Wie messen wir nun Wirkung und Veränderung? Fabit unterstützt Menschen dabei, besser mit ihrem Geld umzugehen. Die App richtet sich vordergründig an Personen, die Schwierigkeiten haben, ihre Finanzen zu managen. Dafür kombiniert Fabit anlassbezogene Finanzbildung, aktive Finanzhilfe im Alltag und eine verhaltenswissenschaftliche Herangehensweise, um Nutzer*innen langfristig beim Erreichen ihrer Ziele zu unterstützen.
Der IOOI-Ansatz bildet das Framework, um den Impact zu messen. Auf der Output-Ebene wird etwa analysiert, wie viele Menschen die App downloaden und in regelmäßigen Abständen nutzen – so weit, so Standard für ein junges Unternehmen.
Beim Outcome geht es hingegen um die Verhaltensänderung der Nutzer*innen, also wie sich ihre Finanzgewohnheiten über einen längeren Zeitraum verändert und welche Auswirkungen dies auf die konkrete finanzielle Situation hat. Gewohnheiten – und nichts anderes ist unser Umgang mit Geld – verändert man nur durch Handeln. Baut man also eine rein digitale Lösung, die Menschen in ihrem Alltag begleitet, geht es vor allem um Stufe 4: Sich bestehende Muster bewusst zu machen und dann konkrete Anregungen zur Handlungsänderung zu geben (Stufe 5). Habit-Tracking-Elemente innerhalb der App dienen der Wirkungsmessung.
Schwierig wird es für ein Start-up in der Wirkungsmessung ab Stufe 6: Eine Veränderung der Lebenslage der jeweiligen Zielgruppe lässt sich erst an großen Kohorten ablesen. Dies benötigt vor allem Zeit und diese ist eine knappe Ressource in der Start-up-Welt. Wirklicher Impact auf Zielgruppen- und Gesellschaftsebene lässt sich erst nach Jahren feststellen. Investoren und Gründern müssen also vorerst die Indizien aus den vorherigen Stufen der Wirkungsmessung ausreichen.