Nachhaltigkeit trifft Liquidität: Hebelwirkung von SSCF
“Nachhaltigkeit kostet nur” vs. “Nachhaltigkeit zahlt sich aus”. Viele Unternehmen, die als Zulieferer tätig sind, sehen oftmals nicht die Mehrwerte, die sich für sie durch Nachhaltigkeit ergeben können oder engagieren sich nur bis zu den Mindestanforderungen. SSCF-Programme können ein zentrales Instrument zur Einbindung von Lieferanten und zur Förderung nachhaltiger Praktiken in der Lieferkette sein.
Die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext stellt viele Lieferanten vor Herausforderungen. Sie kämpfen oft mit der Vorstellung, dass nachhaltige Maßnahmen zwangsläufig höhere Kosten bedeuten. Jedoch zeichnet sich ein Umdenken ab: Unternehmen, die in eine nachhaltige Supply Chain investieren, erkennen zunehmend den langfristigen wirtschaftlichen Nutzen. Besonders durch Sustainable-Supply-Chain-Finance (SSCF) können Nachhaltigkeit und Liquidität sinnvoll vereint werden und das Engagement der Lieferanten gestärkt werden.
Was ist Sustainable-Supply-Chain-Finance (SSCF)?
SSCF geht über traditionelle Supply-Chain-Finance-Programme hinaus, indem es ökologische, soziale und ethische Aspekte in die finanzielle Unterstützung von Zulieferern integriert. Kurz gesagt, es belohnt Lieferanten, die nachhaltige Praktiken umsetzen, mit verbesserten Finanzierungskonditionen. Dies motiviert Zulieferer nicht nur, ihre Nachhaltigkeitsstandards zu erhöhen, sondern auch, ihre Effizienz zu steigern und langfristig wettbewerbsfähiger zu werden.
Das aktuelle Sustainable Procurement Barometer 2024 von EcoVadis und Accenture zeigt, dass Lieferanten Vertragsklauseln und Kollaboration bei Verbesserungsstrategien ist Bezug auf Nachhaltigkeit die meistgenutzten Maßnahmen seitens ihrer Kunden sind. Gleichzeitig gaben 45 Prozent der Lieferanten an, dass Anreizsysteme und Incentivierung für verbesserte Nachhaltigkeit der von ihnen am meisten befürwortete Ansatz ist.
Durch die gezielte (finanzielle) Förderung von Lieferanten, die nachhaltige Verbesserungen erzielen, schaffen Unternehmen Anreize, die gesamte Lieferkette umweltfreundlicher und sozial verantwortlicher zu gestalten. SSCF ist daher nicht nur ein Mittel zur Sicherung der Liquidität und Widerstandsfähigkeit der Lieferkette, sondern auch ein Instrument, um die Nachhaltigkeitsstrategie auf eine breitere Basis zu stellen.
Die Vorteile von SSCF-Programmen
Für Unternehmen, die SSCF-Programme nutzen, ergeben sich mehrere Vorteile:
- Kostenreduktion durch Effizienzsteigerung: Nachhaltige Praktiken führen oft zu optimierten Prozessen und Ressourceneinsparungen. Durch SSCF können Unternehmen ihren Lieferanten helfen, diese Effizienzgewinne schneller zu realisieren.
- Verbesserter Zugang zu Finanzmitteln: Lieferanten, die nachhaltige Praktiken nachweisen, profitieren von günstigeren Finanzierungskonditionen. Dies fördert sowohl die finanzielle Stabilität als auch das Engagement für ökologische und soziale Standards, wovon wiederum Einkaufsorganisationen profitieren.
- Reputation und Risikomanagement: Eine nachhaltige Lieferkette mindert das Risiko von Reputationsschäden oder Gesetzesverstößen. Unternehmen schützen sich vor potenziellen Imageschäden und stärken dieses gleichzeitig.
- Langfristige Partnerschaften: SSCF stärkt die Beziehung zwischen Unternehmen und Lieferanten. Dies hat sich insbesondere während der Covid-Pandemie gezeigt, als Lieferanten beispielsweise durch verkürzte Zahlungsziele aus dem SSCF-Programm ihre Liquidität erhalten konnten.
Herausforderungen bei der Implementierung von SSCF
Trotz der vielen Vorteile ist die Umsetzung von SSCF nicht ohne Herausforderungen. Eine der größten Hürden ist die transparente Erfassung und Bewertung nachhaltiger Maßnahmen entlang der gesamten Lieferkette. Oftmals fehlt es an klaren Standards und an der Technologie, um die notwendigen Daten effizient zu erheben. Unternehmen müssen zudem sicherstellen, dass ihre Zulieferer bereit sind, die erforderlichen Investitionen in die Nachhaltigkeit zu tätigen, um von den Vorteilen eines SSCF-Programms zu profitieren.
Fazit: Nachhaltigkeit und finanzielle Vorteile vereinen
SSCF-Programme bieten eine einmalige Gelegenheit, Nachhaltigkeit nicht nur als Kostenfaktor, sondern als Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Unternehmen, die in SSCF investieren, schaffen Anreize für ihre Lieferanten, nachhaltiger zu agieren, und verbessern gleichzeitig ihre eigene Liquiditätssituation. “Nachhaltigkeit kostet nur” vs. “Nachhaltigkeit zahlt sich aus”. Der Schlüssel liegt darin, die langfristigen Vorteile zu erkennen und Lieferanten auf diesem Weg mitzunehmen. Nachhaltigkeit zahlt sich aus – sowohl für die Umwelt als auch für das Unternehmensergebnis und die Lieferkette.