Wie Sustainable Finance Unternehmensnachfolge beeinflusst
Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, grüne Finanzen – Unternehmen müssen mit der Zeit gehen, um ihren Platz auf dem Markt zu sichern. Doch wie planen Firmen eine nachhaltige Unternehmensführung und Zukunft? Wie sichern sie die Unternehmensnachfolge?
Mehr als nur Umweltfreundlichkeit
Viele Unternehmen unterschätzen das Thema Nachhaltigkeit und reduzieren es auf seine Umweltaspekte. Ein ganzheitlicher Plan umfasst jedoch zu gleichen Teilen Umwelt-, Soziale und Governance-Themen. So entsteht das ESG-Prinzip, an dessen 3-Säulen sich die nachhaltige Unternehmensführung bemessen lässt, das in einen nichtfinanziellen Bericht mündet.
Nachhaltigkeit im Wandel
Die neue Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) fordert mehr Transparenz in der nichtfinanziellen Berichterstattung von Unternehmen und motivieren diese, ihr Geschäftsmodelle nachhaltiger zu gestalten. Die erste Welle von Unternehmen muss bereits 2025 für das Geschäftsjahr 2024 berichten und ab 2026 unterliegt dann der größte Teil der Unternehmen der Berichtspflicht. Neu ist, dass ESG-Faktoren stärker in den Fokus rücken. Damit werden die freiwilligen Leitlinien um einen gesetzlichen Berichtsstandard erweitert.
Auch Endabnehmer fordern transparente Produkte und Wertschöpfungsketten. Agieren Betriebe nicht nachhaltig, riskieren sie ihre Wettbewerbsfähigkeit. Und ihr Kapital – denn Finanzgeber berücksichtigen bei der Kreditbereitstellung unter anderem Nachhaltigkeits-strategien und auch Banken müssen auf die Zukunftsfähigkeit ihres Kreditbuches achten. Wer noch ganz am Anfang steht, dem helfen Anlaufstellen wie der Deutsche Nachhaltigkeitskodex. Sie unterstützen Unternehmen darin, einen einfachen Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu finden und die damit einhergehenden gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen.
Unternehmensnachfolge mit Strategie
Nachhaltigkeit bedeutet, an die Zukunft zu denken. Damit schließt sie Generationswechsel und die Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen mit ein. Im Idealfall beginnen Unternehmen bereits Jahre vor der eigentlichen Übergabe mit der Nachfolgeplanung. Spezialisierte Beratungseinheiten wie das Wealth Planning der Bethmann Bank unterstützen dabei. Sie helfen als Projektsteuerer, Nachfolge aktiv zu gestalten und mögliche Erbstreitigkeiten zu verhindern. Sie weisen auf Testamente sowie Vollmachten hin, beurteilen Gesellschaftsverträge, analysieren Schwächen und Stärken und entwerfen mögliche Zukunftsszenarien. Zudem erarbeiten übergabeerprobte Banken generationenübergreifende Finanzlösungen, gestalten die Nachfolge im Vermögenskontext und fördern den produktiven Austausch der Familie. Auch Zukunftsängste nehmen sie in den Blick: Gemeinsam mit dem Wiesbadener Institut für Nachfolge-Kultur e.V. (WINK, Webseite) verfolgt die Bethmann Bank (Webseite) einen neuen Ansatz, der die individuellen Auswirkungen einer Übergabe in den Mittelpunkt rückt. Die App „Walk of Change“ ermutigt Unternehmende dazu, während eines Spaziergangs wissenschaftlich fundierte Fragen zum eigenen Rückzug zu beantworten. App-Nutzer aus der übernehmenden Generation widmen sich ähnlichen Fragen, aber aus einem anderen Blickwinkel.
Maßgeschneidert schlichten
Zu Beginn der Zusammenarbeit schaffen Nachfolgeconsultants zunächst eine Diskussionsbasis der Unternehmensnachfolge. Streiten sich etwa drei Familienangehörige darum, ob sie beispielsweise das eigene Immobilienunternehmen selbst weiterführen oder verkaufen sollen, ziehen die Berater Experten aus unterschiedlichen Bereichen zu Rate, etwa Steuerberater oder Immobilienpartner. Anschließend analysieren sie verschiedene Szenarien. Die Simulation eines Todesfalls verdeutlicht Unternehmerfamilien, ob und wie gut sie auf eine reibungslose Nachfolge vorbereitet sind. Mithilfe einer ganzheitlichen „asset allocation“ spielen sie Auswirkungen nach einem eventuellen Firmenverkauf durch.
Darüber hinaus verkörpern holistisch agierende Berater eine schlichtende Position: Es gilt, mit der ganzen Familie zu sprechen und alle Positionen einzubeziehen. Können sie die Erbschaftsteuer überhaupt bezahlen? Kommen zusätzliche Kosten wie eine Wegzugssteuer hinzu? Diese und viele andere Fragen fließen mit ein.
Lassen sich Perspektiven und Erwartungen der Familienmitglieder nicht vereinen, holt die Bank eine neutrale dritte Person dazu. Coaches oder Mediatoren helfen, zwischen Familienmitgliedern zu vermitteln oder mit emotionalen Situationen wie einem plötzlichen Todesfall umzugehen.
Grünes Nachfolgemanagement
Frauen setzen sich tendenziell mehr für Nachhaltigkeit ein als Männer. Jüngere Generationen beschäftigt Zukunftsfähigkeit am meisten, ältere Männer orientieren sich häufig stärker an Rendite. Nachhaltigkeit gewinnt in der Nachfolge deutlich an Relevanz, hängt aber von zahlreichen Faktoren ab: Bewegt sich der Betrieb zum Beispiel in einer nachhaltigkeitsaffinen Branche und profitiert deshalb direkt von Investments in diesem Bereich, setzen sich Vermögensinhaber deutlich bereitwilliger generationenübergreifend mit umweltverträglichen Unternehmensstrategien auseinander.
Fakt ist: Ob fest verankert oder noch in den Anfängen, Nachhaltigkeit ist kein Trend mehr und gehört zur Zukunftsstrategie jedes Unternehmens.